Die Sorgen des russischen Fußballs

Bilder des Tages SPORT Vitali Mutko Pressekonferenz in Moskau MOSCOW RUSSIA SEPTEMBER 20 2016
Bilder des Tages SPORT Vitali Mutko Pressekonferenz in Moskau MOSCOW RUSSIA SEPTEMBER 20 2016imago/ITAR-TASS
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Trotz Dopingskandals wurde Witali Mutko als Verbandschef des WM-Gastgebers wiedergewählt.

Der Skandal um russisches Staatsdoping hat die Sportwelt erschüttert, nur an Witali Mutko prallen sämtliche Enthüllungen und Vorwürfe einfach ab. Mit gut 65 Prozent der Stimmen wurde der Sportminister am vergangenen Wochenende auch in seinem Amt als Vorsitzender des russischen Fußballverbandes (RFS) wiedergewählt. Die Bestätigung des Kreml-nahen Politikers gilt als wichtige Weichenstellung beim WM-Gastgeber von 2018.

Sein unterlegener Rivale, Waleri Gassajew, hat in der Kandidatenrede vor der Abstimmung Mutko scharf kritisiert. Das Sportministerium habe Druck auf die Delegierten ausgeübt, damit der Amtsinhaber wiedergewählt werde, sagte der 62-Jährige. Gassajew rechnet sich einem Reformflügel zu, dem unter anderem auch Ex-Nationaltrainer Oleg Romanzew angehört. „Dem russischen Fußball geht es schlecht“, sagte Gassajew und warf Mutko Ämteranhäufung und Stillstand vor. Seit dem WM-Zuschlag an Russland vor sechs Jahren sei „fast nichts“ vorangetrieben worden, weil sich der Sportminister hauptsächlich um die Olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi gekümmert habe. Mutko wies die Vorwürfe zurück. Er sprach sich für eine mit Präsident Wladimir Putin abgestimmte Strategie 2030 aus, die Russlands Fußball in der internationalen Spitze etablieren soll.

Für Aufsehen bei der Tagung sorgte die Festnahme des Funktionärs Alexander Schprygin durch eine Sondereinheit auf der Männertoilette. Ihm wird vorgeworfen, einer der Organisatoren blutiger Fanausschreitungen bei der EM 2016 in Frankreich gewesen zu sein. Seine Fanorganisation WOB, dessen Vorsitzender er ist, wurde vom Verband ausgeschlossen.


Großbaustelle St. Petersburg.623 Tage vor dem Anpfiff der WM-Endrunde bereitet vor allem die WM-Baustelle in St. Petersburg Sorgen. 2005 wurde mit dem Bau des 930 Millionen Euro teuren Krestowskij-Stadions begonnen, die für 2009 geplante Eröffnung bereits über 20-mal verschoben, der ursprüngliche Sponsor Gazprom hat sich angesichts der Rohstoffkrise längst zurückgezogen. Um die Finanzierung zu stemmen, kürzte die Stadt unlängst sogar Sozialausgaben. Zudem sind rund 30 Millionen Euro versickert, die Staatsanwaltschaft ermittelt. Ein neuer Bauträger soll nun die letzten Uefa-Einwände umsetzen und gewährleisten, dass die Arena rechtzeitig für den Konföderationen-Cup 2017 fertig wird.

Zahlenspiel

8Stadien
werden für die WM 2018 in Russland neu gebaut. Nur in Jekaterinburg und Sotschi werden bereits bestehende Arenen genutzt.

8,2Milliarden Euro
sollen die Kosten für die Austragung der EM-Endrunde betragen. Wegen der Finanzkrise wurde das Budget ab 2015 mehrmals gekürzt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.10.2016)

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