USA: Fulminantes Comeback des Basketball-Messias

NBA: Finals-Cleveland Cavaliers at Golden State Warriors
NBA: Finals-Cleveland Cavaliers at Golden State Warriors(c) REUTERS (Gary A. Vasquez)
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Superstar LeBron James erfüllte seine Mission und erlöste Cleveland von einem Fluch: In einem dramatischen Finale gegen die Golden State Warriors gewann „The Chosen One“ mit den Cavaliers den ersten Titel.

Cleveland/Wien. Auf seinen breiten Schultern prangt der Schriftzug „The Chosen One“, in der Nacht auf Montag wurde LeBron James im Alter von 31 Jahren der quasi messianischen Erwartungshaltung endlich auch gerecht. Er hat seine Mission erfüllt. „Ich bin aus einem Grund zurückgekommen – um den Titel in die Stadt zurückzubringen“, hatte „King James“ vor dem Showdown, dem siebenten und entscheidenden Spiel in der Finalserie der US-Basketball-Liga NBA, vollmundig versprochen.

Eine Minute vor der Schlusssirene lagen die Cleveland Cavaliers rund um James im Finale in Oakland mit 89:89 gleichauf mit den Golden State Warriors. Ein Dreipunktewurf und ein Freiwurf, den James höchstselbst verwandelte, besiegelten indessen den Triumph für die Cavaliers und nicht zuletzt für Cleveland, das 52 lange Jahre auf einen großen Titel gewartet und viel Häme auf sich gezogen hatte. Der Sieg kam wie eine Erlösung von dem Fluch, der scheinbar auf der grimmigen Industriestadt am Erie-See in Ohio gelegen war, die vor allem für ihre Rock'n'Roll-Hall-of-Fame berühmt ist.

Rückkehr des verlorenen Sohns

Wie ein verlorener Sohn, ein wenig reumütig, war James vor zwei Jahren nach Cleveland zurückgekehrt. 2010 hatte der einstige Wunderknabe die Stadt verlassen, um endlich einen NBA-Titel zu gewinnen und zu den ganz Großen seines Sports aufzusteigen. Im Trio mit seinen kongenialen und glamourösen Ko-Stars Dwayne Wade und Chris Bosh gelang ihm schließlich mit den Miami Heat gleich zweimal der große Wurf in der NBA.

Die Sehnsucht nach dem Triumph mit den Cavaliers trieb ihn jedoch weiter. Als er heimkehrte, war alles vergeben und vergessen: Bei seinem großspurigen Weggang hatten Cavs-Fans ihr Trikot verbrannt, der Präsident des Klubs wünschte ihn zum Teufel. Im Vorjahr führte James die Cavaliers ins Finale, in dem sie den Golden State Warriors klar unterlagen. Heuer war die Neuauflage härter umkämpft, obwohl die Cavaliers bald mit 1:3 an Siegen gegen die Favoriten aus Kalifornien zurücklagen.

Die Warriors hatten mit 73 Siegen in der regulären Saison den Rekord der Chicago Bulls aus der Ära Michael Jordans gebrochen, und der quirlige Spielmacher Stephen Curry avancierte neuerlich zum dominierenden Spieler der NBA. LeBron James wendete indessen mit einer Glanzleistung und jeweils 41 Punkten das vorzeitige Aus ab.

Im Finale stahl er Curry die Show. Der 28-Jährige – wie James in Akron, Ohio, geboren, als Sohn eines Cavaliers-Profis – laboriert an einer Verletzung, die ihn auch zur Absage der Olympia-Teilnahme in Rio zwang. James schaffte mit den Cavaliers ein fulminantes Comeback – den Gewinn der Finalserie nach einem 1:3-Rückstand. Nicht nur war er zum sechsten Mal in Folge ins Finale gekommen, ihm gelang auch die Revanche für die Vorjahresschlappe; obendrein empfing er von Basketball-Legende Bill Russell die Trophäe für den wertvollsten Spieler der Finalserie.

Mit dem obligaten abgeschnitten Basketballnetz um den Hals und seinen beiden Kindern an der Seite kündigte „King James“ für Mittwoch die Party und Parade des Sommers in Cleveland an – vier Wochen vor der Kür Donald Trumps zum Präsidentschaftskandidaten beim Parteikonvent der Republikaner, just in der Basketball-Arena der Cavaliers.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.06.2016)

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