Red Bull: Was Salzburg und Leipzig trennt

SOCCER - CL quali, Liepaja vs RBS
SOCCER - CL quali, Liepaja vs RBS(c) GEPA pictures (GEPA pictures/ Felix Roittner)
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Konzerninterne Absprachen, ein Verschiebemechanismus bei Spielern? „Zwischen den Klubs bestehen keine außergewöhnlichen Verbindungen“, sagt Salzburg-Manager Jochen Sauer.

Salzburg. Red Bull Salzburg und RB Leipzig werden vielerorts noch immer als ein Verein wahrgenommen. Kein Wunder angesichts der Entstehungsgeschichte der beiden Klubs, deren formale Trennung inzwischen aber abgeschlossen ist. „Zwischen Leipzig und Salzburg bestehen im Grunde keinerlei außergewöhnliche Verbindungen“, betonte Salzburgs General Manager, Jochen Sauer.

Der schnelle Aufstieg Leipzigs ins deutsche Oberhaus hat diese Entwicklung beschleunigt. Denn sollten sich auch die Sachsen für einen internationalen Bewerb qualifizieren, stünde man angesichts der Integritätsregeln der Uefa vor einem Problem. „Die wichtigsten Dinge wurden schon im vergangenen Jahr im Hinblick auf die Uefa-Financial-Fair-Play-Regularien geklärt. Wir sind gerüstet und gut vorbereitet“, meinte Sauer.

Klarheit bei Geldflüssen

So wurden im Sommer 2015 die Vereinsstatuten dahingehend angepasst, dass Red Bull auf das Bestellungsrecht des Vorstandes verzichtete. „Die Sonderrechte von Red Bull wurden zurückgefahren. Jetzt gibt es einen ganz normalen Hauptsponsoringvertrag zwischen Red Bull und Salzburg“, erklärte der studierte Jurist Sauer. Die Uefa ist auch Hüterin der Wettbewerbsintegrität. Dass zwei Vereine mit gleichem Eigentümer – wie etwa der Premier-League-Club Watford und Serie-A-Verein Udinese, die beide der Familie Pozzo gehören – zugleich an einem europäischen Klubbewerb teilnehmen, will der europäische Verband unterbinden. Er schaut sich die Eigentümerverhältnisse im Rahmen der Europacup-Lizenzierung genau an.

Während personelle Doppelbesetzungen ohnehin undenkbar sind, geht es der Uefa auch bei den Geldflüssen um Klarheit. „Es gibt in den Integritätsregeln Bestimmungen, dass eine Person oder ein Unternehmen auf zwei Vereine nicht entscheidenden Einfluss haben darf. Aber das ist relativ weit gefasst. Da gibt es keine Kriterien, die man Punkt für Punkt abarbeiten kann“, erläuterte Sauer. Da seien die Lizenzierungsbestimmungen im Financial Fair Play schon wesentlich präziser.

Und weil man in Salzburg keine Überraschungen erleben will, habe man sich gerade mit dieser Thematik intensiv beschäftigt. „Die Uefa bewertet bei Vereinen, bei denen Sponsoren als Mehrheitseigentümer auftreten, Sponsoringeinnahmen teilweise anders als bei Vereinen, bei denen Sponsoren keine Beteiligung oder eine Minderheitsbeteiligung haben“, erklärte Sauer. „Wir brauchen im Rahmen des Financial Fair Play Planungssicherheit für die Zukunft, damit wir wissen, wie Ticketing, Sponsoreinnahmen etc. bewertet werden.“

Von Salzburg nach Leipzig

Dass es auch in Zukunft ein gutes Verhältnis zwischen den beiden Klubs geben werde, will Sauer nicht in Abrede stellen. Schließlich schaut Red Bull sehr wohl darauf, dass beide Hände am selben Strang ziehen. Einen Verschiebemechanismus zwischen Leipzig und Salzburg kann Sauer aber nicht erkennen. In diesem Sommer verlegten Benno Schmitz und der hoch gehandelte Naby Keita ihren konzerninternen Arbeitsplatz nach Deutschland. Ein Jahr davor waren die beiden ÖFB-Teamspieler Stefan Ilsanker und Marcel Sabitzer via Salzburg zum damaligen Zweitligisten gekommen. Bei Beobachtern und Fans hatten ebensolche Transfers für Verwunderung und teils Missgunst gesorgt.

„Ein Transfer zwischen Leipzig und Salzburg findet statt wie zwischen allen anderen Vereinen. Da würden schon die Fifa-Regularien und nicht zuletzt die Steuerbehörden der beiden Länder darauf schauen“, sagte der Manager. „Es sind klassische Kooperationsthemen, bei denen man zusammenarbeitet“, betonte Sauer und nannte als prominentes Beispiel die Zusammenarbeit zwischen Chelsea und Vitesse Arnheim. Die Engländer sind zwar nicht durch einen Eigentümer mit dem niederländischen Erstligisten verbunden, parken seit Jahren aber Spieler in Arnheim.

AUF EINEN BLICK

Red Bull Salzburg wurde am 6. April 2005 gegründet und seitdem sieben Mal österreichischer Meister und vier Mal ÖFB-Cupsieger. Die Champions League hat der Verein in acht Anläufen bislang noch nie erreicht. Einige Jahre nachdem der österreichische Markt erschlossen war, drängte man auch auf den deutschen. Zur Saison 2009/10 startete RB Leipzig, diese Saison spielen die Sachsen in der Bundesliga.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.08.2016)

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