Premier League: Ballbesitz bis in den Untergang

Pep Guardiola.
Pep Guardiola.(c) APA/AFP/OLI SCARFF
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Pep Guardiola ist mit Manchester City in die Krise gerutscht. Trotz scharfer Kritik will der Katalane weiterhin an seiner Spielphilosophie festhalten, selbst wenn es ihn den Job kostet. „Ich werde mich nicht verändern.“

Manchester. Den Heiligenstatus hat Pep Guardiola in Manchester längst verspielt. Im Heimspiel am Mittwoch gegen Watford mit ÖFB-Legionär Sebastian Prödl (21 Uhr, live dazn.com) geht es bereits um Ehrenrettung, als Tabellenvierter soll der Rückstand auf die Spitze nicht noch weiter anwachsen. „Not so much Messiah as simply mess“, schrieb „Manchester Evening News“ nach der Niederlage gegen den abstiegsgefährdeten Meister Leicester City am Wochenende. Ohne System und ohne Plan habe die Mannschaft des Katalanen agiert, die Spieler seien „ahnungslos, verwirrt und gedemütigt worden“ („Mirror“).

Nur vier Siege gelangen City in den jüngsten 15 Pflichtspielen, diese Bilanz vermag auch der Prestigeerfolg gegen Guardiolas Ex-Klub Barcelona nicht zu schönen. „Im Lauf meiner Karriere habe ich immer versucht, Spiele zu kontrollieren, um wenige Gegentore zu erhalten. Hier funktioniert das nicht, und ich muss analysieren warum“, rätselte der Trainer im Anschluss.

Die Citizens haben im Schnitt den höchsten Ballbesitz der Liga, brachten es auch gegen Leicester auf 78 Prozent sowie 19 Schüsse. Doch es fehlte an Bewegung ohne Ball und damit an schnellen Kombinationen, ohne Sergio Agüero (Rot-Sperre) an Durchschlagskraft vor dem Tor. Eklatant war zudem einmal mehr die Defensivschwäche, die sich in den Zweikampfwerten manifestiert: Nur sieben Tacklings – halb so viele wie der Gegner – und eine einzige Gelbe Karte standen trotz 0:4-Rückstand zu Buche. Guardiola bürgt mit seinem Fußball eben nicht für Grätschen und gesunde Härte, wie der 45-Jährige darauf angesprochen unumwunden zugab: „Ich lege keinen Wert auf Tackles, deshalb trainiere ich sie auch nicht.“

In keiner der europäischen Topligen wird körperbetonter gespielt als in der englischen, dennoch will der Katalane an seiner Philosophie festhalten – koste es, was es wolle, vielleicht sogar seinen Job. „Wir werden so spielen, wie ich es für richtig erachte. Ich glaube an meinen Weg und werde mich nicht verändern. Wenn das nicht möglich ist, wird der Vorstand entscheiden müssen“, betonte Guardiola. Dass die Geduld der Klubbesitzer aus Abu Dhabi enden wollend ist, weiß auch er. „Im Fußball gibt es keine Langzeitprojekte. Du musst sofort gewinnen, sonst bist du in Schwierigkeiten.“

Als wäre die sportliche Krise nicht schon genug, kommen auch noch Negativschlagzeilen abseits des Platzes hinzu. Mittelfeldspieler Yaya Toure, erst Mitte November von Guardiola nach einem öffentlich ausgetragenen Streit mit seinem Manager begnadigt, wurde wegen Trunkenheit am Steuer verurteilt. Der Ivorer akzeptierte den Verlust seines Führerscheins für 18 Monate sowie eine Geldstrafe in Höhe von 54.000 Pfund (64.000 Euro), betonte jedoch, „nicht absichtlich“ Alkohol konsumiert zu haben, da ihm dies sein Glaube untersage . . . (swi)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.12.2016)

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