DFB-Skandal: Eine fragwürdige Millionenshow

Archivbild: Joseph Blatter und Franz Beckenbauer
Archivbild: Joseph Blatter und Franz BeckenbauerAPA/AFP/LLUIS GENE
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Ob die WM 2006 nun gekauft war, klärt der Bericht der vom DFB beauftragten Kanzlei nicht. Die Spur führt jedoch weiterhin zu Franz Beckenbauer.

War Deutschlands Sommermärchen 2006 mit der Fußball-WM gekauft oder nicht? Diese Frage bleibt weiterhin ungeklärt. Auch die vom Deutschen Fußballbund beauftragten Ermittler der Wirtschaftskanzlei Freshfields vermochten nicht zu beweisen, ob vor dem Zuschlag für das WM-Turnier bestochen wurde. Einzig: Die Rolle von Franz Beckenbauer ist für die Ermittler weiterhin dubios.
Der mit Spannung erwartete 361 Seiten starke Bericht über mögliche Korruption hat weder die erhoffte Klärung aller Vorwürfe, Entdeckungen und Anfeindungen gebracht – noch sie restlos entkräftet. Denn Bestechung beim Stimmenkauf, dazu diente der Blick auf den von Franz Beckenbauer unterzeichneten Vertrag mit dem überaus zwielichtigen Fifa-Funktionär Jack Warner, sei „nicht grundsätzlich auszuschließen“, hieß es deutlich in dem Freshfields-Report.

Neue Fragen werfen die Untersuchungen zur Rolle des damaligen Bewerbungs- und Organisationschefs Beckenbauer auf. So sollen Anfang des Jahrtausends, nach dem WM-Zuschlag für Deutschland, Millionenzahlungen über ein Konto Beckenbauers an die Schweizer Rechtsanwaltskanzlei Gabriel & Müller geflossen sein. Bei den Juristen im Kanton Oberwalden gingen übrigens dann auch die zehn Millionen Schweizer Franken ein, die der ehemalige Adidas-Chef, Robert Louis-Dreyfus, dem WM-OK geliehen hatte.

Von Gabriel & Müller soll der gleiche Betrag auf das Konto einer Gesellschaft in Katar geflossen sein, deren einziger Gesellschafter der mittlerweile lebenslang gesperrte Ex-Fifa-Funktionär Mohamed bin Hammam war. Dieser bestreitet laut Freshfields jedoch entschieden, jemals das Geld bekommen zu haben. Bin Hammam steht dennoch unter dem Verdacht, die finanziellen Zuwendungen an asiatische WM-Wahlmänner des Fußballweltverbandes weitergereicht zu haben. Andere ebenso nicht bewiesene Vermutungen besagen, dass das Geld für den Präsidentschaftswahlkampf von Sepp Blatter im Jahr 2002 verwendet worden ist. Dies wird von den Beschuldigten ebenso bestritten.

Die Folgen eines Darlehens

Im Kern geht es um eine dubiose Zahlung von umgerechnet 6,7 Millionen Euro, die das WM-Organisationskomitee nach eigenen Angaben über Louis-Dreyfus an den Weltverband Fifa leistete. Die Rückzahlung dieses Darlehens ist aber durch die deutschen WM-Organisatoren bewusst verschleiert worden.

Wie Freshfield-Vertreter Christian Duve sagte, hätten die WM-OK-Mitglieder Horst R. Schmidt und Theo Zwanziger ihren Plan im April 2005 umgesetzt, die Rückzahlung über eine fingierte Überweisung vorzunehmen. Der Betrag wurde als Zuschuss für die WM-Gala deklariert. Von dem Fifa-Konto, das auf den heutigen Interimsgeneralsekretär Markus Kattner lautete, floss die Summe auf ein Konto von Louis-Dreyfus weiter. Wohin und warum, bleibt offen.
Partiell entlastet wurde von den Ermittlern Ex-DFB Präsident Wolfgang Niersbach, dem „keine Kenntnis der Vorgänge vor 2015 nachzuweisen“ sei. Warum weisen diverse Akten aber Notizen von ihm auf? Warum ist er zurückgetreten, wenn er nichts gewusst hat?

(APA/dpa)

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