Wie Beckham an seinem Lebenstraum bastelt

David Beckham hat eine Hürde genommen.
David Beckham hat eine Hürde genommen.(c) REUTERS (Hannah Mckay)
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Seit Jahren möchte David Beckham mit einem eigenen Klub in die US-Liga einsteigen, doch das Projekt drohte an der Lokalpolitik zu scheitern. Mit dem Grundstückskauf für den Stadionbau wurde nun ein Meilenstein gesetzt.

Miami. Fußballstars finden nach ihrer aktiven Laufbahn die verschiedensten Betätigungsfelder. Die einen machen eine Karriere als Trainer oder TV-Kommentator, die anderen bauen sich ein Unternehmen mit Hotels und Bars auf oder werden Bankrotteure und landen in Trash-Shows. David Beckham bringt für Ersteres die besten Voraussetzungen mit: Er war schon als Spieler eine Marke, entwarf eine eigene Unterwäschekollektion und prangte auf dem Titel von Modezeitschriften. Doch der ehemalige Mittelfeldstar in Diensten von Manchester United und Real Madrid hat größere Pläne: Beckham will einen eigenen Verein in der amerikanischen Profiliga Major League Soccer (MLS) gründen.

Im Februar 2014 kündigte der ehemalige Kapitän der englischen Nationalmannschaft mit seiner Investorengruppe an, ein eigenes MLS-Franchise auf die Beine zu stellen. Beckham hatte sich bei seinem Wechsel zu LA Galaxy die Option in seinem Vertrag ausbedungen, einen eigenen Klub für die festgeschriebene Summe von 25 Millionen Dollar zu gründen. Anders als in europäischen Ligen gibt es in der MLS wie auch in der NBA oder NHL keine Auf- und Absteiger, sondern ein festes Teilnehmerfeld von Franchises. Bei diesen Lizenznehmern handelt es sich um gewerbliche Unternehmen. Das heißt, man kann sich nicht durch sportliche Erfolge für den Wettbewerb qualifizieren, sondern sich nur in die Liga einkaufen.

Beckhams Charmeoffensive

Die Pläne gerieten in der Vergangenheit allerdings ins Stocken. Das Vorhaben drohte in den Mühlen der Lokalpolitik zerrieben zu werden und am Widerstand der Funktionäre und Lokalbevölkerung zu scheitern. Der mächtige Ligaboss Don Garber wies darauf hin, dass es mindestens zwölf Städte gebe, die sich um einen der begehrten Startplätze bewerben.

Trotz einer Charmeoffensive, Beckham warb für seine Pläne im Stile eines smarten Entrepreneurs, fehlte dem Projekt die Unterstützung. Die Pläne eines neuen Stadions, das Voraussetzung für eine Lizenzierung in der Major Soccer League ist, wurden zunächst abgelehnt. Erschwerend für die Bewerbung Beckhams kam hinzu, dass mit Miami FC bereits ein von Paolo Maldini finanziertes Franchise in der North American Soccer League (NASL), der zweiten Liga, vertreten ist, das seinerseits ein Vorzugsrecht für sich in Anspruch nimmt. Und mit Orlando City, das den brasilianischen Weltmeister Kaká verpflichtete, gibt es seit 2015 schon ein Franchise aus Florida. Die Beckham-Gruppe hätte im Dezember beinahe eine Frist verpasst und den Zuschlag für das 24. MLS-Franchise an Sacramento verloren.

Doch nun hat das Projekt eine entscheidende Hürde genommen: Die Investorengruppe Miami Beckham United (MBU) hat sich mit der Kommission des County Miami-Dade auf einen Grundstückskauf geeinigt. Die Beckham-Gruppe erwirbt für neun Millionen Dollar eine Parzelle, die für die Grundfläche des Stadionneubaus notwendig ist. Es ist das letzte Puzzleteil eines komplizierten Verwaltungsverfahrens. Bereits im Februar 2016 hat Beckham 19 Millionen Dollar für knapp zweieinhalb Hektar Grundstücksfläche bezahlt. Der Superstar ist seinem „Lebenstraum“, wie er selbst sagt, ein Stückchen näher gekommen. Die ersten Entwürfe der 25.000 Zuschauer fassenden Arena zeigen ein Schmuckkästchen im Stadtteil Overtown. Die Neubaupläne sind allerdings nur eine abgespeckte Version des früheren Konzepts.

Beckham wollte ursprünglich in Downtown Miami am Seehafen bauen. Ihm schwebte ein Waterfront-Park in unmittelbarer Nähe zum mondänen Miami Beach vor, wo die High Society mit ihren Luxuskarossen vorfährt und sich nach dem Spiel ins Nachtleben stürzt. Die Stadtverwaltung verweigerte allerdings die Baugenehmigung. Die Hafenarbeiter monierten, dass Schiffsterminals durch „Erdnussverkäufer und Kartenabreißer“ ersetzt werden könnten. So viel Provinzposse war dem Mann von Welt noch nicht begegnet.

Doch der schillernde Superstar, der zuletzt immer häufiger mit seiner Gattin in luxuriösen Etablissements wie dem Soho Beach House gesichtet wurde, will sich nicht auf Normalmaß stutzen lassen. Insider berichten, dass er dank seines Netzwerks namhafte Spieler aus aller Welt anheuern könnte, wenn sein Team 2019 oder 2020 an den Start geht.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.06.2017)

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