Erkrankung von Russ: Viel Unmut in Frankfurt

Marco Russ mit Kindern
Marco Russ mit KindernREUTERS
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Die Fans machen dem an einem Tumor leidenden Marco Russ Mut. Aussagen der Nürnberger und die Behörden sorgen für Ärger.

Nach dem Schlusspfiff im Relegationsspiel zwischen Frankfurt und Nürnberg erreichte der Lärmpegel im Stadion seinen Höhepunkt: Als Eintracht-Profi Marco Russ mit seinen beiden Kindern noch einmal auf den Platz zurückkehrte, wurde er mit ohrenbetäubendem Applaus empfangen. „Kämpfen, Marco, kämpfen“, schallte es ihm aus der Fankurve entgegen. Ein Dopingtest hatte beim 30-Jährigen eine Tumorerkankung aufgedeckt, am Dienstag muss er sich einer Operation unterziehen.

Russ hatte gegen Nürnberg auf eigenen Wunsch gespielt und erlebte einen bitteren Abend. Erst produzierte der Routinier ein Eigentor (43.), dann fing er sich seine zehnte Gelbe Karte ein und wird somit im Rückspiel am Montag fehlen. Gaćinović rettete überlegenen Frankfurtern noch ein 1:1.

Während die Zusprache für Russ von den Rängen Gänsehautstimmung erzeugte, sorgten Äußerungen des Gegners für Unmut. „Wenn einer wirklich schwer krank ist, kann er nicht Fußball spielen“, sagte Nürnberg-Kapitän Raphael Schäfer nach der Partie in einem TV-Interview. Trainer Rene Weiler sprach von einer „Inszenierung“. Beide entschuldigten sich für ihre Aussagen. „Meine Worte waren dumm. Ich habe mich voreilig geäußert, ohne Bescheid zu wissen“, teilte Schäfer in einer Klubaussendung mit, und Weiler sagte: „Es ist pietätlos, dass ein Klub und ein erkrankter Spieler fast dazu genötigt werden, die intimsten Dinge preiszugeben, um nicht als Dopingsünder in Verdacht zu stehen.“

Auch von den Frankfurtern setzte es harte Kritik an der Anti-Doping-Agentur. Man sei dankbar für den Hinweis auf die Erkrankung, aber „wie das abgelaufen ist, war eine Frechheit“, schimpfte Trainer Niko Kovač. Drei Wochen nach der ersten auffälligen Probe wurden Russ' Spind und Privatwohnung durchsucht. „Dann hat man vom Arzt eine Bestätigung, und trotzdem kommt immer noch jemand und glaubt dem nicht.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.5.2016)

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