Windtner: "Wir wissen, dass es ein Endspiel ist"

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An der Bedeutung des WM-Qualifikationsspiels des ÖFB-Teams gegen Irland lässt Präsident Leo Windtner keinerlei Zweifel aufkommen, einer Personaldiskussion geht er aber - vor dem Spiel - partout aus dem Weg.

Auf Leo Windtner warten bewegte Tage. Für das österreichische Fußball-Nationalteam geht es am Sonntag in Irland darum, die letzte realistische Chance auf die WM-Teilnahme in Russland am Leben zu erhalten. Eine Woche später stellt sich der 66-jährige Oberösterreicher bei der Ordentlichen Bundeshauptversammlung in Zell am See der Wiederwahl als ÖFB-Präsident.

Windtner hat seine dritte Amtszeit im Visier. Mit der APA - Austria Presse Agentur sprach er über die jüngsten Vorgänge im Wahlausschuss, die Rückschläge des vergangenen Jahres und die Bedeutung des Irland-Spiels. Diskussionen über die Zukunft von Teamchef Marcel Koller bei einem möglichen Scheitern in Dublin wollte der Verbandschef nicht aufkommen lassen.

Das bevorstehende WM-Qualifikationsspiel gegen Irland gilt als richtungsweisend. Mit welcher Erwartungshaltung geht man hinein?

Windtner: "Die Erwartungshaltung ist ganz klar. Wir wissen, dass es im Hinblick auf die WM-Qualifikation ein Endspiel ist. Das ist allen bewusst, allen Spielern und allen Betreuern. Wir müssen voll konzentriert reingehen. Es gibt auch eine längere Vorbereitungsphase. Die eröffnet die Chance, hier Varianten zu probieren. Es geht um die letzte Konzentration und den vollen Fokus. Ich spüre auch, dass diese Herausforderung voll angenommen wird."

Wäre ein Punkt in der aktuellen Situation überhaupt genug?

Windtner: "Wir werden in keiner Weise zu kalkulieren anfangen. Das wäre spekulieren. Wir müssen auf jeden Fall ungeschlagen davonkommen. Das ist die oberste Prämisse. Und wir haben trotz der schmerzvollen Ausfälle noch immer die Qualität, dass wir dort gewinnen können."

Sollte die Sache daneben gehen, wie geht es weiter?

Windtner: "Ich bin nicht bereit, den Schrecken zu proben. Ich glaube auch, dass es völlig übertrieben ist, jedes entscheidende Spiel als Gottesurteil über den Teamchef hochzustilisieren. Es gibt Verträge, auch mit dem Team um das Team, die uns geradezu beauftragen, nachhaltig zu arbeiten."

Das heißt, es müsste nicht zwingend eine Personaldebatte folgen? Der Vertrag von Teamchef Marcel Koller läuft bis Ende der Qualifikation.

Windtner: "Ich lasse derartige Spekulationen nicht aufkommen. Ich will nicht mutmaßen, was wäre, wenn wir es nicht schaffen. Wenn es so ist, muss man die Situation analysieren und dann handeln. Die volle Konzentration gilt aber dem Spiel und der Vorbereitung darauf."

Wie sehr ist nicht nur die Zukunft des Teamchefs, sondern auch jene des Nationalteams vom Spiel in Irland abhängig?

Windtner: "Jede Abhängigkeit ist zurückzuweisen, das würde nur die gute Motivation zerstören. Der Fokus ist nur auf Irland, nicht auf irgendwelchen Nebenschauplätzen. Alles andere wäre eine Belastung."

Die vergangenen zwölf Monate sind nicht so erfolgreich verlaufen wie erhofft. Was war das größte Problem?

Windtner: "Bei der EM war das größte Problem, dass doch einige Schlüsselspieler gehandicapt waren. Wir wollten nicht realistisch zur Kenntnis nehmen, dass das doch gewisse Auswirkungen auf die Gesamtmannschaft hat. Wir haben drüber weggesehen, dass die Mannschaft nicht mehr in der Verfassung ist wie noch einige Monate davor. Im Herbst haben wir uns schwergetan. Da hat uns aber auch das Spielglück gefehlt. In Serbien haben wir durch etwas zu wenig Cleverness verloren. Auch Irland war in Wien bei weitem nicht das dominierende Team."

Der Teamchef hat bei der Kaderbekanntgabe sehr deutliche Worte gefunden, um die richtige Einstellung für das Irland-Spiel einzumahnen. Wie bewerten Sie das? Gut, schlecht, in Ordnung?

Windtner: "Das ist Sache des Teamchefs. Er hat die Verantwortung, dass die Mannschaft maximal motiviert ist. Dass er einmal klare Worte findet, wo er sonst immer die dezente Note bevorzugt, ist legitim. Gerade vor so einem Match heißt es hellwach sein. Es war ein gewisser Weckruf."

Zweites großes ÖFB-Thema der kommenden Tage ist Ihre angestrebte Wiederwahl. Mit welchem Gefühl gehen Sie in die Hauptversammlung am 18. Juni?

Windtner: "Ich gehe mit dem Gefühl eines vom Wahlausschuss einstimmig vorgeschlagenen Kandidaten hinein. Ich empfinde das als klaren Arbeitsauftrag, den aber die Ordentliche Hauptversammlung noch bestätigen muss."

Die Zustimmung war vor wenigen Wochen noch deutlich geringer. Was ist zwischen den beiden Wahlausschuss-Sitzungen passiert? Hat es auch Zugeständnisse gegeben?

Windtner: "Es gab Punkte, die noch zu klären waren und die mittlerweile einvernehmlich gelöst sind. Damit war der Zustand der ersten Wahlausschuss-Sitzung - es gab ja insgesamt drei - wiederhergestellt. Wenn am 18. Juni für klare Verhältnisse gesorgt wird, gibt es auch wieder klare Arbeitsstrukturen."

Hat Sie das Vorgehen, die Situation an die Öffentlichkeit zu bringen, gestört?

Windtner: "Das war schade, weil man damit nicht einer Person schadet, sondern einer Institution. Es lässt sich leider nicht vermeiden. Es ist in anderen Gremien wie auch bei uns so, dass es schwierig ist, medial dicht zu halten. Es hat mich überrascht, ist für mich aber erledigt."

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