Champions League: Der letzte Rest vom Märchen

Christian Fuchs und der geschulte Abwehrgriff: Leicester City steht in der Champions League unter Erfolgszwang.
Christian Fuchs und der geschulte Abwehrgriff: Leicester City steht in der Champions League unter Erfolgszwang.(c) REUTERS (Matthew Childs)
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In der Liga ist Leicester City bereits entthront, nur der europäische Glanz ist noch geblieben. In Sevilla kämpfen die Foxes ums Viertelfinale und gegen die Bedeutungslosigkeit.

Sevilla/Wien. Das Märchen von Leicester City scheint bereits zu Ende geschrieben. In der Premier League rangiert der Meister mit nur fünf Siegen einen Punkt vor den Abstiegsrängen, im FA Cup kam am Wochenende gegen Drittligist Millwall trotz Überzahl das Aus. Von Ruhm und Glanz des letzten Sommers ist somit nur noch die Champions League geblieben. Diesen letzten Rest wollen sich die Foxes am Mittwoch (20.45 Uhr, live ORF eins, ZDF, Sky) im Achtelfinal-Hinspiel in Sevilla bewahren und das erstmalige Abenteuer in der Königsklasse fortsetzen.

2500 englische Fans sind mit nach Andalusien gereist, sie hoffen auf die Fortsetzung von Leicesters Europacupform. Denn während der Mannschaft von Claudio Ranieri in der Meisterschaft bislang kein einziger Sieg in der Fremde gelang, beschloss sie die Gruppenphase mit vier Siegen auf Platz eins. Für eine gute Ausgangsposition ist ein Auswärtstor gefragt, die Treffsicherheit des Meisterjahrs ist aber längst abhanden gekommen. Nur 24 Tore in 25 Ligaspielen stehen zu Buche, das letzte datiert vom 31. Dezember. Das Sturmduo Jamie Vardy und Riyad Mahrez, das 2015/16 41-mal einnetzte, ist mit acht Toren ein Schatten seiner selbst. Defensiv macht sich der Abgang von Mittelfeldspieler N'Golo Kante zu Chelsea schmerzlich bemerkbar, Stabilität und Abstimmung gingen völlig verloren – mit 43 Gegentoren hat Leicester schon jetzt mehr als in der kompletten letzten Saison kassiert (36).

Gladiatoren gefragt

„Es ist seltsam, denn letzte Saison haben wir gewonnen, weil wir überzeugter aufgetreten und mit mehr Herz als der Gegner gespielt haben“, konstatierte Trainer Ranieri nach dem Ausscheiden im FA Cup, bei dem allerdings auch einige Stammkräfte wie Christian Fuchs geschont worden waren. „Natürlich haben wir auch verloren, aber wir haben jedes Mal bis zum Schluss gekämpft. Diesen Kampf bis zum Ende will ich wieder sehen“, forderte der Italiener und nahm seine Spieler in die Pflicht. „Ich brauche Soldaten, ich brauche Gladiatoren.“ Schließlich wartet im Kampf gegen den Abstieg bereits am Montag mit Liverpool die nächste Herkulesaufgabe.

Auch für Sevilla geht es um den erstmaligen Viertelfinaleinzug in der Königsklasse, allerdings mit deutlich besseren Vorzeichen. Die Spanier stellten zur Liga-Halbzeit einen neuen Klubrekord an Punkten auf und haben sich heuer zum ersten Verfolger der Großen, Real Madrid und FC Barcelona, gemausert. Erfolgsgarant ist Trainer Jorge Sampaoli, der seiner Mannschaft eine hohe Positionsflexibilität sowie ein extrem aggressives Gegenpressing verordnet hat. In Ballbesitz lenken die beiden Franzosen Samir Nasri and Steven N'Zonzi Spiel und Tempo. „Er hat seine eigenen Ideen, und wir haben sie gut angenommen. Wir haben gute Resultate, was wichtig ist, wenn man die Spielweise umstellt“, erklärte Pablo Sarabia. Auf die Partie gegen den englischen Meister stimmte Sampaoli sein Team mit martialischen Worten ein: „Wir spielen gegen Leicester um unser Leben, das wird ein Spiel von historischer Dimension für diesen Verein.“

Juventus hegt große Pläne

Juventus Turin gastiert im Parallelspiel beim FC Porto. Italiens Rekordmeister gilt nach sieben Pflichtspielsiegen in Folge als Favorit, doch Trainer Massimiliano Allegri mahnte: „Wir müssen extrem vorsichtig sein und hart arbeiten.“ Den erneuten Finaleinzug wie 2015 sieht der 49-Jährige durchaus in Reichweite. „Mannschaften wie Bayern oder Real lassen den Ball mit Tempo und Präzision außergewöhnlich zirkulieren, aber wir können mithalten.“

CHAMPIONS LEAGUE ACHTELFINALE

Mittwoch (20.45 Uhr): FC Sevilla – Leicester City (ORF eins, ZDF, Sky), FC Porto – Juventus Turin (SF2, Sky).

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.02.2017)

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