Das ÖFB-Team besiegt die Schweiz mit 1:0. Nina Burger gelingt das erste Tor einer österreichischen Fußball-Nationalspielerin bei einer EM.
Am Nachmittag bedurfte es noch eines genauen Blicks, denn der Premierenauftritt von Österreichs Frauen-Nationalteam bei einer EM-Endrunde gegen die Schweiz hatte Fans in einträchtigem Rot nach Deventer gelockt. In kleinen Gruppen zogen sie durch die Stadt, neben Fahnen und Schals sorgte auch die ein oder andere Lederhose für eine eindeutige Deklaration. Am Ende war der Schweizer Anhang im Adlerhorst-Stadion deutlich in der Überzahl, insgesamt 4781 Zuschauern wohnten dem historischen Auftritt in der kleinsten der sieben EM-Arenen bei.
Dominik Thalhammer schickte dieselbe Startelf wie beim letzten Testspielsieg gegen Dänemark auf den Rasen – in den weißen Trikots. Kapitänin Viktoria Schnaderbeck hatte sich nach Knieproblemen zwar rechtzeitig fit gemeldet, nahm jedoch auch aufgrund des Trainingsrückstands zunächst auf der Bank Platz. Den historischen Anpfiff im ersten EM-Spiel für beide Mannschaften nahm mit Bibiana Steinhaus der Star unter den Schiedsrichterinnen vor, die Deutsche wird ab der nächsten Saison in der Männer-Bundesliga pfeifen.
Keine Spur von Nervosität
Von Lampenfieber war bei den ÖFB-Frauen überhaupt nichts zu bemerken, sie drängten von Beginn an mutig und aggressiv nach vorne. Burger verpasste nach einem Eckball den Auftakt nach Maß knapp (4.), wenig später schloss Billa nach einem Fehlpass der Torhüterin zu überhastet ab (6.). Bei einem Kopfballduell erlitt Makas ein Cut, kam jedoch rechtzeitig mit Turban zurück, um die verdiente Führung der Österreicherinnen zu bejubeln. Nach einem misslungenen Ausschuss der Schweizer Torhüterin schalteten das ÖFB-Team schnell und Burger verwertete den idealen Lochpass von Zadrazil souverän zum 1:0 (15.).
Mit dem Tor belohnte sich Österreich für eine starke und ungemein abgeklärte Leistung. Die Abwehrreihe stand felsenfest und ließ der Schweizer Offensive um Chelsea-Star Bachmann kein Durchkommen. Auf der Gegenseite hielten Billa, Makas und Feiersinger hingegen den Druck auf die Verteidigerinnen hoch, was immer wieder Räume und Chancen eröffnete. Doch Feiersingers Weitschuss ging vorbei (37.) und Burger stand bei ihrem zweiten Treffer im Abseits (38.). Einziger Wermutstropfen vor der Pause war die Auswechslung der angeschlagenen Makas.
Nach Wiederanpfiff zeigte sich ein ähnliches Bild. Wieder fand Burger gleich eine gute Chance vor, nach einer schönen Eckballvariante fiel ihr Abschluss jedoch zu schwach aus (49.). Diesmal antwortete die Schweiz allerdings prompt: Puntigam klärte einen Kiwic-Kopfball vor der Linie (53.).
Hektik trotz Überzahl
Kurz darauf stand die Schweizer Innenverteidigerin erneut im Mittelpunkt, als sie die durchbrechende Burger niederriss und dafür Rot sah (60.). Nun hatte Österreich den Platz für Konter, allein der letzte Pass fiel zu unpräzise aus. Beinahe hätte sich das gerächt, ein abgefälschter Schuss von Bernauer zwang Zinsberger zu einer Glanzparade (74.). Es entwickelte sich eine hektische Schlussphase mit Chancen auf beiden Seiten, die beste für Österreich vergab Burger mit einem zu hoch angetragenen Lupfer (88.). Nach fast sechs Minuten Nachspielzeit erklang endlich der Abpfiff und besiegelte den historischen Triumph.
„Pure Freude“, jubelte Nina Burger nach der Partie. Ihr 47. Länderspieltor wird der ÖFB-Rekordschützin in besonderer Erinnerung bleiben. „Ich habe mir das vorgestellt, das war extrem geil.“ Große Feier gab es freilich keine, bereits am Samstag (20.45 Uhr, live ORF eins) wartet das nächste Spiel gegen den nach dem ersten Spieltag gleichauf liegenden Gruppenfavoriten Frankreich. Die Französinnen kamen dank eines späten Elfmetertores von Le Sommer (86.) gegen Island ebenfalls zu einem 1:0-Erfolg. Burger: „Wir sind wieder Außenseiter, aber nichts ist unmöglich.“