Erst im Rampenlicht, dann im Aus

(c) REUTERS (Wolfgang Rattay)
  • Drucken

Querschläger, Elfmeterfouls und Stellungsfehler - Aleksandar Dragović hat wohl schon im Hinspiel das Aus von Bayer Leverkusen besiegelt. Ist Österreichs teuerster Fußballer nicht reif für die Königsklasse?

Leverkusen. Das Achtelfinale der Champions League ist offenbar eine Nummer zu groß für Aleksandar Dragović. Zweimal schon stand der ÖFB-Verteidiger in der Runde der letzten 16, zuerst mit dem FC Basel, dann mit Dynamo Kiew, für beide Klubs war in der ersten K.o.-Runde Endstation. Und auch beim dritten Anlauf des 25-Jährigen, dieses Mal mit Bayer Leverkusen, ist das Aus schon nach dem Hinspiel so gut wie besiegelt.

In all seinen Achtelfinal-Auftritten aber hat es Dragović ins Rampenlicht geschafft. 2012 hatte es der Basel-Innenverteidiger nach einem sensationellen 1:0-Sieg gegen den FC Bayern gewagt, die fußballerischen Qualitäten des damaligen Münchner Stürmers Mario Gomez zu hinterfragen. Dieser antwortete im Rückspiel mit vier Toren, Dragović und Co. gingen in der Allianz Arena 0:7 unter.

Auch im Vorjahr war der Kiew-Legionär nur Außenseiter. Gegen Manchester City kassierte Dynamo zuhause ein 1:3, auswärts gelang ein respektables 0:0. Dragović wollte die große Bühne nutzen, um sich für Höheres zu empfehlen, schon im Hinspiel aber war der Abwehrchef überfordert, hatte zweimal Glück, dass er im Zweikampf gegen die City-Stars Raheem Sterling und David Silva ohne Elfmeterpfiff davonkam. Zu diesem Zeitpunkt war Dragović schon mit Manchester United und Triple-Sieger FC Barcelona in Verbindung gebracht worden.

15 Millionen, zwei Einsätze

Nach der ernüchternden Europameisterschaft mit dem ÖFB-Team in Frankreich (Gelb-Rot gegen Ungarn, verschossener Elfmeter gegen Island) landete der Abwehrspieler im Sommer des Vorjahres bei Bayer Leverkusen. Weniger glamourös als Manchester und Barcelona, keine Kollegen namens Rooney oder Messi, dafür die Aussicht auf Champions-League-Minuten.

Das Achtelfinal-Hinspiel vor Heimpublikum gegen Atlético Madrid aber war erst der zweite Saisoneinsatz von Dragović in der Königsklasse. Am Ende war es auch der 15-Millionen-Neuzugang, der sein Team beim wohl vorentscheidenden 2:4 auf die Verliererstraße brachte: Beim 0:1 ließ er Saúl Ñíguez ungehindert einschießen, das 0:2 leitete er mit einem Querschläger ein, sein Stellungsfehler hat zudem den Weg für Torschütze Antoine Griezmann freigemacht; sein Elfmeterfoul unmittelbar vor den Augen des Assistenten führte zum 1:3 (Kevin Gameiro) und besiegelte die Niederlage, beim 2:4 durch Fernando Torres stand Dragović nur noch verloren im Strafraum herum.

„Natürlich war er beteiligt“

Leverkusen-Coach Roger Schmidt hätte seinen Verteidiger wohl gerne ausgetauscht, wollte nach eigenen Angaben sein Wechselkontingent aber für die Offensive nutzen. Auch die Niederlage wollte er nicht an Dragović festmachen. „Das passiert halt mal. Natürlich war er an ein, zwei Situationen beteiligt, aber gegen solche Spieler ist es für Innenverteidiger schwierig.“ Auch Ömer Toprak, Leverkusen-Kapitän und Nebenmann von Dragović, war mit den schnellen Atlético-Angriffen meist überfordert.

Ist der teuerste österreichische Fußballer also wirklich nicht reif für die Champions League, wie die „Bild“-Zeitung urteilt? In Normalform ist er das gewiss, das Achtelfinale aber bleibt vorerst das Höchste der Gefühle. (joe)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.02.2017)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Sevilla gegen Leicester
Fußball-International

Champions League: Ein Auswärtstor lässt Leicester noch hoffen

Der englische Meister verlor das Achtelfinal-Hinspiel beim FC Sevilla nach schwacher Vorstellung mit 1:2. Juventus siegte in Porto 2:0.
MANCHESTER 21 02 2017 MECZ 1 8 FINALU LIGA MISTRZOW SEZON 2016 17 UEFA CHAMPIONS LEAGUE MATCH M
Fußball-International

Champions League: Der ganz normale Wahnsinn

14 Tore in zwei Achtelfinalspielen: Manchester City und Atletico Madrid kamen dem Viertelfinaleinzug einen großen Schritt näher.
Christian Fuchs und der geschulte Abwehrgriff: Leicester City steht in der Champions League unter Erfolgszwang.
Fußball-International

Champions League: Der letzte Rest vom Märchen

In der Liga ist Leicester City bereits entthront, nur der europäische Glanz ist noch geblieben. In Sevilla kämpfen die Foxes ums Viertelfinale und gegen die Bedeutungslosigkeit.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.