Der Meistertitel als Startschuss: Chelsea plant große Einkaufstour

Chelsea-Trainer Antonio Conte hat aktuell viel Anlass zur Freude.
Chelsea-Trainer Antonio Conte hat aktuell viel Anlass zur Freude.(c) REUTERS (Dylan Martinez)
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Antonio Conte schreibt in London an seiner Erfolgsgeschichte. Bis zu 200 Millionen Pfund sollen investiert werden, David Alaba wird als Neuzugang gehandelt.

London. Fußball-England liegt Antonio Conte zu Füßen. Die Fans des Chelsea FC jubeln über den Meistertitel, die Medien überschlagen sich in Lobeshymnen, und selbst die Konkurrenz zollte Respekt. Liverpool-Manager Jürgen Klopp meinte: „Der Titel ist völlig verdient. Sie sind erfahren, eiskalt und machen die wichtigen Punkte. Es wird schwierig sein, sie zu stoppen.“

Klopp, dessen Team nach dem 4:0-Sieg bei West Ham bis zur letzten Runde um die Champions-League-Teilnahme zittern muss, blickt damit bereits auf die nächste Saison. Genau dasselbe geschieht auch bei dem frisch gekrönten Meister in Westlondon. Conte: „Wir errichten gerade gute Fundamente. Aber wir sind immer noch in der Übergangsphase. Die nächste Saison wird anders, denn wir spielen wieder in der Champions League.“

Um hier bestehen zu können, müssen sich die Blues wohl zu allererst der weiteren Dienste ihres Meistertrainers versichern, dessen aktueller Vertrag noch zwei Jahre läuft. Erfolg bringt nicht nur Anerkennung, sondern weckt auch Neider. Inter Mailand, finanziell gestählt durch neue chinesische Eigentümer, will nach Medienberichten Conte mit einer Verdoppelung seines Gehalts zurück nach Italien locken.


„Kleinverdiener“ Conte. Mit einem Jahresgehalt von 6,5 Millionen Pfund (7,6 Millionen Euro) liegt Conte in der Premier League deutlich zurück: Pep Guardiola bekommt 15 Millionen Pfund, José Mourinho 13,8 Millionen, Arsene Wenger 8,3 Millionen und Jürgen Klopp sieben Millionen im Jahr. Der Chelsea-Trainer dazu: „Auf diesem Niveau ist Geld nur noch wichtig, um den Wert eines Spielers oder eines Trainers anzuerkennen und auszudrücken.“

Conte hat dabei gute Karten, denn seine Erfolgsbilanz ist beeindruckend. Sein Titel mit Chelsea ist seine vierte Meisterschaft in Folge, davor gewann er drei Mal hintereinander die italienische Serie A mit Juventus. Mit Chelsea kann er am 27. Mai im Cupfinale gegen Arsenal noch das Double holen. Von den letzten 150 Pflichtspielen siegte Conte in 111. Auch wenn er sagt: „Geld ist sehr wichtig, aber es ist nicht alles“, wird die Chelsea-Führung sich nicht lumpen lassen.

Dabei will Klub-Eigentümer Roman Abramowitsch Medienberichten zufolge nicht nur das Gehalt des Italieners verdoppeln, sondern auch bereit sein, ihm ein Budget von 200 Millionen Pfund zur Verstärkung der Mannschaft zu bewilligen. Trotz des Meistertitels rechnet man mit dem Abgang von Stürmer Diego Costa, den Tianjin Quanjian für 76 Millionen Pfund nach China locken will. Real Madrid hat mit Eden Hazard einen weiteren Superstar der Blues im Visier und will für den belgischen Angreifer bis zu 100 Millionen Pfund bieten. Tormann Thibaut Courtois will man als Zugabe gleich dazu.

Während das Spekulationen sind, ist der Abgang von Klublegende John Terry fix. Nach 715 Spielen für Chelsea in 22 Jahren wird der 36-Jährige seine Karriere anderswo ausklingen lassen. Die Stärkung der Verteidigung wird eine der Prioritäten Contes sein. Als heißer Kandidat gehandelt wird dabei David Alaba für den Posten des linken Verteidigers in Contes erfolgreicher 3-4-3-Formation. Ebenfalls genannt werden Virgil van Dijk (Southampton), Kalidou Koulibaly (Napoli) und Leonardo Bonucci (Juventus).


Neue Wege. Im Sturm stehen Alvaro Morata von Real Madrid, Romelu Lukaku von Everton und Alexis Sánchez von Lokalrivalen Arsenal ganz oben auf der Liste. Zudem kann Conte auf ein weites Netz von nicht weniger als 36 Chelsea-Leihspielern in ganz Europa zurückgreifen. Contes erklärtes Ziel ist es, auf jeder Position doppelt besetzt zu sein. Auch das wird ihm gelingen. Sein Motto hat er sich von Hannibal geliehen: „Aut inveniam viam aut faciam – entweder wir werden einen Weg finden, oder wir werden uns einen schaffen.“ Alles deutet darauf hin, dass der diesjährige Meistertitel erst der Anfang war.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.05.2017)

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