Real Madrid gewann das Champions-League-Finale gegen Stadtrivale Atlético. Im Elfmeterschießen sicherten sich die Königlichen ihren elften Titel.
Mailand ist wieder einmal aufgetaucht auf der großen Fußballbühne. Die einstige europäische Fußballhauptstadt war allerdings nur Gastgeber des diesjährigen Champions-League-Endspiels zwischen Real Madrid und Atlético Madrid. Der Showdown um Europas Fußballkrone vor 81.000 im Giuseppe Meazza war zugleich ein "Derbi madrileno", ein Madrider Stadtderby.
Real gewann am Ende ein umkämpftes Finale mit 5:3 im Elfmeterschießen. Cristiano Ronaldo, bis dahin abgemeldet, verwandelte den entscheidenden Penalty. Zum elften Mal ("La Undécima") nahm Real Madrid damit die begehrteste Trophäe des europäischen Klubfußballs mit nach Hause, Atlético verpasste nicht nur den Premieren-Titel, sondern auch die Revanche für die bittere Finalniederlage von 2014 (1:4).
Die Grundausrichtung der Teams im Endspiel war wenig überraschend. Real versuchte sich im gepflegten Offensivspiel, wenn auch mit der gebotenen Vorsicht ob Atléticos Konterstärke. Auch die Defensivtaktik der Rojiblancos war vorhersehbar. In der sechsten Minute musste erstmals Atlético-Schlussmann Jan Oblak nach Freistoß gegen Casemiro retten. Und dann war es kein Geniestreich der Real-Offensivstars, der die Führung brachte, sondern eine Nachlässigkeit der sonst so disziplinierten und abgeklärten Atlético-Defensive.
Rechtsverteidiger Juanfran schubste Gareth Bale völlig unnötig und servierte Real einen Freistoß zu viel. Toni Kroos trat den Ball vors Tor, Bale verlängerte und Ramos spitzelte ein (15. Minute). Dass der Real-Kapitän dabei knapp im Abseits gestanden hat, interessiert bald niemanden mehr.
Ronaldo zur Stelle
Für Atlético war noch nichts verloren. Schüsse von Antoine Griezmann fielen zwar zu harmlos aus (34., 43.), der Franzose knallte sogar einen Elfmeter nach Foul von Pepe an Fernando Torres an die Querlatte (47.) – ein folgenschwerer Betriebsunfall –, doch Real schwächelte nun, von königlicher Souveränität war nichts zu erkennen.
Real-Superstar Cristiano Ronaldo war ohnehin untergetaucht. Die beinharte Atlético-Hintermannschaft wurde gleich zu Beginn beim Portugiesen vorstellig, danach war vom 31-Jährigen erst wieder in der 79. Minute etwas zu sehen, als er an Oblak scheiterte. Auch Sturmkollege Karim Benzema (71.) und Bale (79.) vergaben Riesenchancen auf das 2:0. Sekunden nachdem Real den sicheren Sieg vergeben hatte, gelang Atlético der Ausgleich: Juanfran, der indirekt den Gegentreffer verschuldet hatte, flankte auf den eingewechselten Yannick Carrasco, der zum 1:1 einschoss (79.).
Die Verlängerung brachte keine Entscheidung, der Showdown fand im Elfmeterschießen statt. Griezmann verwandelte diesmal, zum Pechvogel wurde Abwehrrecke Juanfran, der nur den Pfosten traf und den Weg frei machte für Ronaldo, der den letzten Penalty sicher verwandelte.
Zidanes Meisterstück
Während Coach Diego Simeone die Krönung seiner fünfjährigen Erfolgsgeschichte bei Atlético und einer überragenden Champions-League-Saison mit Siegen über Barcelona und Bayern München verpasst hat, ging sein Gegenüber Zinedine Zidane als erster französischer Trainer in die Geschichte ein, der die Champions League gewann.
Erst im Januar trat Zidane, 43, bei den Königlichen seine erste Stelle als Profitrainer an, seine Debütsaison endete sogleich mit mit dem Triumph in der Champions League. Der Druck auf den Ex-Profi war hoch, Real drohte die zweite titellose Saison in Folge. Doch Real behielt seine weiße Weste in Champions-League-Endspielen, gewann auch das fünfte Finale in der Königsklasse. Die nicht unwesentliche Siegesprämie von 600.000 Euro pro Akteur bleibt eine Randnotiz.
Real ist trotz einer ausbaufähigen Bilanz gegen den Stadtrivalen – von den jüngsten elf Pflichtspiel-Duellen haben die Königlichen nur zwei gewonnen – nun die unumschränkte Nummer eins in Madrid. Der Champions-League-Titel ging damit zum dritten Mal in Folge und zum sechsten Mal in den vergangenen zehn Jahren nach Spanien.
Madrid hat an diesem Abend außerdem Gastgeber Mailand als erfolgreichste Stadt in der Königsklasse abgelöst. Mit elf Titeln ist die spanische Hauptstadt alleiniger Rekordhalter, die Mailänder Klubs Milan und Inter kommen auf zehn Titel.
(joe)