Der Kapitän und WM-Held hört auf

Germany v Ukraine - EURO 2016 - Group C
Germany v Ukraine - EURO 2016 - Group C(c) REUTERS (CARL RECINE)
  • Drucken

In Brasilien wurde Bastian Schweinsteiger gefeiert, in Frankreich beendete er die deutschen Titelträume, nun trat er zurück. Bei Manchester United droht der Rauswurf.

Wien. Schweißüberströmt, blutverschmiert, unter dem Auge ein tiefer Cut. Bastian Schweinsteiger hatte einmal mehr seinen unbändigen Willen unter Beweis gestellt und sich für sein Team aufgeopfert. Das WM-Finale am 13. Juli 2014 war das größte Spiel seiner Karriere, er wurde zum Gesicht des deutschen Triumphs in Brasilien. Mit dem WM-Titel sei „historisch und emotional etwas gelungen, was sich in meiner Karriere nicht mehr wiederholen lässt“, teilte Schweinsteiger nun mit – und gab nach 120 Länderspielen und zwölf Jahren, die letzten beiden davon als Kapitän, seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft bekannt.

Der 31-Jährige stieß zuletzt an seine Grenzen, lebte von seiner erfolgreichen Vergangenheit. Das deutsche Sommermärchen bei der Heim-WM 2006, acht Meistertitel mit dem FC Bayern, das Münchner Triple 2013, der WM-Titel. Heuer kam er angeschlagen zur EM nach Frankreich, doch DFB-Coach Joachim Löw erklärte, Schweinsteiger sei ein „emotionaler Leader“, daher unverzichtbar. Seine Nichtberücksichtigung wäre einer Demütigung gleichgekommen.

Gleich im Auftaktspiel wurde Schweinsteiger eingewechselt und traf. In der K.-o.-Phase aber versagte er im Elferschießen gegen Italien, gegen Frankreich leitete er mit seinem plumpen Handspiel im eigenen Strafraum die Halbfinalniederlage ein. Ein unglückliches Ende, denn es sollte sein letzter Auftritt im Teamtrikot gewesen sein. 22 Tage später erklärte der Kapitän, es sei „richtig und vernünftig, nun Schluss zu machen“.

Sein Rücktritt erfolgte just an jenem Tag, als britische Medien berichteten, Schweinsteiger werde bei seinem Klub Manchester United vom neuen Coach José Mourinho aussortiert. Im Vorjahr ereilte den Mittelfeldmann bei seinem Stammklub FC Bayern, für den er über 500 Partien bestritten hatte, schon dasselbe Schicksal. Louis van Gaal holte Schweinsteiger nach Manchester, doch in der Premier League passte erst die Form nicht, dann kam Verletzungspech am rechten Knie dazu. Insgesamt kam er nur zu 18 Ligaeinsätzen. Auf dem Platz riss Schweinsteiger das Spiel an sich, forderte Bälle und kämpfte, wie man es von ihm gewohnt war. Mitunter agierte er zu verbissen, meist wurde er mangels Fitness wieder ausgewechselt. Die Ausbeute einer enttäuschenden Saison: ein Tor, eine Vorlage.

Nachfolger für 110 Millionen

Mourinho lässt sich nicht von Schweinsteigers großer Vergangenheit täuschen. Zusammen mit acht weiteren Spielern soll der Deutsche auf der Streichliste des neuen United-Trainers stehen und verkauft werden, sobald der Rekordtransfer des französischen Mittelfeldstars Paul Pogba, 23, von Juventus Turin für kolportierte 110 Millionen Euro unter Dach und Fach ist. Glaubt man englischen Quellen, werden bereits die Verträge aufgesetzt.

Am Montag wird Schweinsteiger 32. Privat hat er bereits einen neuen Lebensabschnitt eingeläutet. Vor zwei Wochen heiratete er in Venedig die serbische Tennisspielerin Ana Ivanović. (joe)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.07.2016)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Fußball-International

Schweinsteiger: Nationalteam-Rücktritt, Aus bei Man United

Kapitän Bastian Schweinsteiger hat seine Karriere im deutschen Nationalteam beendet. Bei seinem Klub Manchester United droht ihm der Rauswurf.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.