Deutschlands größter Fußballgipfel: Der "Masterplan" eines Aufsteigers

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Deutsche Bundesliga. Leipzig setzt den Aufwärtstrend fort, es birgt für den Schlager am Mittwoch gegen Bayern Brisanz. Aufsteiger oder Eliteklub, wer ist Nummer eins?

Leipzig. Diese Bilder sind in Salzburg kaum erinnerlich: Didi Mateschitz in der Kabine der Fußballer? Er gratuliert? In Leipzig hingegen war er nach seinem ersten Matchbesuch in dieser Saison sofort zur Stelle, um seinem Vorzeigeprojekt zusätzliche Aufwertung zukommen zu lassen. Mateschitz meinte es von Anfang an ernst mit dem Klub, den er 2009 übernahm und aus der Versenkung der vierten Liga bis an die Tabellenspitze der Fußballliga im Land des aktuellen Weltmeisters führte. Und, es ist auch kein Scherz, dass man beim Sensationsaufsteiger noch vor Saisonstart Meisterprämien ausverhandelt hat . . .

Das 2:0 gegen Hertha BSC sorgte nicht nur für Jubelstimmung – sondern sicherte auch den Fußballgipfel, auf den nicht nur ganz Deutschland schon so lang wartet. Am Mittwoch empfängt der FC Bayern den punktegleichen Ligakonkurrenten, der direkte Vergleich wird somit zeigen, welcher Klub die Nummer eins ist. Mateschitz wird übrigens wieder vor Ort sein, er berät mit Uli Hoeneß über den Bau einer Sportarena für Basketballer und Eishockeyklub.

Nummer eins in Winterpause

Ralf Rangnick, Trainer Ralph Hasenhüttl, Mateschitz, Spieler, Fans: Leipzig sehnt das Duell in München so sehnlich herbei. „Alles, was wir bislang in diese Saison gepackt haben, alles, was wir uns hier hart erarbeitet haben, das alles führt jetzt dazu, dass wir am Mittwoch ein Spiel spielen dürfen, das Deutschland elektrisiert“, sagt der Steirer Hasenhüttl.

Eigentlich wollte er nach dem souveränen 2:0 gegen eine erschreckend harmlose Hertha nicht über das Duell um den ersten Platz der Liga in der Winterpause reden. Die Vorfreude konnte aber auch Hasenhüttl nicht verbergen – wie niemand in den Reihen der Leipziger, die sich auch beim Titelverteidiger und Rekordmeister etwas ausrechnen. „Für uns spricht einiges, weil: Wir müssen nicht, wir wollen, wir können“, sagt Stefan Ilsanker.

Auf die erste Niederlage eine Woche zuvor, 0:1 in Ingolstadt, zeigten Hasenhüttls Spieler nicht nur die vom Coach geforderte, sondern für alle auch beeindruckende Reaktion. Zu Hause gewann Rasen-Ball zuletzt fünf Spiele in Serie.

Erfolg – um jeden Preis

Aber das sind Nebensächlichkeiten, die versuchen, beste Werbung für dieses Spiel zu machen. Die Vergleiche sind ja auch plakativ. Hier der erst im Mai 2009 gegründete Verein, in dessen bisheriger Chronik die Titel als Oberligameister (2010), Regionalligameister (2013) und Sachsenpokalsieger (2011, 2013) auftauchen. Da der FC Bayern: 26-maliger deutscher Meister. 18-maliger Cupsieger, fünfmaliger Königsklassen-Triumphator etc.

Beide Klubs trennen Welten, sie haben andere Philosophien, ungleiche Fangemeinden, verschiedene Funktionärstypen und gewiss eine unterschiedliche Auffassung von PR und Glamour. Und dennoch: Beide streben um jeden Preis nach Erfolg, Geld spielt eine untergeordnete Rolle – um konkurrenzfähig zu bleiben und keine Spieler zu verlieren, wurde die Gehaltsobergrenze von drei Millionen Euro in Leipzig gelöscht –, es zählen nur Siege.

Schon vor Wochen hatten erste Sticheleien begonnen. „Die haben den Vorteil, dass sie, meiner Meinung nach, während der Woche auf der Couch liegen, wenn wir im Champions-League-Rhythmus sind“, hatte Uli Hoeneß festgestellt. Doch, starke Gegner sind gut für das Geschäft. Die Bayern brauchen einen Gegner, „aber keinen Feind“, sagte er später. „Es ist wichtig, dass wir richtige Gegner haben, denn das wirkt nicht leistungsmindernd für einen Profi bei Bayern, sondern eher leistungsfördernd.“

Die Bayern seien unbestritten die beste Mannschaft Deutschlands – über Jahre, befand Ilsanker. Als Leipzig-Kicker aber sei er „stolz auf unsere Leistung“. Und, das zeigt den wahren Unterschied zu Salzburg, „wir bleiben demütig, wollen geilen Fußball spielen“. Nicht nur in Deutschland, auch in der Champions League. Spätestens dann ist Mateschitz Dauergast in Leipzig. (fin)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.12.2016)

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