WM-Playoffs: Italiens Angst vor der Zuschauerrolle

APA/AFP/GABRIEL BOUYS
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Spanien erwies sich in der WM-Qualifikation als zu stark, nun müssen die Italiener im Playoff bestehen. Gigi Buffon lässt sich von den Schmähungen nicht beirren.

Erstmals seit 1958 droht Italien eine Fußball-WM-Endrunde zu verpassen. Das Play-off gegen Schweden entscheidet, ob die "Azzurri" 2018 in Russland dabei sind oder zuschauen müssen. Am Freitag steht in Stockholm das Hinspiel an. Sollte Italien scheitern, wäre es "ein Makel für meine Karriere", sagte Routinier Daniele de Rossi. Der Druck auf das Team von Trainer Gian Piero Ventura ist enorm.

Bis zur 0:3-Niederlage gegen Spanien im September war Italien in 56 WM- und EM-Qualifikationsspielen in Serie ungeschlagen geblieben, am Ende reichte es daher nur zu Platz zwei in der UEFA-Quali-Gruppe G. So muss der viermalige Weltmeister erstmals den nervenaufreibenden Umweg über die Play-off-Spiele gehen, während Schweden damit schon Erfahrung hat.

Viele Hoffnungen ruhen bei den Italienern auf Lazio Roms Torjäger Ciro Immobile. Der bei Dortmund gescheiterte Stürmer erweist sich in der Serie A derzeit als unverzichtbar. "Ich stehe dem Coach und der Squadra voll zur Verfügung", sagte Immobile. "Ich werde alles geben, es ist die wichtigste Herausforderung meiner Karriere."

"Kartoffelsack" Buffon

Nach der Demütigung gegen die Spanier in Madrid war auch Volksidol und Torhüter-Legende Gianluigi Buffon zum Ziel von Verbalattacken geworden. Als "Rentner" und "Kartoffelsack" wurde der Juventus-Goalie von Fans verspottet. "Je öfter du gewinnst, desto öfter machst du Fehler, desto mehr lernst du, desto reifer wirst du", ließ sich der 39-Jährige, der seine sechste WM-Teilnahme anstrebt, davon aber nicht beirren. "Jetzt bereite ich mich mit Ruhe und klar entschieden auf dieses Spiel vor." Das Retourmatch findet dann am Montag in Mailand statt.

Teamchef Ventura gibt sich nach außen selbstbewusst. "Ich habe nie in Erwägung gezogen, nicht zur Weltmeisterschaft zu fahren", sagte der 69-Jährige, dessen Vertrag im Sommer bis 2020 verlängert worden war. "Wir haben ein Ziel, das wir erreichen müssen, und wenn wir es erst mal erreicht haben, werden auch die Voraussetzungen dafür da sein, etwas Wichtiges auf die Beine zu stellen."

Ohne Ibrahimovic im Vorteil?

Schweden war in der Qualifikation in die topbesetzte Gruppe A mit Frankreich und den Niederlanden gelost worden und belegte hinter der "Equipe Tricolore" immerhin den zweiten Platz. Zu Hause schaffte die Mannschaft von Trainer Janne Andersson einen 2:1-Heimsieg gegen die Franzosen. Mit den Italienern wartet nun im Play-off neuerlich ein großes Kaliber. Vor vier Jahren hatte es schon in zwei Entscheidungsspielen gegen Portugal knapp nicht gereicht.

Dabei konnte Schweden damals noch auf die Mithilfe von Stürmerstar Zlatan Ibrahimovic zählen. Der 36-Jährige von Manchester United trat nach der EM 2016 zurück, nach einer Knieverletzung arbeitet er derzeit für sein Comeback. "Meine Geschichte mit der Nationalmannschaft ist vorbei", sagte Ibrahimovic, der in Italien für Inter Mailand und AC Milan aktiv war, gegenüber Sky Italia. "Jetzt, da ich nicht mehr in der Nationalmannschaft bin, kann Schweden mit weniger Druck spielen. Die Leute erwarten jetzt weniger."

(APA/dpa)

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