Hamburg zieht die Reißleine

Ein Punkt aus fünf Spielen war zu wenig: Der HSV trennte sich von Bruno Labbadia. Bei der Trainersuche wird nun mit Bremen um Mark Gisdol gebuhlt.

Hamburg/Wien. Vielleicht haben am Ende vier läppische Minuten entschieden. Hätte der Hamburger SV gegen Bayern München seinen aufopferungsvollen Kampf belohnt und das Unentschieden über die Zeit gebracht, wäre Bruno Labbadia womöglich noch in Amt und Würden. So aber besiegelte ein später Treffer von Joshua Kimmich die vierte Niederlage der Hanseaten in dieser Saison und das Schicksal ihres Trainers. Angesichts nur eines Punktes aus fünf Spielen zog der Vorstand die Konsequenzen und trennte sich am Sonntag von Labbadia.

„Die Entscheidung ist uns schwergefallen“, erklärte Vorstandsvorsitzender Dietmar Beiersdorfer auf der Klub-Homepage und betonte: „Wir hatten und haben kein 'Problem Bruno', sondern ein 'Problem Ergebnisse' und ein 'Problem sportliche Entwicklung'. Darum war und ist eine Veränderung erforderlich.“

Damit endete die zweite Amtszeit von Labbadia beim HSV nach 529 Tagen. Im April des Vorjahres hatte er den Klub in nahezu auswegloser Lage übernommen und in der Relegation den erstmaligen Abstieg aus der Bundesliga gerade noch verhindert. In der vergangenen Saison führte er die Hamburger auf Rang zehn. Für heuer aber waren die Erwartungen deutlich höher angesetzt: Nach Investitionen von gut 30 Millionen Euro in neue Spieler wurde Platz sechs bis acht als Ziel ausgegeben. Davon ist der HSV momentan jedoch weit entfernt. Mit nur 20 Punkten aus saisonübergreifend 22 Spielen ist der Klub das schlechteste Bundesligateam des Jahres.

Die Entscheidung über einen Nachfolger soll bis kommende Woche fallen. Als favorisierter Kandidat wird Markus Gisdol gehandelt. „Es gab Gespräche, aber es gibt noch keinen rechtsgültigen Vertrag“, berichtete Beiersdorfer. Der Kontakt zum 47-Jährigen soll schon länger bestehen, schließlich hat HSV-Nachwuchskoordinator Bernhard Peters mit ihm bereits in Hoffenheim zusammengearbeitet. Dort wurde Gisdol im Oktober des Vorjahres entlassen. Er hatte den Klub 2013 übernommen, erfolgreich durch die Relegation geführt und in den folgenden Jahren zum Mittelständler geformt.

Aufatmen in Bremen

Allerdings ist Gisdol auch in Bremen ein Thema. „Er ist sicher ein Kandidat. Wir haben uns mit ihm auseinandergesetzt“, bestätigte Werder-Chef Klaus Filbry. Seit der Entlassung von Viktor Skripnik vor zwei Runden wird die Mannschaft interimistisch vom bisherigen Amateure-Coach Alexander Nouri betreut. Mit dem erlösenden ersten Saisonsieg in letzter Minute gegen Wolfsburg betrieb der 37-Jährige Werbung in eigener Sache. „Ich bin nicht wichtig“, sagte Nouri zu seiner Zukunft. Sportdirektor Frank Baumann wollte eine langfristige Anstellung nicht ausschließen: „Wir hätten kein Problem damit, dass Alex auch in den nächsten Spielen auf der Bank sitzt.“ (swi)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.09.2016)

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