Der nächste Gegenstoß der spanischen Finanz

Tricks, Bälle, Ungemach: Ronaldo.
Tricks, Bälle, Ungemach: Ronaldo. (c) APA/AFP/FRANCISCO LEONG
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In Spanien mehren sich die Rufe nach Anklagen, neben Cristiano Ronaldo und José Mourinho werden auch Pepe, Modrić und Coentrão durch Dokumente der FootballLeaks belastet. Aber: Wurden ihre Daten gestohlen?

Madrid. Spaniens Steuerskandal rund um Fußballstars zieht weitere Kreise. Nach der Veröffentlichung neuer Einzelheiten dürfte es für Real-Star Cristiano Ronaldo und weitere Klubkollegen enger werden. Sie sollen jahrelang Teile ihrer Einnahmen in Finanzparadiese geleitet, vor dem Fiskus versteckt haben. Die Rufe nach einer Anklage werden lauter, Ronaldos Steuerkanzlei versuchte per einstweiliger Verfügung die weitere Berichterstattung zu stoppen, die großteils auf Dokumenten der Enthüllungsplattform FootballLeaks beruht.

Ronaldo, 31, der als bestbezahlter Fußballspieler der Welt gilt, soll nach Unterlagen von FootballLeaks mindestens 150 Millionen Euro aus Werberechten an Spaniens Finanz vorbei und über Briefkastenfirmen auf den britischen Jungferninseln in die Schweiz gelenkt haben. Der TV-Sender TVE berichtet nun, dass das Finanzamt bereits seit einem Jahr seine Konten durchleuchtet. Sämtliche Steuererklärungen seit 2011 würden geprüft, doch das Imperium Ronaldos, zu dem mehr als 200 Geschäftsverträge über Bild- und Werberechte gehörten, sei weit verzweigt. Er habe inzwischen neun Millionen Euro an den Fiskus nachgezahlt, hieß es. Die Steuerbeamten-Gewerkschaft glaubt aber, dass es „genügend Indizien gibt, um den Fall der Staatsanwaltschaft zu übergeben“. Nach neuen Angaben von „El Mundo“ sollen auch andere Real-Stars – Pepe, Luka Modrić und Fábio Coentrão – ähnliche Steuertricks benutzt haben.

Trotz richterlicher Verfügung

Auf Betreiben einer spanischen Steueranwaltskanzlei, geleitet von einem Real-Funktionär, die Ronaldo und andere Stars vertritt, erließ ein Madrider Richter eine Verfügung, in der er die weitere Verbreitung „der vertraulichen Informationen“ untersagte. Denn die Kanzlei schloss bei ihrer Anzeige nicht aus, dass die brisanten Dokumente von einem Hacker aus ihrem Computersystem geraubt wurden. Die Plattform FootballLeaks machte keine Angaben über die Herkunft ihrer Daten.

Die Redaktion von „El-Mundo“ ließ sich durch die Richterverfügung nicht beeindrucken. Die Zeitung habe alle Informationen „auf legale Weise erhalten“, akribisch überprüft und erfülle ihre Pflicht, die spanische Öffentlichkeit zu informieren, teilte das Blatt seinen Lesern mit. Mit einem Verzicht auf Veröffentlichung „würden wir eine kriminelle Aktivität decken“. Und: „Wir erwarten, dass die Justiz keine Nachsicht mit Persönlichkeiten hat, die für die Jugend eine Vorbildrolle haben.“

Spaniens Regierung bestätigte inzwischen, ohne auf Einzelheiten einzugehen, dass die Medienberichte über Ronaldos Steuertricks „mit den Informationen des Finanzamtes übereinstimmen“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.12.2016)

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