Neymar: Für Paris spielen, aber für Katar

Neymar: Bonjour Paris.
Neymar: Bonjour Paris.(c) APA/AFP/LIONEL BONAVENTURE (LIONEL BONAVENTURE)
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Neymar kam nicht nur des Fußballs wegen für 222 Millionen Euro nach Paris, der Brasilianer erfüllt vor allem Katars Verlangen nach globaler Anerkennung und dient dem Emirat als klares Signal an seine regionalen Gegner.

Paris. Katar hat von vielem mehr als genug. Nicht nur Sand, Kamele und Sonnenstunden, auch Geld und nicht zuletzt Geltungsdrang sind im Überfluss in dem Golf-Emirat vorhanden, das durch seine Gasvorkommen reich wurde. Geld spielt keine Rolle im Wüstenstaat, etwas kleiner als Oberösterreich. Mit Sportsponsoring, der Austragung diverser Weltmeisterschaften – allen voran der Fußball-WM 2022 – und der Ansammlung prominenter „Botschafter“ will sich der Kleinstaat internationale Bedeutung verschaffen. Warum bloß?

Die astronomische Summe von 222Millionen Euro für den Brasilianer Neymar, der am Freitag in Paris unter dem Eiffelturm mit dem neuen PSG-Trikot (Nummer 10) präsentiert wurde, ist für die Katarer ein weiteres Investment. Der Rekordwechsel des 25-jährigen Brasilianers, der inklusive Wechselprämie, Handgeld und Gehalt noch wesentlich teurer wird, mutet als Coup für Paris Saint-Germain an, ist aber in Wahrheit nur ein Kunststück von PSG-Präsident Nasser al-Khelaifi.

Als katarischer Tennisprofi brachte er es einmal auf Platz 995 der Weltrangliste. 1996 verlor er beim ATP-Turnier in St. Pölten gegen Thomas Muster in 34 Minuten 0:6, 1:6. Al-Khelaifi stieg aber nach diesen Selbstversuchen zu einem der mächtigsten Spieler der Sportindustrie auf und erfüllt damit ausschließlich die Agenda seines Freundes, Scheich Tamim bin Hamad al-Thani, des Herrschers von Katar.

Barcelona war vorgewarnt

2011 kaufte al-Khelaifis Investorengruppe Qatar Sports Investments die Aktienmehrheit der Pariser, Katars Tourismusbehörde schloss von 2012 bis 2016 einen Werbevertrag mit jährlich rund 200 Millionen Euro ab. Barcelona wurde bereits seit 2011 für die Brustwerbung „Qatar Foundation“ fürstlich entlohnt, von 2013 bis 2016 warb Qatar Airways mit Lionel Messi und Co. für 300 Millionen Euro. Man kannte sich also, jeder wusste, als das Neymar-Offert eintraf, mit wem man es zu tun hatte – und was geschehen würde.

Neymars Verpflichtung werten Nahost-Experten auch als Signal an Katars Gegner. Saudiarabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Bahrain und Ägypten hatten Anfang Juni ihre diplomatischen Beziehungen zu Katar abgebrochen, eine Blockade verhängt. Ihr Vorwurf: Doha finanziere radikale Islamisten. Die andere Sichtweise besagt, dass Saudiarabien das aufstrebende Emirat in die Schranken weisen will.

Mit Neymar als globalem WM-Botschafter gibt es für Katar aber keine Grenzen mehr. Dass der Brasilianer aber jemals die seit der Blockade gestiegenen Kosten für die Einfuhr von Lebensmitteln oder Baumaterialien für WM-Stadien anprangern wird, ist ausgeschlossen. Er folgt sportlichen Zielen, wird die Nummer eins bei Paris SG sein, Tore schießen, den Klub vielleicht zum Triumph in der Champions League führen. Katar ist das recht, Katar will aber mehr. (fin)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.08.2017)

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