Koller: „Ungarn kann uns wehtun“

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Marcel Koller warnt vor Auftaktgegner Ungarn, der „nicht zu unterschätzen“ ist. Unterdessen wird fleißig am Feinschliff gearbeitet.

Mallemort/Wien. Die Einzelzimmer im Moulin de Vernegues, der ViersternuUnterkunft der Österreicher, sind bezogen. Auch die ersten Trainingseinheiten wurden bereits absolviert, etwaige Bedenken bezüglich des Zustands des Rasens im Stade d'Honneur in Mallemort sind somit passé. „Das Hotel ist ein richtiges Schmuckkästchen und der Platz perfekt. In der Vorbereitung auf die Spiele können wir nicht sagen, dass irgendetwas nicht gepasst hätte“, stellte Marcel Koller beim ersten offiziellen Medientermin des ÖFB Donnerstagmittag fest.

Am Nachmittag wohnten 500 Zuschauer dem öffentlichen Training bei. Die eigens dafür aufgelegten Tickets waren schon seit Tagen vergriffen, David Alaba und Co. sind dieser Tage die größte Sehenswürdigkeit von Mallemort. Die Stimmung im Team der Österreicher ist weiterhin entspannt. Die Vorfreude auf den Startschuss gegen Ungarn am Dienstag in Bordeaux (18 Uhr, live in ORF eins) steigt von Tag zu Tag, die unmittelbare Vorbereitung darauf hat begonnen. „Die Ungarn sind sehr gut organisiert, sie stehen defensiv gut“, berichtete Koller. Der Schweizer verwies außerdem auf die Gefährlichkeit des Gegners bei Kontern und Standards. „Und sie haben individuell den einen oder anderen Spieler, der dir wehtun kann.“ Obwohl Ungarn längst nicht über die spielerische Qualität der Österreicher verfügt und auch auf weitaus weniger gestandene Legionäre vertrauen kann, warnte Koller vor dem womöglich entscheidenden Schuss Überheblichkeit: „Wir werden die Ungarn nicht unterschätzen.“

Feilschen um den Startplatz

Welcher Elf Koller in vier Tagen sein Vertrauen schenken wird, ist nach wie vor ein exzellent gehütetes Geheimnis. Martin Harnik, in Stuttgart in Ungnade und Unform gefallen, steht zur Debatte. Im letzten Test gegen die Niederlande wurde er in der Startformation durch Marcel Sabitzer ersetzt, auch Alessandro Schöpf könnte seinen Part übernehmen. „Gegen Malta war ich mit meinem eigenen Spiel sehr unzufrieden“, übte Harnik, einer der erfahrensten Spieler in Kollers Kader, Selbstkritik.

Und doch glaubt der „Piefke“ im Team der Österreicher an die Wende zur rechten Zeit. „Der Teamchef weiß, was er von mir erwarten kann.“ Selbiges gilt für Sebastian Prödl. Der 28-Jährige duelliert sich mit Martin Hinteregger um den Platz in der Innenverteidigung neben Aleksandar Dragović. „Ich habe meine Hausaufgaben gemacht“, sagte Prödl, der wie schon bei der Heim-Euro vor acht Jahren auf Einsätze hofft. Ein Vergleich der beiden Mannschaften sei nicht angebracht. „Wir gehen jetzt mit einem anderen Vertrauen in dieses Turnier. Der österreichische Fußball ist wieder eine Marke.“

Koller wird mit seinen Spielern in den kommenden Tagen am berühmten Feinschliff arbeiten. Es werden Passstafetten geübt, auch gezielte taktische Einheiten stehen auf dem Programm. „Und ich will Einsatz sehen. Jeder muss bereit sein!“

Ein Spieler, zwei Hymnen

Für György Garics wird das Spiel gegen Ungarn ein ganz besonderes. Der Rechtsverteidiger trifft mit seiner Wahlheimat Österreich auf sein Geburtsland. Garics, der viele Jahre in Italien verbracht und seit voriger Saison in Darmstadt unter Vertrag steht, ist auf eine emotionale Hochschaubahn eingestellt. „Es werden spezielle Emotionen kommen. Ich habe noch nie die ungarische Hymne auf dem Rasen gehört.“ Wie er sich beim Abspielen der beiden Hymnen verhalten wird, weiß der 32-Jährige selbst noch nicht genau. „Die österreichische singe ich auf jeden Fall mit. Wenn ich vielleicht auch bei der ungarischen mitsinge, kann mir das keiner übel nehmen.“

Höchstwahrscheinlich wird Garics das Spiel aber ohnehin auf der Ersatzbank verfolgen, in der gesamten EM-Qualifikation wie auch in der Vorbereitung erhielt der zuletzt formschwache Florian Klein den Vorzug. Garics war damit neben Tottenham-Legionär Kevin Wimmer der einzige Akteur, der in den beiden jüngsten Spielen gegen Malta und die Niederlande nicht eingesetzt wurde. „Ich würde lügen, wenn ich sage, ich würde nicht gern spielen, aber die Entscheidung trifft der Teamchef. Ich versuche, im Training immer meine Leistung zu bringen.“ Im Vordergrund stehe jedoch der Erfolg der Mannschaft. „Da gibt es keinen Platz für Egoismen.“

Garics' Wunsch: „Ich würde mich freuen, wenn wir in dieser Partie drei Punkte holen. Und danach hoffe ich, dass beide Mannschaften weiterkommen.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.06.2016)

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