Katalonien-Referendum: FC Barcelona steht zwischen den Fronten

Gerard Pique
Gerard PiqueAPA/AFP/JOSE JORDAN
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Der katalanische Spitzenklub spielte am Wochenende vor leeren Rängen, Innenverteidiger Gerard Pique übte wie Ex-Trainer Pep Guardiola scharfe Kritik.

Im Zuge der katalanischen Unabhängigkeitsbestrebungen ist der FC Barcelona in eine Zwickmühle geraten. Kataloniens sportliches Aushängeschild trat am Sonntag vor leeren Rängen an, um die drei Zähler gegen Las Palmas sicherzustellen. 3:0 siegte der Tabellenführer und holte im siebenten Saisonspiel der Primera Division damit den siebenten Sieg. Davor und danach gab es reichlich Diskussionsstoff.

"Schande" titelte die katalanische Sport-Tageszeitung "Sport" über dem Foto eines leeren Camp Nou. "Und Würde" stand neben dem Bild von Barca-Verteidiger Gerard Pique. Der spanische Internationale, ein großer Befürworter des Referendums, war es, der nach dem Spiel als Wortführer in Erscheinung trat. "Ich bin stolz auf die Katalanen. Wählen ist ein Recht, das verteidigt werden muss", sagte der 30-Jährige unter Tränen.

Pique, 2010 Welt- und 2012 Europameister, stellte außerdem seinen Platz in der Nationalauswahl zur Verfügung. Sollte der spanische Verband ihn für ein Problem halten oder er "stören", würde er zurücktreten, sagte der Innenverteidiger. Er übte Kritik an Spaniens Premierminister Mariano Rajoy. "Man kann Ja wählen, Nein oder sich der Stimme enthalten. In der Franco-Ära konnten wir für unsere Ideen nicht eintreten. Ich tue das, und ich bin Katalane", meinte Pique.

Guardiola übt scharfe Kritik

Unterstützung bekam er aus England. Pep Guardiola äußerte sich im katalanischen Radio ebenfalls kritisch zu Rajoy. "Es gibt heute Bilder, die unwiderlegbar sind. Der Premierminister muss Fragen beantworten, da er der Premierminister aller Spanier bleibt", meinte der ehemalige Barcelona-Kapitän und -Trainer mit Blick auf die Gewaltszenen, die die von Madrid entsandte paramilitärische Guardia Civil lieferte. "Warum sind wir nicht mehr wie die Briten?", meinte der nunmehrige Manchester-City-Coach Guardiola. Es gehe gar nicht darum, Spanien nicht zu mögen. "Spanien ist ein tolles, tolles Land", sagte Guardiola.

Wegen der Unruhen im Rahmen des umstrittenen, von der Zentralregierung nicht anerkannten Referendums hatte Barcelona das Spiel gegen Las Palmas vor leeren Rängen austragen müssen. Unmittelbar vor Spielbeginn soll es laut Medienberichten diverse Diskussionen gegeben haben. Die Gäste von den kanarischen Inseln sorgten mit Trikots, auf denen die spanische Flagge und das Datum 1-10-2017 zu sehen waren, für Unmut bei den Hausherren. Das traditionelle Essen zwischen den Klub-Bossen vor Spielbeginn fiel daraufhin aus.

Auch unter den Spielern der Katalanen um Superstar Lionel Messi soll es heftige Diskussionen gegeben haben. Vor allem Pique sei dafür gewesen, nicht einzulaufen. Dadurch hätte Barcelona jedoch am Grünen Tisch mit 0:3 verloren. Eine Verschiebung hatte die Liga abgelehnt. Klubpräsident Josep Maria Bartomeu gab an, dass das Stadion geschlossen wurde, um damit gegen die Polizeigewalt zu protestieren. "Die ganze Welt soll sehen, wie die Situation in Katalonien ist und wie wir leiden", sagte Bartomeu. Dem stand jedoch der Schiedsrichterbericht entgegen. Demnach hatte der Klub-Boss Sicherheitsbedenken als Grund angegeben.

(APA/Reuters)

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