VW-Klub zwischen Wunsch und Wirklichkeit

(c) GEPA pictures / Roger Petzsche
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Der VfL Wolfsburg hat den Anspruch, eines der vier besten Bundesligateams zu sein. Derzeit steht man jedoch auf Tabellenplatz 14. Die Frage ist, wie lang sich der VW-Konzern eine so namhafte Mannschaft noch leisten will.

Berlin/Wolfsburg. Man kann wirklich nicht sagen, dass Volkswagen (VW) derzeit keine größeren Probleme hätte. Stichwort Abgasaffäre. Aber neuerdings muss sich der Konzern auch um seinen Fußballklub ernsthafte Sorgen machen. Denn der VfL Wolfsburg schwächelt in dieser Saison. In sieben Spielen hat er nur sechs Punkte gesammelt, trotz einer prominenten Mannschaft um die deutschen Nationalspieler Julian Draxler und Mario Gomez (die beide noch kein Tor erzielt haben).

Zuletzt, am Sonntag, musste sich Wolfsburg dem Aufsteiger aus Leipzig, der vom Österreicher Ralph Hasenhüttl trainiert wird, mit 0:1 geschlagen geben. Trainer Dieter Hecking verlor daraufhin seinen Job. Das ist auch insofern bemerkenswert, als der 52-Jährige vor gar nicht allzu langer Zeit noch Trainer des Jahres in Deutschland war, nämlich nach der Saison 2014/2015. Damals hatte Wolfsburg den zweiten Platz in der Meisterschaft hinter Bayern München geholt und war Pokalsieger geworden. Aber damals hatte Hecking auch noch Kevin De Bruyne.

Der Ballkünstler aus Belgien ist seit diesem Sommer 2015 in England bei Manchester City angestellt – und seither geht es mit Wolfsburg bergab. Offenbar war Hecking nicht in der Lage, eine neue Mannschaft zu formen, die auch ohne De Bruyne funktioniert. Am Montag wurde er durch Valerien Ismael, bisher Coach der U23, ersetzt. Wenn auch nur vorübergehend. Denn Manager Klaus Allofs hält nach einem größeren Trainernamen Ausschau.

Allerdings könnte auch Allofs, der für die Kaderplanung verantwortlich ist, Probleme bekommen. Bei kaum einem anderen deutschen Klub ist die Kluft zwischen Wunsch und Wirklichkeit so groß. Wolfsburg hat den Anspruch, eines des vier besten Bundesligateams zu sein, neben Bayern, Borussia Dortmund und Bayer Leverkusen. Derzeit steht man allerdings auf Tabellenplatz 14 – nachdem man schon in der vergangenen Saison einen Europacupplatz verpasst hat.

Es ist nicht auszuschließen, dass der Hauptsponsor demnächst die Geduld verliert. Denn die Investitionen haben für VW nur Sinn, wenn der Klub international spielt. Und das wird sich auch in dieser Saison eher nicht mehr ausgehen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.10.2016)

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