Neue Hoffnung am traurigen Jahrestag

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TOPSHOT-FBL-AFR-2017-MATCH29-BUR-EGY(c) APA/AFP/GABRIEL BOUYS
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Afrika Cup. Ägypten spielt fünf Jahre nach dem Stadionunglück wieder um den Titel.

Libreville/Kairo. Der Älteste auf dem Platz war am Mittwochabend in Libreville der gefeierte Mann. Der ägyptische Torhüter Essam El Hadary, 44, avancierte im Halbfinale des Afrika Cup in Gabun zum Helden, als er beim 4:3-Sieg im Elfmeterschießen gegen Burkina Faso gleich zwei Strafstöße parierte. Nach regulärer Spielzeit war es 1:1 gestanden. „Ich bin glücklich, aber am wichtigsten ist, dass Ägypten den Pokal holt. Das Land kommt zuerst, dann das Rekordbuch“, betonte El Hadary, der als ältester Spieler in die Geschichte des Kontinentalturniers eingeht.

Der Aufstieg ins Finale, in dem Rekordsieger Ägypten am Sonntag entweder auf Kamerun oder Ghana trifft, löste in der Heimat just an einem traurigen Jahrestag eine neue Euphoriewelle aus. Fünf Jahre lang war der Fußball im Land am Nil quasi im Koma gelegen, nachdem am 1. Februar 2012 bei einem Ligaspiel zwischen Al Masry und Al Ahly in Port Said 74 Menschen ums Leben gekommen waren. Die grauenvollen Szenen haben sich Spielern wie Zuschauern ins Gedächtnis gebrannt. „Ich sah die Leichen auf dem Boden, die Menschen waren zusammengedrückt“, erzählte Al-Ahly-Kapitän Karim Sekri. Trotz der Verhängung von elf Todesurteilen und zahlreichen Haftstrafen sind viele Fragen zum Unglück bis heute offen: Warum griff die Polizei nicht ein, als Al-Masry-Ultras auf die gegnerische Tribüne zustürmten? Wie konnten Messer ins Stadion gelangen? Wer versperrte die Tore des Gästeblocks? Wer drehte das Flutlicht ab?

Als Reaktion wurde die nationale Meisterschaft ausgesetzt und für das darauffolgende Jahr abgesagt, für den Neustart verboten die Behörden Zuschauer bei den Spielen. Eine weitere Panik mit Todesfolge vor einem Stadion in Kairo Anfang 2015 scheint diese Entscheidung zu besiegeln. Die sportlichen Folgen bekam auch die Nationalmannschaft zu spüren. Die Qualifikation für die WM 2014 wurde klar verpasst, bei den letzten drei Afrika-Meisterschaften blieb Ägypten nur die Zuschauerrolle. Nun aber ist der Rekordsieger zurück und greift nach dem achten Titel.

Für den sicheren Rückhalt soll im Finale erneut El Hadary sorgen. Eigentlich war Ägyptens Keeper mit der Nummer eins nur als dritter Mann im Kader vorgesehen. Doch als sich Stammtorhüter Ahmed El Shenawy im ersten Gruppenspiel verletzte, entschied sich der argentinische Teamchef Hector Cuper für den Routinier. Dieser zahlte ihm in seinem 150. Spiel nun das Vertrauen zurück. Bereits einmal war El Hadary in die Rolle des Nationalhelden geschlüpft, als er 2006 beim Heimturnier im Elfmeterkrimi gegen Elfenbeinküste zwei Versuche parierte und Ägypten den Titel bescherte. (swi)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.02.2017)

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