Die Wiener Austria verlor das Hinspiel der dritten Qualifikationsrunde gegen den slowakischen Vertreter Spartak Trnava mit 0:1. Der Anhang der Gäste sorgte für zusätzlichen Ärger.
Spiele in der Europacup-Qualifikation haben oftmals einen etwas abenteuerlichen Flair. Dafür braucht es keine weiten Reisen gen Osten, auch ein Vergleich mit Spartak Trnava erfüllt diesen Zweck. Die Meisterschaft hat sowohl in Österreich als auch in der Slowakei eben erst begonnen, man weiß nicht allzu viel über Form und Qualität des Gegners. Natürlich hatte Thorsten Fink im Vorfeld des Hinspiels zur dritten Europa-League-Qualifikationsrunde trotzdem ausdrücklich vor Trnava gewarnt, das gehört zum guten Ton.
Die Gäste waren mit einem Remis und einem Sieg in die slowakische Fortuna Liga gestartet, in der Europa League behauptete man sich gegen Klubs aus Malta (Hibernians FC) und Armenien (Shirak Gyumri). Fink erwartete also selbstbewusste Gäste, deren Kollektiv hatte den Deutschen beim Studium des Kontrahenten durchaus beeindruckt. Gefahr ging zunächst jedoch nicht von den Spielern Spartak Trnavas, sondern vielmehr von deren Anhängern aus. Schon vor Anpfiff kam es vor dem Happel-Stadion zu tumultartigen Szenen, mehreren Anzeigen und Festnahmen.
Auch hätten die Trnava-Anhänger im Happel-Oval ein Netz heruntergerissen, das verhindern sollte, dass Gegenstände in Richtung Spielfeld geworfen werden. Dazu gab es homophobe und rassistische Äußerungen gegen dunkelhäutige Menschen. Schon zuvor hatte es im Zuge der Kontrollen slowakischer Fanbusse eine Festnahme nach dem Verbotsgesetz gegeben, außerdem wurden Schlagstöcke und Schlagringe sichergestellt. Auch nach dem Spiel kam es zu Zusammenstößen rivalisierender Fans und der Exekutive. Dabei seien insgesamt zehn Personen festgenommen worden. Sechs Personen mussten in Krankenhäuser gebracht werden, die Polizei beklagte zwei verletzte Beamte. Eine traurige und beschämende Bilanz.
Wer Tore nicht schießt
Die Wiener Austria möchte sich in dieser Saison speziell über die Schnelligkeit ihrer Offensive definieren. Das Trio Lucas Venuto, Larry Kayode und Felipe Pires stand deshalb auch gegen Trnava in der Startelf. Speerspitze Kayode hätte in der ersten Halbzeit die Weichen früh auf Sieg stellen können, doch der Nigerianer vergab drei tolle Möglichkeiten (19./27./44.). Auf der Gegenseite fand der Vierte der abgelaufenen slowakischen Liga ebenso drei teils hochkarätige Chancen vor, die beste hatte Tambe (36.).
Lediglich 16 Sekunden nach Wiederbeginn sollte Tambe dann doch jubeln, der 22-Jährige aus Kamerun wurde bei einem schnellen Vorstoß von der Austria-Innenverteidigung sträflich allein gelassen. Tambes viertes Europa-League-Tor in dieser Spielzeit bedeutete letztlich auch den 1:0-Auswärtssieg, weil die Austria an diesem Abend trotz weiterer Chancen durch Kayode (84.) und Friesenbichler (87./94.) schlicht nicht treffen wollte.
("Die Presse", Printausgabe 29.7.2016)