Die Steuertricks von Cristiano Ronaldo und Co.

Enthüllungen zeigen die dubiosen Geldgeschäfte der Fußballstars.

Wien. Still war es geworden um „Football Leaks“. Die anonyme Plattform hatte 2015 unter großem Aufsehen begonnen, Originalverträge von Fußballprofis zu veröffentlichen, seit April aber war die Website verwaist. Nun haben die Betreiber dem Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ 18,6 Millionen Dokumente überlassen. 60 Journalisten eines internationalen Recherchenetzwerks haben ausgewertet, die ersten Berichte bringen unter anderen den dreifachen Weltfußballer Cristiano Ronaldo in Erklärungsnot. Um Steuern zu umgehen, sind im Umfeld des Portugiesen offenbar riesige Summen verschoben worden.

Die Werbeeinnahmen des Real-Madrid-Stars sind demnach bis 2014 an eine Briefkastenfirma in der Karibik geflossen. Steuern fallen dadurch so gut wie keine an, der Trick ist in Spanien umstritten, aber nicht illegal. 2014 soll Ronaldo dann seine Bildrechte, die letztlich Grundlage für alle Werbeverträge sind, bis 2020 an zwei weitere Briefkastenfirmen auf den British Virgin Islands weiterverkauft haben. Der Erlös, knapp 75 Millionen Euro, sei bei einer Schweizer Privatbank gelandet. 63,5 Millionen Euro davon musste Ronaldo dank dieses Konstrukts nicht versteuern, heißt es im „Spiegel“.

Offizielle Stellungnahme des Europameisters gibt es keine, die Firma seines Beraters, Jorge Mendes, ein einflussreicher Spielerberater, erklärte, dass Ronaldo seine Steuerverpflichtungen stets voll erfüllt habe. Zum Vergleich: Die spanische Zeitung „Marca“ hat 2015 das Jahreseinkommen des 31-Jährigen berechnet; inklusive Gehalt, Prämien, Werbedeals, eigener Modelinie und weiteren Kooperationen soll Ronaldo knapp 78 Millionen Euro verdienen.


Post für den Weltmeister. Nächster prominenter Name in den Veröffentlichungen ist Mesut Özil. Der Deutsche spielte von 2011 bis 2013 an der Seite von Ronaldo in Madrid, inzwischen steht Özil bei Arsenal London unter Vertrag. Im Frühjahr dieses Jahres erhielt er einen Bescheid der spanischen Steuerbehörde über eine Steuernachzahlung von zwei Millionen Euro und einen Strafzuschlag von 790.000 Euro. Denn wenige Tage nachdem sich Özil 2014 in Brasilien zum Weltmeister gekrönt hatte, wurden seine Einkommensteuererklärungen überprüft. Die Behörden kamen zum Schluss, dass der 28-Jährige bei seinen Transfers nach Madrid und London die involvierten Spielerberater persönlich hätte entlohnen müssen. Das taten aber die Vereine, ein Einkommensvorteil für den Spieler also, der entsprechend zu versteuern ist. Dem „Spiegel“ zufolge hat Özil die Nachzahlung geleistet, gegen die Strafzahlung Einspruch eingelegt.

Auch Starcoach José Mourinho, die portugiesischen Europameister Pepe und Ricardo Carvalho sowie der Kolumbianer James Rodríguez sind in mutmaßliche Steuervermeidungen involviert. Wie Ronaldo und Özil stehen bzw. standen sie bei Real unter Vertrag. Die sportliche Konkurrenz fordert deshalb Konsequenzen. Carles Vilarrubí, Vizepräsident des großen Rivalen FC Barcelona, hat ein genauso unerbittliches Vorgehen der Behörden wie seinerzeit gegen Lionel Messi verlangt. Im Juli war der Barça-Star wegen Steuerhinterziehung zu 21 Monaten Haft auf Bewährung und einer Geldstrafe von zwei Millionen Euro verurteilt worden. Auch dabei ging es um Werbeeinnahmen, die der amtierende Weltfußballer in einem Steuerparadies kassiert hatte.

Ronaldo, Özil und Messi sind freilich nicht allein. Erst vor Kurzem wurde bekannt, dass der Transfer des Brasilianers Neymar von Santos zum FC Barcelona im Jahr 2013 nun doch wegen Betrugsverdacht in Spanien vor Gericht landen könnte. Auch Messis Teamkollege Javier Mascherano, der frühere spanische Nationaltormann Iker Casillas und Bayern-Profi Xabi Alonso hatten Ärger mit den spanischen Steuerbehörden. Für Altstar Samuel Eto'o fordert die Staatsanwaltschaft sogar zehn Jahre Gefängnis. In seiner Zeit bei Barcelona soll der Kameruner den Fiskus um 3,87 Millionen Euro betrogen haben. Wieder geht es um Einnahmen aus Bildrechten.

„Der Spiegel“ will demnächst weitere Steuertricks der Fußballstars veröffentlichen. In Österreich kündigte der „Falter“ als Teil des Recherchenetzwerks an, auch über heimische Bundesligastars zu berichten. ?

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.12.2016)

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