Das Fußballwunder von Barcelona

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FBL-EUR-C1-BARCELONA-PSG(c) APA/AFP/LLUIS GENE (LLUIS GENE)
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Champions League. Barcelona demonstrierte gegen Paris SG Offensivfußball allerhöchster Güte, schaffte mit dem 6:1 die größte Aufholjagd in der Historie der Königsklasse und steht im Viertelfinale.

Barcelona. Wenn Millionenstars zu Mitläufern werden, hastig den Ball wegschlagen oder heillos umherlaufen, spielt der FC Barcelona gerade gegen seinen Gegner besten Angriffsfußball. Im Rückspiel des Champions-League-Achtelfinales waren die Rollen auch gegen Paris SG klar verteilt, alles deutete darauf hin, dass die Katalanen das „Wunder“ nach dem 0:4 im Hinspiel schaffen könnten. Nur ein Tor von Cavani (1:3) drohte den Traum jedoch zu torpedieren, doch der Treffer von Roberto zum 6:1 (94.) rettete die Katalanen, die damit Fußballgeschichte schrieben.

Im Parallelspiel setzte sich Dortmund gegen Benfica Lissabon durch: 4:0 (Hinspiel 0.1).

Erstmals im 59. Anlauf

4:0 und Elfmeterschießen; besser 5:0 gewinnen wie zuletzt in der Primera Division gegen Celta de Vigo. Dann gäbe es nach der 0:4-Demütigung im Prinzenpark keinerlei Diskussion, hätte sich Barcelona nur einen Umfaller geleistet, wäre diese Affäre in gewohnter Manier beigelegt worden. 6:1, 7:2, 8:3 – Spaniens Gazetten überboten sich mit ihren Kenntnissen in europäischer Fußballmathematik vor dem Anpfiff des Achtelfinal-Rückspiels der Katalanen gegen Paris SG. Ob „Mundo Deportivo“ oder „Sport“, man verlangte ein „Wunder“. Es spielen doch schließlich Messi, Neymar und Suárez.

Nur Wunder dieser Größenordnung gab es bislang nicht. Alle 58 Teams, die in der Europacup-Historie mit solch schwerem Gepäck (4 Tore) zum Rückspiel angetreten waren, blieben erfolglos. Aber Barcelona? Es griff an, lief Sturm, nach 2:39-Minuten stand es 1:0 (Suárez).

"El Tridente", der Stich des Dreizacks

Jetzt waren es nur noch drei Treffer, die offensive 3-4-3-Aufstellung irritierte die Pariser Abwehr, dazu stach der Dreizack. „El Tridente“ spielte, Messi schoss, zirkelte, Neymar lief, Suárez wartete. Parallel dazu aber tickte die Uhr, und die Abwehrviererkette der Franzosen – Meunier, Marquinhos, Thiago Silva, Kurzawa –, zeigte, warum sie derzeit als eine der besten in Europa gilt. Kompromisslos, manchmal zu langsam, aber umso härter. Dass Kurzawa mit einem unglücklichen Eigentor auf 2:0 (40.) stellte, gab dem Glauben an das rational Unerklärliche neuen Anschub. Mit Wiederbeginn nahm das Unheil, aus Pariser Sicht war es zu diesem Zeitpunkt nicht anders zu erklären, weiter seinen Lauf. Ein patschertes Foul von Meunier an Neymar bescherte Barcelona (trotz Zögerns des Referees) einen Elfmeter. Freilich, Messi trat an und traf – 3:0 (50.), es war sein 94. CL-Tor.

Dass Cavani (52.) im nächsten Gegenstoß nur die Stange traf, verschärfte diese Situation, das Bangen und Zaudern. Aber es gab dem Uruguay-Stürmer Kraft, zehn Minuten stand er richtig. Kurzawa merzte seinen Lapsus aus, er servierte den Ball. Cavanis Außenristschuss passte, er war im Strafraum allein und unbedrängt – 3:1 (62.). Die Stille von 96.000 Zuschauern im Camp Nou verhieß eines: es wird kein Wunder geben.

Erlöst, in letzter Minute

Barcelona ignorierte das, lief unbekümmert weiter. Als Neymar das 4:1 (88.) erzielte, war sie auch wieder da, diese Hektik, die Unruhe der Franzosen. Suárez ergatterte im nächsten Angriff einen Elfmeter, Neymar trat an, traf. 5:1 (91.), nur noch Europas Fußballmathematik (Auswärtstorregel) verhinderte das Wunder. Als die Paris-Stars nur noch auf den Abpfiff warteten, geschah es, das Wunder wurde Wirklichkeit. Roberto hämmerte den Ball ins Tor, ein umjubelter Joker-Treffer – 6:1 (96.).

Barcelona steht damit zum zehnten Mal in Folge im Viertelfinale der Champions League, das ist Rekord und man darf gespannt sein, wer denn in der Auslosung am 17. März in den Genuss kommen wird, gegen diese Mannschaft rund um „El Tridente“ spielen zu dürfen. Bereits im Angebot: Real, Bayern, Dortmund.

((fin))

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