Fußball-Legende Johan Cruyff ist tot

Johan Cruyff
Johan CruyffAPA/AFP/VALERY HACHE
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Der Niederländer erlag im Alter von 68 Jahren einem Krebsleiden. Der Regisseur hat dem Sport alles gegeben, Systeme entwickelt und Stars geformt.

Es gibt Namen im Weltfußball, die kennt man, selbst heute noch, obwohl ihre Tore und Großtaten längst Vergangenheit und Fußballgeschichte sind. Die Rede ist von Ballkünstlern wie Pelé, Franz Beckenbauer, Eusébio oder Spielmachern mit dem ganz besonderen Ballgefühl wie dem Niederländer Johan Cruyff. Am Donnerstag ist der Filigrantechniker und Schöpfer von Voetbal Totaal seinem Krebsleiden im Alter von 68 Jahren in Barcelona erlegen.

Die heimtückische Krankheit war beim Vizeweltmeister von 1974 erst im Herbst 2015 festgestellt worden. Bis Anfang der 1990er-Jahre war Cruyff extrem starker Raucher, 80 Zigaretten sollen es täglich gewesen sein – manchmal rauchte er sogar in der Halbzeitpause. Erst nach einem Herzinfarkt 1991 hörte er auf, er schien gesund, war stets angriffslustig. Die niederschmetternde Diagnose änderte zwar vieles, doch die Chemotherapie konnte ihm nie den Lebenswillen rauben oder bis zuletzt die Überzeugung nehmen, dass er dieses „Match“ gewinnen würde.

Cruyff war sogar überzeugt davon, dass er den Krebs besiegt. Die Oranje-Legende schrieb noch Mitte Februar in seiner Kolumne in der Tageszeitung „De Telegraph“: „Ich habe das Gefühl, mit 2:0 in der ersten Halbzeit eines Spiels vorn zu liegen, das noch nicht zu Ende ist. Aber ich bin mir sicher, dass ich es gewinnen werde.“

1974, das verlorene WM-Finale

Cruyff wurde 1971, 1973, 1974 Europas Fußballer des Jahres, mit dem niederländischen Nationalteam wurde er Vizeweltmeister 1974. Um seine bitterste Niederlage ranken sich viele Mythen, ob sie stimmen? Die Oranje-Stars seien vor dem Spiel im Whirlpool gesessen, waren zu entspannt. Sie hätten Damenbesuch gehabt; spielten zu arrogant und unterlagen nach dem frühen Elfertor durch Neeskens (2.) Deutschland mit 1:2. Cruyff war machtlos, der Star war von den Deutschen neutralisiert worden.

Der Regisseur mit der Rückennummer 14 galt neben Beckenbauer als bester Spieler des Turniers, eigentlich seiner Generation. Doch 1978 in Argentinien war er nicht mehr dabei. Nicht einmal Ernst Happel vermochte den eitlen Star zur Rückkehr zu überreden.
Mit Ajax Amsterdam gewann er acht holländische Meisterschaften und dreimal in Serie den Europacup der Landesmeister. 1973 wechselte er für die damals astronomisch anmutende Rekordsumme von 3,7 Millionen Mark – 1,892 Millionen Euro – zu Barcelona. Er sollte Titel gewinnen, Fußball spielen und den Katalanen als deutliches Statement gegen das Franco-Regime dienen. Man taufte ihn „König Johan“, für andere war er „El Salvador“, der Erlöser. Er führte Barça zum ersten Titel seit 1960.

Auch in den USA, bei den LA Aztecs und den Washington Diplomats, verlangte er noch den Ball, ehe er zu Ajax zurückkehrte. Mit 37 Jahren gewann er mit Feyenoord zum Abschluss das Double (1984).

Johan Cruyff bei der WM 1974 gegen Argentinien
Johan Cruyff bei der WM 1974 gegen ArgentinienAPA/AFP/STF

Erfolgreicher Wechsel ins Traingerschäft

Nach seiner aktiven Karriere wechselte Cruyff auf die Trainerbank und feierte mit Ajax und Barcelona nationale und internationale Erfolge, darunter vier Titel in Spanien und Triumphe im Europacup der Landesmeister (1992: Barcelona, 1:0 nach Verlängerung gegen Sampdoria) und Cupsieger (1987: Ajax, 1:0 gegen Leipzig; 1989: Barça, 2:0 gegen Sampdoria). Er war ein Stratege, ebenso unvergessen bleiben seine Streitbarkeit und Diskussionen mit Funktionären, Geldgebern, Referees und Kritikern. Cruyff musste und konnte zu jedem Spiel etwas sagen, am 4-3-3-System seiner Mannschaften aber gab es nichts zu rütteln. Ajax spielt bis dato sein System.

Der Niederländer, dessen Sohn Jordi nach dem Nationalheiligen benannt und auch Fußballer wurde, formte Stars wie den Bulgaren Hristo Stoitschkow. Selbst erfolgreiche Trainer der Gegenwart, etwa Pep Guardiola, erlernten bei ihm noch das Handwerk. Der Katalane sagt: „Fußball? Cruyff hat eine Kathedrale errichtet. Wir haben sie nur instand gehalten.“

Ein Best-of-Video von Johan Cruyff:

(fin)

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