Mourinho gegen Guardiola: Das Reizduell an der Seitenlinie

José Mourinho und Pep Guardiola.
José Mourinho und Pep Guardiola.(c) APA/AFP/MICHAL CIZEK/PATRIK STOL
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Das Manchester-Derby zwischen United und City steht ganz im Zeichen der Trainer. José Mourinho und Pep Guardiola wurden von Weggefährten zu Rivalen, vereint durch große Erfolge.

Manchester/Wien. Als verfüge das Manchester-Derby zwischen United und City nicht schon über genug Brisanz, hat es in dieser Saison neuen, zusätzlichen Zündstoff erhalten. Schon bevor am Samstag (13.30 Uhr) im Old Trafford der Anpfiff erfolgt, werden alle Augen darauf gerichtet sein, wie sich José Mourinho und Pep Guardiola an der Seitenlinie gegenübertreten. Zwei alte Weggefährten, die in den vergangnen Jahren, insbesondere während ihrer Engagements für Real Madrid bzw. FC Barcelona, zu Erzfeinden wurden. Abseits giftiger Verbalduelle oder kühler Handschläge haben sich die beiden Ausnahmetrainer nicht mehr viel zu sagen.

Einer derart tiefen Rivalität geht zumeist eine Freundschaft zuvor, denn je besser man einander kennt, umso härter weiß man den anderen zu treffen. Und es gibt sie, die Bilder, die Mourinho und Guardiola in friedlicher, ja inniger Eintracht zeigen. Etwa aus dem Jahr 1997, als Barcelona den Europacup der Cupsieger gewann. „Ich habe immer noch ein Foto von dieser Umarmung“, verriet Mourinho in einem Interview später einmal. „Wir standen uns sehr nahe.“

Mourinho, damals 33, heuerte 1996 unter Bobby Robson beim FC Barcelona an und traf dort den sieben Jahre jüngeren Guardiola, Techniker und Strategen der Mannschaft. Regelmäßig tauschten sie sich über Taktik- und Systemfragen aus, als Robson den Klub verließ, setzte sich Guardiola sogar für den Verbleib Mourinhos ein. Der Portugiese blieb noch drei Jahre, sorgte danach als Cheftrainer des FC Porto und Chelsea für Furore, während sein ehemaliger Schützling seine Spielerkarriere ausklingen ließ.

Spanien war zu klein für beide

Zum Bruch kam es 2008, als der FC Barcelona nicht Mourinho, bereits hochdekoriert, sondern Guardiola, der nur ein Jahr mit der zweiten Mannschaft vorzuweisen hatte, zum neuen Cheftrainer erkor. „Ein großer Fehler“, prophezeite Ersterer, doch unter dem Newcomer stiegen die Katalanen zur Weltmacht auf. Umso genüsslicher kostete Mourinho 2010 den Halbfinalaufstieg in der Champions League mit Inter Mailand im direkten Duell aus.

Mit dem Engagement von „The Special One“ bei Real Madrid erreichten Psychospiele und Gehässigkeiten eine neue Dimension, negativer Höhepunkt war Mourinhos Finger im Auge von Guardiolas Assistenten, Tito Vilanova, im spanischen Supercup 2011. „Pep und ich waren in einer Liga, in der klar war, dass ich oder er Meister sein würde. In solch einer Situation sind individuelle Kämpfe sinnvoll, weil sie etwas bewirken“, erklärte Mourinho rückblickend. In England sei es anders. „Wenn ich mich auf ihn und City konzentriere, und er sich auf mich und United, gewinnt jemand anderes die Liga.“

Beide sind längst ihre eigene Marke. Mourinho als launischer Defensivtaktiker, der sich kein Blatt vor den Mund nimmt. Guardiola als Prediger des Ballbesitzes mit ruhigen, fast philosophischen Ausführungen. Beide haben unbestritten den Fußball entwickelt. So hat der Portugiese in England das 4-4-2 durch eine flinke, variable Offensiv-Dreierreihe, in der Mittelfeldspieler zu Topscorern wurden, ersetzt. Sein Rivale formte zuletzt bei Bayern den Verteidigertyp Jérôme Boateng, dessen Spieleröffnung inzwischen als Lehrbeispiel dient.

Im Gegensatz zu United-Stürmer Zlatan Ibrahimović („Wenn Mourinho einen Raum erleuchtet, zieht Guardiola die Vorhänge zu“) strich Xabi Alonso Gemeinsamkeiten der Erfolgstrainer hervor: „Was Persönlichkeit und Führungsstil angeht, ähneln sie sich sehr. Sie kitzeln das Beste aus ihren Spielern heraus, sind immer fordernd und wollen alles analysieren.“

Zum 17. Mal stehen sich Mourinho (drei Siege) und Guardiola (sieben) gegenüber, und vielleicht finden sie danach einen Schritt zueinander. Der Portugiese möchte die alte United-Tradition, den Gegner im Old Trafford auf ein Glas Wein einzuladen, wiederbeleben. Ob bei einem Toast das Kriegsbeil begraben wird?

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.09.2016)

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