Frauen-EM: Gelernt, sich richtig durchzusetzen

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Deutschland stellt 41 Legionärinnen für das Turnier, Frankreich ist Europas Hochburg im Klubfußball – jedoch Österreich avancierte zur Überraschung dieser EM.

Wageningen. Österreichs Frauenfußballteam glänzt bei der EM-Premiere in den Niederlanden, wie bei den Herren basiert der Erfolg auf dem Know-how und Erfahrungsschatz von Auslandsengagements. Die gesamte Startelf vom 1:0 gegen die Schweiz kickt in einer der besten Ligen Europas. Die absolute Nummer eins bei allen Teams ist Deutschland. Neben 20 deutschen Spielerinnen sind 41 Legionärinnen diverser Teams bei Bayern und Co. engagiert.

Nur Spanien, Frankreich, England und Russland haben keine in Deutschland tätige Fußballerin. Österreich hat mit 14 Akteurinnen den höchsten Anteil. Keine Sprachbarriere, schnelle Integration und auch die Nähe zur Heimat spielen eine Rolle, meinte etwa Schweiz-Teamchefin Martina Voss-Tecklenburg, die mit ihrer Mannschaft ebenso noch Chancen auf den Viertelfinaleinzug hat. Gewinnen sie am Mittwoch gegen Frankreich (20.45 Uhr), steht das ÖFB-Team unter Zugzwang. Gewinnen die Schweizerinnen nicht, könnte Österreich gegen Island (20.45 Uhr, ORF eins, live) sogar verlieren.

14 Spielerinnen aus Wolfsburg

Der Anteil an in Deutschland spielenden Kickerinnen bei der EM ist mit 61 sehr hoch, England (40), Schweden (36) und Frankreich (35) folgen dahinter. „Deutschland gehört sicher zu den stärksten Ligen der Welt. Die Spielerinnen werden Woche für Woche gefordert. Bei jedem Training lernt man, sich durchzusetzen“, sagte die bei Bayern München nun in der Medienabteilung tätige Ex-ÖFB-Stürmerin Nina Aigner.

Ob ÖFB-Kapitänin Viktoria Schnaderbeck (sie wurde nach der erlittenen Rissquetschwunde beim 1:1 gegen Frankreich im Spital von Utrecht genäht, ihre Teilnahme ist für Mittwoch fraglich), Carina Wenninger und Torfrau Manuela Zinsberger, man schätzt Arbeit und Klima in München. Aigner sagt: „Die Frauenauswahl ist Teil der großen Bayern-Familie.“
VfL Wolfsburg ist dennoch der Klub, der mit 14 Spielerinnen bei dieser EM am stärksten vertreten ist. Dahinter folgen Barcelona und Champions-League-Sieger Olympique Lyon (je zwölf); die Bayern bringen es wie Montpellier auf elf Akteurinnen.

Frankreichs Liga gab 2016/17 in Europa den Ton an, dank PSG gab es ein rein französisches Endspiel in der Königsklasse. Umso sensationeller und wertvoller erscheint daher das Remis, das den ÖFB-Frauen die Tür ins Viertelfinale so weit geöffnet hat. (red.)

FRAUENFUSSBALL-EM

Gruppe D: Schottland – Portugal 1:2, England – Spanien 2:0.
Gruppe C, Mittwoch: Österreich – Island (20.45, ORF1).

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.07.2017)

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