WM-Qualifikation: Auffangbecken Nationalteam

FUSSBALL-EM: TRAINING �FB-TEAM IN MALLEMORT/KOLLER
FUSSBALL-EM: TRAINING �FB-TEAM IN MALLEMORT/KOLLER(c) APA/ROBERT JAEGER
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Marcel Koller bleibt seiner Linie treu, für die Spiele gegen Wales und Serbien verzichtet er auf Experimente. Etliche Spieler werden aber nicht vor Selbstvertrauen strotzen.

Wien. Pressekonferenzen mit Marcel Koller sind kein Garant für Hochspannung, ganz im Gegenteil. Der Schweizer vertraut in Personalfragen seit bald fünf Jahren Altbewährtem, bleibt seinem Kurs treu. Für das bevorstehende Länderspiel-Doppel in der WM-Qualifikation gegen Wales in Wien (6. 10) und vier Tage später in Serbien hat Koller im Vergleich zum vergangenen Lehrgang keine einzige Veränderung vorgenommen. Er sagt: „Ich bin überzeugt von diesen 23 Spielern, vertraue ihnen.“

Robert Almer wird also das Tor hüten, Aleksandar Dragović den Abwehrchef mimen, David Alaba darf sich im Mittelfeld austoben und Marc Janko soll die Tore schießen. Wobei hinter Jankos Einsatz ein Fragezeichen steht, der Stürmer laborierte zuletzt an einer Oberschenkelverletzung. Heute dürfte er wieder im Aufgebot des Schweizer Meisters beim Champions-League-Gastspiel bei Arsenal stehen. Koller möchte dieses Spiel sowie die Meisterschaftsbegegnung gegen Thun am Samstag abwarten, um sich einen Eindruck von Jankos Fitnesszustand zu machen. Dass nicht gänzlich fitte Akteure und solche mit mangelnder Spielpraxis keine Hilfe sind, hat die Europameisterschaft gezeigt.

Nein zu Alar

Eine Alternative zu Janko wäre womöglich Deni Alar. Der 26-Jährige, bei Rapid nie glücklich geworden, trifft bei Sturm Graz momentan nach Belieben, nach neun Runden hält er bei ebenso vielen Toren. Der Angreifer stehe „unter Beobachtung“, das allerdings hat nicht allzu viel zu bedeuten. Hätte Alar 15 Tore erzielt, er wäre wohl trotzdem nur auf der Abrufliste wiederzufinden. Dem einstigen Austria-Torjäger Philipp Hosiner ging es in der Meistersaison 2012/2013 trotz anhaltender Hochform lange Zeit nicht anders. „Wenn ein junger Spieler zu uns kommt, braucht er Zeit. Aber diese Zeit haben wir nicht“, sagt Koller mit Verweis auf die diesmal besonders kurze Vorbereitung auf das Duell mit Wales.

Alar steht genauso auf Abruf bereit wie etwa Andreas Ulmer. Der 30-Jährige ist wahrlich kein Liebkind Kollers, denn obwohl er in Salzburg unter Trainer Oscar García als linker Außenverteidiger gesetzt ist, erhält in der Nationalmannschaft sein Ersatzmann Stefan Stangl den Vorzug. Der um sechs Jahre jüngere Stangl wurde beim jüngsten Lehrgang erstmals einberufen, dürfte dabei einen guten Eindruck hinterlassen haben. „Er hat sich rasch eingefügt, sich an das Tempo angepasst.“

Das Lechzen nach Erfolg

Koller wird kommende Woche einige Sorgenkinder in Empfang nehmen, zwei kommen aus Leverkusen. Aleksandar Dragović hat nach seinem Wechsel aus Kiew bei der Werkself noch nicht den angestrebten Stammplatz inne. Auch Julian Baumgartlinger, bei Mainz noch der unumstrittene Chef, sucht seine Rolle. Ähnliches gibt es über Alessandro Schöpf (Schalke) und Michael Gregoritsch (HSV) zu berichten, sie stehen mit ihren Klubs am Ende der Tabelle. In England kommt Stoke City mit Marko Arnautović nicht auf Touren, die Potters sind nach sechs Runden noch immer sieglos und Vorletzter der Premier League. Das Nationalteam soll dieses Mal also zum Auffangbecken werden. Es gilt, die Köpfe freizubekommen. Marcel Koller ist, wie immer, nicht beunruhigt. „Wichtig ist, dass die Spieler das Level und die Qualität für das Nationalteam haben und nicht der Umstand, dass jeder regelmäßig spielt.“

ÖFB-KADER FÜR DIE WM-QUALIFIKATION

Tor: Robert Almer (Austria/32 Länderspiele), Andreas Lukse (Altach/0), Ramazan Özcan (Leverkusen/7)

Abwehr: Aleksandar Dragović (Leverkusen/50/1 Tor), Martin Hinteregger (Augsburg/18/1), Florian Klein (Stuttgart/41/0), Valentino Lazaro (Salzburg/4/0), Sebastian Prödl (Watford/59/4), Markus Suttner (Ingolstadt/17/0), Stefan Stangl (Salzburg/0), Kevin Wimmer (Tottenham Hotspur/4/0).
Mittelfeld: David Alaba (Bayern/50/11), Marko Arnautović (Stoke City/56/11), Julian Baumgartlinger (Leverkusen, 49/1), Martin Harnik (Hannover/61/14), Stefan Ilsanker (Leipzig/18/0), Zlatko Junuzović (Bremen/50/7), Marcel Sabitzer (Leipzig/22/3), Louis

Schaub (Rapid/0), Alessandro Schöpf (Schalke/8/2)

Angriff: Michael Gregoritsch (HSV/GER/1/0), Lukas Hinterseer (Ingolstadt/11/0), Marc Janko (Basel/57/27).

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.09.2016)

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