EM 2020: Die Europameisterschaft der vielen Fragen

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TOPSHOT-FBL-EURO-2016-MATCH50-GER-FRAAPA/AFP/PATRIK STOLLARZ
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In vier Jahren wird die Endrunde erneut mit 24 Teilnehmern und in 13 Ländern ausgetragen. Es wird eine Europameisterschaft der weiten Wege für Fans und Teams. Ein Überblick mit Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Paris. Michel Platinis Erbe wird mindestens bis zur EM 2020 nachwirken. Das Turnier findet dann wieder mit 24 Teams und in 13 Ländern statt. Fußballpuristen werden daran keine Freude haben. Der EM-Gigantismus wird nach dem Aufblähen auf 24 Mannschaften für das Turnier in vier Jahren noch einmal verschärft.

Wie die Endrunde konkret funktionieren soll, will die Uefa erst im Dezember bei einer Sitzung ihres Exekutivkomitees festlegen. Hier die Ansätze einer Erklärung.

Wie funktioniert die EM in 13 Ländern?

Die 24 Mannschaften spielen in sechs Gruppen und damit auch wieder in dem „krummen Modus“ mit vier Gruppendritten, die sich auch für das Achtelfinale qualifizieren. Jede Gruppe hat zwei Spielorte in zwei verschiedenen Ländern, die nach regionalen Kriterien noch von der Uefa zusammengestellt werden müssen. Möglich wären zum Beispiel Brüssel/Amsterdam und München/Budapest. Teams aus den Gastgeberländern haben mindestens zwei, maximal vier Heimspiele, sofern sie sich für das Turnier qualifizieren. Das Problem: Der sportliche Wettbewerb wird verzerrt, weil vorher klar ist, welche Mannschaften in einer Gruppe sind, zum Beispiel Belgien und Holland oder Deutschland und Ungarn, wenn die Uefa die Spielorte entsprechend zuordnet.

Wo wird überall gespielt?

Die Spielorte der Gruppenphase sind neben der Allianz-Arena in München noch Amsterdam, Baku, Bilbao, Brüssel, Budapest, Bukarest, Dublin, Glasgow, Kopenhagen, Rom und St. Petersburg. In jedem dieser Orte findet zudem ein K.-o.-Spiel statt. Im Londoner Wembley-Stadion finden beide Halbfinale und das Endspiel statt.

Zu welchen Problemen kann es kommen?

Die Hauptkritik lautet: Die EM wird ihrer Seele beraubt. Ohne regionales Zentrum wird keine Turnieridentität entstehen, sprich keine Gute-Laune-Stimmung aufkommen können wie in Frankreich oder bei der WM 2006 in Deutschland. Viele Fans können sich ständiges Hopping quer durch Europa einfach nicht leisten. Auch für die Teams ist eine gute Logistik gefragt. Flugdistanzen von mehr als 4000 Kilometern kreuz und quer über den Kontinent werden zur Regel. Das Extrembeispiel: Der Sieger des Viertelfinales in Baku muss auf dem Weg zum Halbfinale in London drei Zeitzonen passieren.

Was bedeutet der Turniermodus für das ÖFB-Team?

Gelingt Österreich die Qualifikation, hängt viel von der Gruppeneinteilung durch die Uefa ab. Da keine österreichische Stadt vertreten ist, wird es keine Heimspiele geben. Die Reisewege können aber sehr unterschiedlich sein. Käme Österreich in die Gruppe München, Budapest oder Rom, wären relativ kurze Reisewege für Team und Fans garantiert. Das würde bei einer erfolgreichen Qualifikation Deutschlands oder Italiens aber auch bedeuten, sicher mit einem Topteam in einer Gruppe zu sein. Bei vielen möglichen Teilnehmern und wohl auch Österreich gefürchtet wird angesichts langer Flugreisen die Gruppe mit Baku, Aserbaidschans Hauptstadt, sein.

Wie läuft die Qualifikation ab?

Auch hier wird es kompliziert. Die 55Uefa-Mitglieder werden zunächst auf zehn Gruppen aufgeteilt. Alle Gruppensieger und Gruppenzweite qualifizieren sich, immerhin gibt es dabei keine große Rechnerei mehr. Allerdings beginnt die Qualifikationsrunde erst im Frühjahr 2019, denn vorher wird die neue Nationenliga gespielt, auch eine Idee von Platini. Die Play-off-Sieger der vier Divisionen dieses Wettbewerbs bekommen auch ein EM-Ticket, quasi im Last-minute-Verfahren drei Monate vor dem Turnierbeginn. Hier ist der sportliche Wert wieder sehr infrage gestellt, denn ein Team aus dem Topf der 16 schlechtesten Mannschaften (derzeit Litauen bis Gibraltar) hat einen EM-Startplatz sicher.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.07.2016)

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