Maierhofer in der Slowakei auf Meisterkurs

Stefan Maierhofer
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Stefan Maierhofer steht mit AS Trencin kurz vor der Titelverteidigung. Der 33-Jährige ist angetan vom Klub und denkt nicht ans Karriereende.

Mancher mag ihn schon abgeschrieben haben. Doch mit Stefan Maierhofer ist immer zu rechnen. "Heute kennt dich keiner, morgen wollen dich wieder alle haben", sagt der Ex-ÖFB-Teamspieler gelassen. Im Winter heuerte er beim slowakischen Titelverteidiger AS Trencin an und ist mit seinem Neo-Klub fast am Ziel: "Ich wollte einen Pokal stemmen", erklärte der 33-Jährige.

Im vergangenen Herbst noch stemmte Maierhofer vor allem das Telefon. Nach dem Engagement beim englischen Zweitligisten Millwall, der schließlich abstieg, war der Niederösterreicher vereinslos. Ein Wechsel zu Standard Lüttich zerschlug sich, obwohl die Signale von Sportdirektor und Ex-Rapidler Axel Lawaree bzw. des Präsidenten-Beraters und Ex-Bayern-Verteidigers Daniel van Buyten ursprünglich sehr positiv gewesen seien. Am Ende blieb nur ein Gips. "Ich habe im Testspiel zwei Tore erzielt und mir die Hand gebrochen, dann haben sie mir gesagt, dass sie mich doch nicht brauchen. Eine unglaubliche Situation", erinnerte sich der 2,02-Meter-Mann.

Doch Maierhofer wäre nicht Maierhofer, wenn er nicht auch diese Episode weggesteckt hätte. Ein fast schon überbordendes Selbstbewusstsein (Unterziehleiberl mit dem Aufdruck "Major is all in"), enormer Siegeswille, das Herz auf der Zunge, eine beeindruckende Präsenz im Strafraum, aber auch so manch technische Unzulänglichkeit - eine Kombination, die Maierhofer im Laufe seiner Karriere viele Fans einbrachte, aber auch Kritik und teils niveaulose Schmähungen bescherte. All das perlte zumindest nach außen hin am "Langen" ab. Wer es von der Landesliga zu Bayern München schafft, für Rapid Tore am Fließband erzielt, mit Grün-Weiß und Salzburg Meister wird und 19 ÖFB-Teamspiele absolviert, obwohl er nie in einer Nachwuchsauswahl aufschien, dem gibt schlicht der Erfolg recht.

Wandervogel

Nach unsteten Wanderjahren (Köln, Millwall, Wr. Neustadt) samt einigen Monaten ohne Verein hat sich Maierhofer nun den "Emporkömmling" Trencin in der Slowakei ausgesucht - und hat auch dort im Frühjahr schon zweimal getroffen. "Es macht Spaß, ich bin körperlich wieder in einer richtig guten Verfassung", betonte der 47-fache Torschütze in der österreichischen Bundesliga. Sein Weg scheint ebenso zu stimmen wie der des Klubs aus der 55.000-Einwohnerstadt im Westen des Landes: Neun Runden sind noch zu absolvieren, der erste Verfolger Slovan Bratislava weist bereits neun Punkte Rückstand auf.

Während Rekordmeister Slovan auf eine fast hundertjährige Klubgeschichte zurückblickt, ist die Tradition in Trencin ein zartes Pflänzchen. 1992 gegründet, übernahm 2007 der umtriebige niederländische Ex-Internationale und Immobilien-Händler Tscheu La Ling die Geschicke des Klubs und feierte acht Jahre später erstmals den Meistertitel sowie den Cupsieg. Derzeit wird das Stadion rundumerneuert und um ca. 7.000 auf 10.500 Plätze aufgestockt. Maierhofer: "Da ist was im Entstehen."

Maierhofer hält viel von Ling. "Er hat eine Philosophie, will holländischen Fußball sehen", sagte er über den Mannschaftskollegen des kürzlich verstorbenen Johann Cruyff bei Ajax Amsterdam. "Wir spielen aggressiven Fußball mit Pressing und viel Ballbesitz", berichtete Maierhofer. "Wir", das sind ein Dutzend Slowaken und 14 Legionäre, darunter fünf Nigerianer und zwei Südkoreaner.

Geld gab nicht den Ausschlag

Als Glücksritter, der zum Abkassieren gekommen ist, sieht er sich keinesfalls. "Ich verdiene hier nicht das Gelbe vom Ei", betonte Maierhofer, der sich seine Angebote sehr genau ansah und viele ablehnte. "Da hätten wahrscheinlich 80 Prozent der anderen Kicker unterschrieben", meinte der "Major", der sich nach dem Abstiegskampf in England nach oben orientieren wollte. "Schöne Stadien, viel Leidenschaft", sagt Maierhofer über seinen Inselkick, "aber ich wollte nicht wieder gegen den Abstieg spielen."

Sein Vertrag endet im Sommer, dem Profifußball will er aber noch ein Weilchen erhalten bleiben. Gerne auch in einer etwas prestigeträchtigeren Liga als der slowakischen. Mit dem Meistertitel und einigen Toren auf dem Konto sieht er dafür durchaus Chancen. "Ich gehe davon aus, dass ich im Sommer eine ganz andere Ausgangsposition habe", erklärte Maierhofer.

Profi, Berater, Model

Mit seiner Berateragentur Sportscon hat er sich vor zwei Jahren schon beizeiten ein zweites Standbein geschaffen. Es sind neben vielen positiven Erlebnissen auch negative wie jenes in Lüttich, von denen seine Klienten profitieren sollen. "Ich habe schon so viel gesehen im Fußball. Wir wollen jungen Spielern helfen", sagte Maierhofer.

Aus der Öffentlichkeit verschwinden wird er so oder so nicht. Schon in der Vergangenheit bewährte er sich bei Shootings oder am Catwalk auch als Model. "Da kommen immer wieder Anfragen. Es macht mir Spaß, man lernt viele Leute kennen", sagte Maierhofer, der nicht zuletzt Kontakte als Quintessenz für seine Beratertätigkeit sieht. Derzeit ist es aber der Glamour der slowakischen Fortuna-Liga, der ihn beschäftigt: "Jetzt hat der Fußball oberste Priorität."

(APA)

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