Herzog darf von Deutschland träumen

(c) GEPA pictures/ Philipp Brem
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Nach dem desaströsen Saisonstart wurde Viktor Skripnik, 46, in Bremen beurlaubt. Als Nachfolger an der Weser wird auch Andreas Herzog gehandelt.

Bremen/Wien. Am Samstagabend war Viktor Skripnik für den SV Werder endgültig nicht mehr länger tragbar. Das 1:4 bei Borussia Mönchengladbach hatte jegliche Restzweifel beseitigt, die zum Teil desaströse Leistung der Gäste war an Aussagekraft kaum zu überbieten. „Die erste Halbzeit war einfach eine Katastrophe. Das war peinlich“, sagte Zlatko Junuzović. Dessen Landsmann Florian Grillitsch sprach von einem „Totalausfall“. Es waren „Blackouts im Minutentakt“, wie auf der Werder-Homepage zu lesen war, welche die Hanseaten in das nächste Debakel laufen ließen.

Der Bremer Saisonstart gleicht einem einzigen Desaster: Aus in der ersten DFB-Pokalrunde, null Punkte aus drei Spielen in der Bundesliga, 2:12 Tore. Skripnik, im Oktober 2014 als Nachfolger des glücklosen Robin Dutt präsentiert, hatte schon längere Zeit einen schweren Stand an der Weser. In der Vorsaison wurde der Abstieg aus der Bundesliga noch knapp abgewendet, der erhoffte Aufwärtstrend ist in dieser Spielzeit aber nicht zu erkennen, im Gegenteil.

„Wir haben uns zu diesem Schritt entschlossen, weil uns nach der Leistung in Gladbach die Überzeugung gefehlt hat, dass es in der bestehenden Konstellation möglich ist, zeitnah eine Wende zum Positiven herbeizuführen“, erklärte Sport-Geschäftsführer Frank Baumann am Sonntagvormittag. Den Posten des Ukrainers Skripnik übernimmt nun interimsweise der bisherige U23-Trainer, Alexander Nouri. Baumann: „Mit ihm erhoffen wir uns einen Impuls für ein Team, das nach dem personellen Umbruch in der Sommerpause, den letzten Spielen und dem bestehenden Verletzungspech mit einer gewissen Verunsicherung zu kämpfen hat.“

Die Suche nach einem Skripnik-Nachfolger, nach einer potenziellen Dauerlösung, hat bereits begonnen. Umgehend wurden die ersten Namen kolportiert, so dürften sich die derzeit vereinslosen Mirko Slomka und André Breitenreiter Chancen ausrechnen. Auch Klub-Urgestein Thomas Schaaf, er hat Werder schon von 1999 bis 2013 trainiert, soll ein Kandidat sein. Genauso wie Andreas Herzog.

Werder, die große Liebe

Ganz Bremen lag dem ehemaligen Mittelfeldspieler einst zu Füßen, als er unter Otto Rehhagel Meisterschaft (1993) und DFB-Pokal (1994) gewann. Herzog genießt in Bremen immer noch ein hohes Ansehen, wirkt als Identifikationsfigur.

Seit 2011 ist der 48-Jährige Ko-Trainer der US–Nationalmannschaft, sein Vertrag hat noch bis 2018 Gültigkeit. Für den Fall, dass ihm ein Angebot eines Bundesligisten vorliegt, soll Österreichs Rekordnationalspieler das Arbeitsverhältnis sofort beenden dürfen. „Irgendwann“, hatte Herzog vor wenigen Monaten noch gegenüber der „Presse“ bekräftigt, „möchte ich wieder an vorderster Front stehen.“ Wohl nirgends lieber als in Bremen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.09.2016)

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