Der Umweg über das Unterhaus

Guido Burgstaller, Schalkes neue Stürmerhoffnung.
Guido Burgstaller, Schalkes neue Stürmerhoffnung.(c) Revierfoto / Action Press / picturedesk.com
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Die zweite deutsche Liga entwickelt sich zusehends zum beliebtesten Arbeitsplatz von ÖFB-Legionären. Manchen wie Guido Burgstaller dient sie auch als Sprungbrett ins Rampenlicht.

Gelsenkirchen/Wien. Fachkräfte aus Österreich stehen im deutschen Fußball weiterhin hoch im Kurs. Ungeachtet des ernüchternden Spiels in der WM-Qualifikation sind ÖFB-Legionäre in den beiden höchsten Ligen des Weltmeisters gern gesehen. Der Blick auf die aktuelle Saison bestätigt es: 24 Österreicher kicken in der zweiten Liga, das sind 13,7 Prozent aller 175 Legionäre (505 Spieler gesamt) – und kein anderes Land stellt derzeit mehr „Gastarbeiter“. In der Bundesliga sind es 18 (261; 6,9 Prozent).

Letzter Neuzugang im Oberhaus ist Guido Burgstaller, 27, der wie manch anderer vor ihm den Weg über Liga 2 (und Nürnberg) gemeistert hat. Der Ex-Rapidler spielt nun als siebenter Österreicher nach Johann Pirkner, Kurt Jara, Franz Hasil, Edi Glieder, Christian Fuchs und mit Alessandro Schöpf beim Traditionsverein Schalke. 14 Tore in 16 Spielen für den „Club“ empfahlen ihn, der Kärntner war den Königsblauen 1,5 Millionen Euro Ablöse wert, er erhielt einen Vertrag bis 2002.

Burgstaller, der zuvor zwei Jahre in Nürnberg engagiert war, sei der Beweis dafür, sagt sein Berater Mario Weger, dass die „zweite deutsche Liga das beste Sprungbrett sein kann“. Die Liga ist seriös, mit solider wirtschaftlicher Basis, Topstadien, bekannten Klubs, Zuschauerscharen, Live-TV-Spielen; also lukrativer als Österreichs Bundesliga. Wobei der Tiroler betont wissen wollte, dass „nur die Leistung zählt, mit der verkauft sich der Spieler auch. Ich berate nur“.

Teenager oder fertiger Profi

Freilich, in der Türkei, in Fernost oder im arabischen Raum wäre gewiss noch mehr Geld zu verdienen, doch hat ein Fußballer sportliche Ziele, müsse die Liga anspruchsvoll sein. Egal, ob Fortuna Düsseldorf, St. Pauli, Sandhausen, Union Berlin, 1860, Hannover, Stuttgart, Fürth, Bochum, Würzburg, Heidenheim, Karlsruhe – überall sind ÖFB-Legionäre unterwegs. Im Schaufenster, im professionellen Umfeld und nicht dem puren Zufall in Spaniens Segunda Division oder Italiens Serie B ausgeliefert, von den Raubeinen in der englischen Championship ganz zu schweigen. Dieses Prinzip galt aber auch für zwei Trainer: Peter Stöger (Köln) oder Ralph Hasenhüttl (Aalen, Ingolstadt, Leipzig).

Weger sagt, dass Sprache, Kultur, soziale Gefüge und wohl auch das Bauchgefühl entscheidend wären, wenn es um die Klubsuche geht. Nur des Abenteuers und des Geldes wegen ins Ausland zu wechseln, sei „keine Universallösung“; vor allem, wenn es um Deutschland geht. Entweder man gehe als 16-Jähriger und lerne dort alles von der Pieke an oder komme erst als „fertiger Spieler, der seinen Namen und Tore mitbringt“. Dazwischen sei ein Wechsel in diese Liga alles, nur nicht ratsam. Hier wären Profis gefragt, es sei kein „Kindergeburtstag“.

Die Lehre von Cardiff

Burgstaller hatte 2014 Rapid verlassen, weil er seinem Traum folgte, sich im Ausland beweisen wollte. Cardiff, das damals einzige Angebot, war jedoch ein Reinfall, english-Welsh oder Walisisch (Kymrisch) machten den Stürmer schon in der Kabine zum Außenseiter. Wenige Monate später kam die Chance in Nürnberg wie gerufen – und der Kärntner nützte sie. Rapid, Nürnberg, Schalke, wer diese Stationen in seiner Karriere vorweisen kann, hat durchaus einiges erlebt, zum Start der Rückrunde am Samstag im Heimspiel gegen Ingolstadt sollte sich Burgstaller nun erstmals in Blau beweisen.

Womöglich gibt es dann auch für Marcel Koller kein Umhinkommen mehr am 1,87 Meter großen Angreifer. Passend wäre es: Im Februar 2012 debütierte er im A-Team gegen Finnland. Am 28. März warten abermals die Erben Litmanens im Test in Innsbruck. Nun liegt es erneut an Burgstaller – und jetzt zählen nur noch Tore.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.01.2017)

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