Frauenfußball-EM: Österreich unterliegt Dänemark im Elferschießen

Laura Feiersinger vergibt
Laura Feiersinger vergibtAPA/AFP/TOBIAS SCHWARZ
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Die ÖFB-Frauen vergaben schon in der regulären Spielzeit einen Strafstoß, in der Entscheidung verschossen dann gleich drei Österreicherinnen.

Breda/Wien. Mit dem Halbfinaleinzug bei den Europameisterschaften in den Niederlanden hatte das Frauen-Fußballnationalteam die Erwartungen weit übertroffen, in Breda bot sich gegen Dänemark die einmalige Gelegenheit bei der EM-Premiere gleich das Endspiel zu erreichen. Ein 0:3 im Elfmeterschießen nach torlosen 120 Minuten aber ließ den Traum platzen. „Die Enttäuschung ist groß, weil wir so nah dran waren. Was uns letztes Mal ausgezeichnet hat, hat diesmal gefehlt“, sagte Teamchef Dominik Thalhammer. „Aber es war großartig, was wir gezeigt haben und das bleibt es auch.“ Am Freitag (19 Uhr) ist ein Empfang auf dem Wiener Rathausplatz geplant.

Österreich musste eine personelle Umstellung vornehmen: Lisa Makas saß mit Kreuzbandriss auf der Bank, bei der Hymne hielten die Kolleginnen ihr Trikot. Für sie kam Virginia Kirchberger in die Mannschaft, Viktoria Schnaderbeck rückte aus der Innenverteidigung ins Mittelfeld vor und Nicole Billa besetzte die linke Seite.

Puntigam vergibt Elfmeter

Vergleiche zu Österreichs 4:2-Testspielsieg vor vier Wochen wollten beide Mannschaften nicht ziehen, die ÖFB-Frauen begannen aber ähnlich mutig und hatten auch die erste große Torchance. Nach einer schönen Eckballvariante kam Burger an den Ball, ihr Schuss wurde jedoch vor der Linie geklärt (7.). Die Mannschaft von Nils Nielsen aber hat ihre Lehren gezogen und hielt diesmal mit Aggressivität und Einsatz dagegen. Dänemarks Sturmduo Nadim und Harder stellte seine Topform unter Beweis, mit ihren individuellen Qualitäten waren die Beiden ein ständiger Gefahrenherd, so konnte Kapitänin Harder nach einem Solo erst in letzter Sekunde im Strafraum gestoppt werden (9.).

Auf der Gegenseite wehrte Kildemoes einen Schuss mit der Hand ab, diesmal zeigte Puntigam allerdings vom Elfmeterpunkt Nerven und jagte den Ball weit über das Tor (12.). Die Österreicherinnen steckten nicht auf, fanden sich jedoch zumeist in der Defensive. Dänemark blieb giftig und gewann mehr zweite Bälle, fand gegen die kompakte Abwehr aber kaum ein Durchkommen. Ein Lattenschuss von Troelsgaard blieb die beste Chance (21.). Die ÖFB-Frauen agierten in Ballbesitz zu hektisch und spielten die Konter nicht präzise zu Ende, mussten zudem Billa nach einem nicht geahndeten Foul vorgeben. Die Tirolerin wurde mit Verdacht auf einen Mittelfußknochenbruch unter Tränen vom Platz getragen, für sie kam die bereits in der Startelf erwartete Prohaska (39.). Gefahr brachten vor allem Standards, in der Nachspielzeit köpfelte Kirchberger nach einem Eckball übers Tor.

Glanzparaden von Zinsberger

Nach Wiederanpfiff zeigte sich das gleiche Bild, Dänemark agierte und drängte auf die Führung. Die Österreicherinnen durften sich einmal mehr auf Manuela Zinsberger verlassen, die Torhüterin verhinderte mit zwei Glanzparaden gegen Sörensen (54.) und Harder (61.) den Rückstand.

Außer nach Standards (Burger-Kopfball 67.) gelang es Österreich kaum noch für Entlastung zu sorgen, die eroberten Bälle wurden zu schnell wieder verspielt. Einmal ging ein Konter auf, doch Feiersinger verzog nach schönem Zusammenspiel mit Prohaska (73.). Die Schlussphase gehörte dann ganz den Däninnen, bei einem Stanglpass rettete Wenninger in letzter Sekunde vor der heranstürmenden Harder (88.). Den Lucky Punch in der Nachspielzeit vergab Aschauer nach einer zu kurzen Faustabwehr der dänischen Torhüterin (96.).

Damit ging es wie schon im Viertelfinale in die Verlängerung, in der Österreich defensiv stabiler stand und dadurch auch offensiv wieder präsenter war. Echte Chancen aber gab es nur auf der Gegenseite, Veje mutierte zum Chancentod (92., 110., 114.), den Matchball vergab Harder per Kopf (120.).

Diesmal kein Glück in der Entscheidung

So mussten erneut Elfmeter entscheiden: Feiersinger, Pinther und Aschauer vergaben ihre Versuche, da half auch ein gehaltener Penalty von Zinsberger nicht mehr. Sörensen stellte auf 3:0 und schoss Dänemark im sechsten Versuch erstmals in ein EM-Finale. „Vier vergebene Elfmeter sind sehr bitter, das müssen wir erstmal verdauen. Aber hoffentlich können wir bald realisieren, was wir geschafft haben“, meinte Kapitänin Viktoria Schnaderbeck.

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