Manninger: Der Wandervogel landet an der Anfield Road

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Alexander Manninger, 39 ist nun dritter Torhüter des FC Liverpool. Er kehrt auf die Insel zurück, erhielt einen Einjahresvertrag und will diese Perspektive „richtig genießen“.

Liverpool. Salzburg, Steyr, GAK, Arsenal, Florenz, Espanyol (0 Spiele), Torino Calcio, Bologna (0), Siena, Salzburg, Siena, Udinese (0), Juventus, Augsburg und jetzt Liverpool: Die Karriere von Alexander Manninger führte quer durch Fußball-Europa. Der Torhüter spielte bei guten, wirklichen schlechten und sensationellen Vereinen, er war 1997 als erster Österreicher und Ersatz für David Seaman in der Premiere League gelandet.

Wirklich glücklich schien er bei keinem seiner Klubs gewesen zu sein. Zu oft nur Ersatz, grandiosen Paraden folgten Patzer, mitunter folgten Zerwürfnisse mit dem jeweiligen Trainer. Der Salzburger soll als eigen gelten, aber Torhüter seines Schlages sind immer für einen Einsatz gut. Jetzt, nachdem er als 38-Jähriger vergangene Saison als ältester Spieler der deutschen Bundesliga bei Augsburg nur noch auf der Bank gesessen war, kehrt Manninger ablösefrei noch einmal auf die Insel zurück.

Der Veteran, seit 1994 im Fußball aktiv, unterschrieb beim großen FC Liverpool einen Einjahresvertrag, Jürgen Klopp schenkt ihm als dritten Keeper hinter Simon Mignolet und Loris Karius das Vertrauen. Es ist ein für England nicht unübliches Engagement – ältere Keeper übernehmen dort zumeist auch die Rolle als Ausbilder.

Wenn Jürgen Klopp anruft

Manninger wurde mit Arsenal Meister und FA-Cupsieger (1997/1998), mit Juventus jubelte er 2012 über den Titel – freilich als Ersatz von Gianluigi Buffon. Die Rolle als zweiter oder nun dritter Mann ist ihm recht. Hauptsache, Fußball wird gespielt, egal ob Liga, Champions League oder Cup. Der gelernte Tischler, einst von Otto Barić entdeckt, sagt: „Wenn ich gerufen werde, stehe ich bereit. Ich bin aber definitiv auch gekommen, um zu spielen.“ Dass er überhaupt noch einmal zu Premier-League-Ehren kommt, sei für ihn dennoch eine „Überraschung. Nach all den Jahren in Italien und zuletzt in Deutschland habe ich nie gesagt, ,das war's jetzt‘. Aber: Ich habe auf den Anruf gewartet.“ So kam auch der erste Kontakt mit Klopp zustande, der Deutsche rief ihn an und erklärte seine Ideen. Die Vorgabe war ebenfalls schnell klar, Klopp sagte: „Wir wissen, was du 20 Jahre lang gemacht und geleistet hast. Du musst nichts beweisen.“

Manninger absolvierte 34 Partien für die ÖFB-Elf, 2009 trat er aus der Auswahl zurück, weil er sich vom Teamchef Dietmar Constantini „zu wenig wertgeschätzt“ fühlte. Sein bis dato letztes Spiel in der Premier League absolvierte er am 19. Mai 2001. Nun trägt er das Dress der Reds, spielt (oder sitzt) an der ehrwürdigen Anfield Road. Alexander Manninger hat in seiner Karriere viel erlebt, noch mehr gesehen – und dennoch, an die Perspektive beim FC Liverpool muss sich auch dieser Wandervogel erst einmal gewöhnen. (fin)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.07.2016)

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