Violett führte in Pilsen bereits mit 2:0, liebäugelte mit dem Aufstieg – und verlor trotzdem noch alles. Das 2:3 gegen zehn Tschechen deckte Austrias Schwächen beim Europacup-Exit schonungslos auf.
Pilsen. Austria erlebte im Entscheidungsspiel der Europa League eine Achterbahnfahrt, die mit einer emotionalen Horrorvorstellung zu Ende ging. Die Violetten mussten in Pilsen gewinnen, um in die K.-o.-Phase aufzusteigen. Nach Toren von Holzhauser und Rotpuller führte Austria auch bereits mit 2:0 – und hatte nach der Roten Karte für einen Tschechen sogar einen Mann mehr auf dem Platz. Doch statt Ordnung und System regierte fortan das Chaos, Pilsens Spieler liefen, passten, trafen – und gewannen verdient mit 3:2.
Dass es AS Roma gut gemeint hatte, man nahm als Gruppensieger den Auftritt in Rumänien ernst und spielte mit Stars wie Totti, fiel nicht mehr ins Gewicht. Giurgiu gelang ein 0:0, aber Austria kassierte drei Gegentreffer in Überzahl – und Trainer Thorsten Fink sah zu.
Die Violetten verpassten damit das erste Überwintern im Europacup seit der Saison 2004/2005. Am Montag (12 Uhr, ORF Sport+) folgt die Auslosung, auch die Champions-League-Paarungen werden ermittelt. Österreich ist aber in keinem Bewerb mehr vertreten.
Auch Aluminum half mit
Die Violetten standen beim tschechischen Meister unter Siegzwang. 4-3-2-1, so lautete Finks System und in Erinnerungen an Auswärtsspiele in Rumänien (3:2) und Rom (3:3) sollte der Sieg gelingen. Doch Austria startete nervös, das zeigte bereits Holzhausers Blackout nach zwei Minuten. Er servierte Kopic den Ball vor dem Tor, nur eine Traumparade von Keeper Hadzikic verhinderte – dank Mithilfe der Stange – den Rückstand. Im nächsten Versuch klatschte der Ball zwei Minuten später an die Latte.
Dennoch, die Austrainer fanden ins Spiel, frühes Pressing entlockte Keeper Kozacik einen kapitalen Patzer. Hejda konnte Pires nur noch per Hand stoppen, sah Rot und Austria bekam einen Elfmeter. Holzhauser traf: 1:0 (19.).
Auf der Tribüne begann AG-Vorstand Markus Kraetschmer gewiss bereits nachzurechnen. 300.000 Euro für Platz 2, dazu eine halbe Million für den Aufstieg, TV- und Pool-Gelder, Tickets – er schien glücklich. Zu diesem Zeitpunkt beliefen sich die Einnahmen dieser Europacupsaison auf bereits fünf Millionen Euro . . .
Überzahl bedeutet im Fußball aber nicht automatisch Vorteile. Pilsen spielte munter weiter, Austrias Auftritt irritierte zusehends – Finks Dulden dieser Fahrlässigkeit umso mehr. Dennoch: Larsen (39.) scheiterte zwar amateurhaft, Rotpullers Kopfball nach einem Eckball aber bedeutete das vermeintlich befreiende 2:0 (40.). Noch vor Pausenpfiff rächte sich aber Finks Stille erstmals: Pilsen gelang das 1:2 (Horava, 44.).
Auffällige Ineffizienz und Finks Schweigen
Auch nach Wiederbeginn blieb nur auffällig, dass zehn Tschechen viel mehr Ballbesitz, Chancen und Spielanteile besaßen, zudem auf Austrias linker Abwehrseite nahezu keinerlei Gegenwehr mehr fürchten mussten. Warum? Auch Holzhauser, Denker und Lenker der Violetten, fand da keine Antworten auf diese Irrläufe. Nur Pilsens Ineffizienz hielt die Wiener noch im Spiel.
Austria bettelte in Überzahl regelrecht um den Ausgleich – und kassierte ihn. 2:2, Duris (72.) stand im Strafraum unbedrängt. Es glich einem Armutszeugnis, was sich die Violetten da leisteten. Nichts klappte, man sah nur noch zu: Duris (84.) gelang das 3:2 – drei Tore in Unterzahl, die Tschechen jubelten. Vielleicht denkt Fink nun doch nach: Pires, Venuto und Kayode sind bei derart wichtigen Partien mit solchen Auftritten keine Hilfe.