Messis Genie, Glanz und Eleganz

Copa America. Unter der Führung ihres Kapitäns deklassierte Argentinien die USA im Halbfinale 4:0. Lionel Messi avancierte dabei zum Rekordtorschützen seines Landes.

Wien/New York. Barcelonas Trio Infernal ist derzeit nicht auf der europäischen Fußballbühne präsent, weshalb es der Euro in Frankreich auch an Glanz und Toren fehlt. Einer der drei Lateinamerikaner spielt derzeit allerdings bei der Copa America in den USA groß auf: Beim 4:0-Triumph Argentiniens gegen Gastgeber USA im Halbfinale in Houston erzielte Lionel Messi mit einem Kunstschuss – einem Freistoß – sein 55. Tor im Nationalteam. Er löst damit Gabriel Batistuta („Batigol“) – den Ex-Fiorentina-Stürmer – als Rekordtorschützen ab. Zudem trug sich Messi mit zwei Assists in die Statistik ein.

In Frankreichs Stadien skandieren derweil Portugal-Gegner seinen Namen, um seinen großen Rivalen um den Ehrentitel des Weltfußballers, Cristiano Ronaldo, in Spottgesängen zu schmähen. „Messi, Messi“, riefen zuletzt auch die rot-weiß-roten Anhänger in Paris, als sich der Real-Star wie eine Mimose verrenkte, die Augen rollte und zum Himmel richtete, um Hilfe von oben zu erflehen, oder in gespielter Verzweiflung zu Boden sank, als würde er im Orkus versinken.

Lionel Messi kennt derlei Gesten nicht, er ist die personifizierte Zurückhaltung. Umso lauter sprechen hingegen seine Taten auf dem Feld, seine Tricks, Doppelpässe und Kunstschüsse, wie er es momentan wieder in den US-Arenen zwischen Los Angeles, Houston und New York unter Beweis stellt.

Die Spiellaune ist zurück

Ohne seine kongenialen Sturmpartner Neymar und Luis Suárez – Brasilien ohne Superstar Neymar und Uruguay – sind bereits in der Vorrunde aus dem Turnier geflogen – hat sich Messi im blau-weißen Nationaltrikot nie so recht wohl gefühlt. Ein ums andere Mal enttäuschte der „Floh“ („El Pulga“) bei Auftritten für Argentinien. Unvergessen, wie er 2014 nach der Finalniederlage gegen Deutschland bei der WM in Brasilien vom Rasen schlich und sich widerwillig den Pokal für den besten Spieler des Turniers von der Tribüne abholte.

Seine Spiellaune und sein Genie hat er nach einer Verletzungspause und dem Ausscheiden Barcelonas aus der Champions League wiedergefunden. Er hat auch das Verfahren und die Finanzaffäre rund um seine Verstrickung in die Panama-Papers abgeschüttelt.

Jürgen Klinsmann, der Teamchef der USA, gratulierte Messi neidlos zu seiner Leistung. Gegen die Schlappe konnten die US-Boys ohnehin nichts ausrichten, das Erreichen des Semifinales markierte immerhin einen Erfolg für den US-Coach und sein Team, das großen Formschwankungen unterliegt. Die Copa America zum 100-Jahr-Jubiläum des Turniers soll eine Visite für die Bewerbung der USA für die Fußball-WM 2026 abgeben.

Messi wird indessen am Freitag seinen 29. Geburtstag feiern – zwei Tage vor dem Finale im East-Rutherford-Stadion nahe New York, Football-Heimstätte der Giants.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.06.2016)

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