Franz Beckenbauer wieder in Erklärungsnot

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Franz Beckenbauer. (c) APA/AFP/JOHN MACDOUGALL
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Franz Beckenbauer soll ein Honorar für die Beratertätigkeit bei Südafrikas WM-Bewerbung 2010 von der Fifa erhalten haben – auf ein Firmenkonto in Gibraltar.

München. Franz Beckenbauer und die „Bild“-Zeitung, das war die längste Zeit ein freundschaftliches Geben und Nehmen symbiotischer Natur. Das Blatt stilisierte den Fußball-Kaiser spätestens mit der WM-Vergabe 2006 an Deutschland zu einem echten Royal, der Ex-Profi dankte es mit steten Wortmeldungen. Seit die Ermittlungen wegen des Verdacht des Betrugs, der ungetreuen Geschäftsbesorgung, der Geldwäscherei sowie der Veruntreuung im Zuge des deutschen Sommermärchens auch den damaligen OK-Chef Beckenbauer erreicht haben, ist es jedoch ruhig um ihn geworden. Vergangenen Dezember trat der 71-Jährige schließlich nach 34 Jahren auch als „Bild“-Kolumnist zurück.

Ausgerechnet Beckenbauers Stammblatt brachte nun neue Vorwürfe gegen den ohnehin bereits angekratzten Kaiser auf. Im Mittelpunkt stehen einmal mehr dubiose Zahlungen seitens der Fifa, mindestens 1,7 Millionen Euro sollen auf ein Konto in Gibraltar überwiesen worden sein, berichtete Markus Kattner, einstiger Finanzchef des Weltverbands, den Schweizer Ermittlungsbehörden. Bei dem Geld soll es sich um eine Leihgabe an das südafrikanische Organisationskomitee gehandelt haben, mit der Beckenbauer sowie dessen Vertraute Andreas Abold und Fedor Radmann für ihre Beratertätigkeit im Rahmen der WM-Bewerbung 2010 entschädigt worden sind.

Da die Südafrikaner nach dem Zuschlag 2004 in gravierenden Finanznöten steckten, soll die Fifa eingesprungen sein. Die Regularien verbieten freilich eine solche Verwicklung in WM-Kandidaturen. Abold und Radmann sollen ihren Lohn direkt ausbezahlt bekommen haben, nur Beckenbauer sich das Geld auf eine Firma im Steuerparadies überweisen haben lassen – autorisiert vom damaligen Fifa-Generalsekretär Urs Linsi, gegen den ebenfalls ermittelt wird. Die Zahlung für sich ist nicht illegal, doch mit dem Firmenkonto in Gibraltar wurde offenbar das deutsche Steuersystem hintergangen.

Weder Beckenbauer noch seine Berateragentur wollten die erhobenen Vorwürfe kommentieren, die nächste dubiose Zahlung lässt den Schatten über der einstigen Lichtgestalt des deutschen Fußballs aber neuerlich dunkler und länger werden. Der 71-Jährige selbst beteuert, dass bei der WM-Vergabe 2006 alles rechtens abgelaufen ist. Nun ist er allerdings wieder in akuter Erklärungsnot.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.02.2017)

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