Champions League: Europas größtes Torspektakel

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TOPSHOT-FBL-EUR-C1-REALMADRID-DORTMUND(c) APA/AFP/JAVIER SORIANO
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Beim Titelverteidiger krönt Borussia Dortmund den verdienten Gruppensieg mit einer historischen Bestmarke. Leicester City hingegen sorgt für einen englischen Tiefpunkt.

Madrid/Wien. „Was für Frechdachse“, freute sich die spanische Presse. Borussia Dortmund war in der Champions League zu Gast bei Real Madrid, hier die junge, unbeschwerte Elf von Thomas Tuchel, dort die erfahrenen Titelverteidiger von Zinedine Zidane. Am Ende stand es 2:2 und der BVB verließ das Santiago Bernabéu mit dem Gruppensieg und einem historischen Torrekord im Gepäck. Nie zuvor gelangen einem Team in der europäischen Königsklasse 21 Vorrundentore. Die Bestmarken mit je 20 Treffern hielten Manchester United (1998/99), Barcelona (2011/12) und Real (2013/14).

In Madrid überzeugte Dortmund mit mehr Ballbesitz, besserer Passquote und höherer Laufleistung als Cristiano Ronaldo und Co. Selbst der 0:2-Rückstand durch Treffer von Karim Benzema nahm den Gästen nicht den Glauben an die eigene Stärke. Pierre-Emerick Aubameyang schlug zurück (60.) und war auch am Ausgleichstreffer von Marco Reus (88.) beteiligt.

BVB trotzt dem Ausverkauf

Zu verdanken hat Dortmund den Gruppensieg also vor allem jenen beiden Stars, die dem Klub treu geblieben sind, als sich im Sommer drei Schlüsselspieler verabschiedet haben. Abwehrchef Mats Hummels ging nach München, Henrikh Mkhitaryan und Ilkay Gündogan zog es nach Manchester, den einen zu United, den anderen zu City.

Aber der BVB reagierte, griff in die Vereinkasse und verpflichtete mit Mario Götze und André Schürrle zwei Weltmeister sowie mit Raphaël Guerreiro einen portugiesischen Europameister. Und stellte damit klar: Auch wenn Leistungsträger wegfallen, will man weiterhin um Titel kämpfen. Aubameyang und Reus haben verstanden, sie revanchieren sich nun mit entsprechenden Leistungen. Der Gabuner ist mit 15 Treffern bester Torschütze der Bundesliga und das Comeback von Reus hat Dortmunds Offensivspiel auf ein noch höheres Level gehoben. In Madrid erzielte er in seiner vierten Partie nach halbjähriger Verletzungspause sein viertes Tor. Hinzu kommen fünf Torvorlagen.

Das BVB-Torspektakel in der Gruppenphase mit Kantersiegen über Warschau (6:0, 8:4) täuschte über die Abwehrschwäche hinweg. „Weil es uns gelungen ist, vorn zu treffen, sah das nicht so gravierend aus“, meinte Reus in Madrid. Am Ende aber war auch Zidane beeindruckt: „Dortmund hat einfach diesen ersten Platz verdient.“

Ohne Fuchs ins Debakel

Nach dem blamablen Auftritt von Leicester City im abschließenden Gruppenspiel übte Claudio Ranieri Selbstkritik. Beim FC Porto kassierte der Sensationsmeister der Premier League ein 0:5, es war die höchste Niederlage eines englischen Teams in der Geschichte des Europapokals. „Das Ergebnis ist meine Schuld“, erklärte Coach Ranieri, der auf Stammspieler wie Jamie Vardy, Robert Huth und auch Christian Fuchs verzichtet hatte.

Das Resultat in der Champions League war zwar unbedeutend, weil Leicester schon zuvor als Gruppensieger festgestanden war, dennoch wächst der Druck auf Ranieri. In der Premier League läuft es schlecht für den Meister. Leicester hat von 14 Spielen lediglich drei gewonnen und ist nur zwei Punkte von den Abstiegsrängen entfernt. In der Vorsaison hatte der Klub zu diesem Zeitpunkt 29 Punkte. Jetzt sind es 13 – die bisher schlechteste Bilanz eines Titelverteidigers in England. Und am Samstag ist auch noch Pep Guardiola mit Manchester City zu Gast. (joe)

AUF EINEN BLICK

Die Gruppensieger: Arsenal, Napoli, FC Barcelona, Atlético Madrid, AS Monaco, Borussia Dortmund, Leicester City (Fuchs), Juventus Turin.

Die Gruppenzweiten: Paris Saint Germain, Benfica Lissabon, Manchester City, FC Bayern (Alaba), Leverkusen (Dragović, Baumgartlinger, Özcan), Real Madrid, FC Porto, FC Sevilla.

Umstieg in die Europa League: Ludogorez Rasgrad, Beşiktaş Istanbul, Mönchengladbach, Rostow, Tottenham Hotspur (Wimmer), Legia Warschau, FC Kopenhagen, Olympique Lyon.

Ausgeschieden: FC Basel (Janko), Dynamo Kiew, Celtic Glasgow, PSV Eindhoven, ZSKA Moskau, Sporting Lissabon, Club Brügge, Dinamo Zagreb.


Achtelfinal-Auslosung
am 12. Dezember, Spieltermine: 14./15./21./22. Februar 2017.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.12.2016)

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