Uruguay: Trophäensammler aus Südamerika

Soccer Football - 2018 World Cup Qualifiers - Uruguay v Bolivia
Soccer Football - 2018 World Cup Qualifiers - Uruguay v Bolivia(c) REUTERS (ANDRES STAPFF)
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Das uruguayische Nationalteam ist das erfolgreichste der Welt. Die größten Titel liegen zwar schon Jahrzehnte zurück, mit Teamchef Óscar Tabárez aber kam neuer Schwung. PSG-Stürmer Edinson Cavani, 30, ist einer der Torgaranten.

Wien. Ohne Topstar Luis Suárez, aber mit prominenten Namen wie Edinson Cavani oder Diego Godín reist Uruguay zum freundschaftlichen Länderspiel am Dienstag (20.45 Uhr, live ORF eins) im Ernst-Happel-Stadion an. Gemessen an offiziellen Titeln ist gar die erfolgreichste Nationalmannschaft der Welt zu Gast. 20 Trophäen hat die Celeste (Himmelblauen) gewonnen, allein 15 davon bei der Südamerika-Meisterschaft – Uruguay ist damit Rekordhalter. Dazu kommen zwei WM-Titel (1930, 1950), ein Sieg beim von der Fifa durchgeführten Mundialito (1980/81), ein Turnier aller damaligen Weltmeister außer England, und zweimal Olympiagold (1924, 1928).

Zur Zeit der Olympiasiege – damals die höchste Auszeichnung für Fußballnationalmannschaften – zählte das flächenmäßig zweitkleinste Land Südamerikas nicht einmal zwei Millionen Einwohner (derzeit knapp 3,5 Mio.). Bis heute ist Uruguay nach wie vor die Nation mit der geringsten Bevölkerungszahl, die jemals einen WM-Titel geholt hat. Allerdings war der Triumph bei dem Heimturnier mit einem Makel behaftet: Viele europäische Teams, darunter auch Österreich, hatten wegen der kostspieligen und mühsamen Anreise auf eine Teilnahme verzichtet.

Kleinster WM-Sieger

Nach Boykotten der WM-Endrunden 1934 und 1938 feierte Uruguay 1950 eine triumphale Rückkehr auf die WM-Bühne: Im entscheidenden Match um den Titel gewann die Celeste vor geschätzten 200.000 Zuschauern im Maracanã-Stadion von Rio de Janeiro gegen Gastgeber Brasilien mit 2:1. Vier Jahre später bei der Endrunde in der Schweiz kam gegen Ungarn mit dem legendären Ferenc Puskás das Aus, das darauffolgende Spiel um Platz drei ging mit 3:1 an die ÖFB-Auswahl, die damit ihren bis heute größten Erfolg feierte.

Danach begann der Stern des Nationalteams zu sinken. Von 1978 bis 2006 scheiterten die Uruguayer gleich fünfmal in der WM-Qualifikation, zweimal reichte es für das Achtelfinale, einmal war nach der Gruppenphase Endstation. 2010 aber kam der Aufschwung: Uruguay drang unter dem nach wie vor amtierenden Teamchef Óscar Tabárez bei der Endrunde in Südafrika bis ins Semifinale vor, nach 2:3-Niederlagen gegen die Niederlande und Deutschland schaute am Ende der vierte Platz heraus. Bei der Endrunde 2014 in Brasilien setzte man sich in einer Gruppe mit England und Italien durch, im Achtelfinale kam gegen Kolumbien das Aus.

Das Ticket für die WM in Russland im kommenden Sommer löste die aktuelle Nummer 17 der Fifa-Weltrangliste (Österreich ist 39.) souverän mit dem zweiten Platz hinter Brasilien in der Südamerika-Qualifikation.

Im Schatten der Stars

Mit zehn Toren hatte Edinson Cavani maßgeblichen Anteil am WM-Ticket. Der 30-Jährige ist bei Paris St. Germain Teil des Millionensturms und liegt im klubinternen Wettschießen mit 13 Liga-Treffern klar vor seinen prominenten Nebenmännern Neymar (7) und Kylian Mbappé (4). Dennoch stehen die beiden teuren Neuzugänge mehr im Fokus, insbesondere die Verpflichtung von Neymar hat den Status von Cavani untergraben. Medienberichte über Differenzen zwischen dem Duo erhielten im September quasi ihre öffentliche Bestätigung, als sich die beiden in einem Ligaspiel um die Ausführung eines Elfmeters stritten und nach Schlusspfiff beinahe eine Schlägerei anzettelten.

Cavani war 2013 als damaliger italienischer Schützenkönig für 65 Millionen Euro von Napoli in die französische Hauptstadt gewechselt. Mit PSG feierte der Offensivspieler je drei Meistertitel und Cupsiege – zu wenig für die katarischen Besitzer, die daher im Sommer kräftig investierten.

Im Nationalteam debütierte Cavani 2008 und krönte sich drei Jahre später zum Südamerika-Meister. Vor dem Spiel gegen Österreich hält der Angreifer bei 97 Einsätzen und ist mit 39 Treffern hinter Suárez (49) zweitbester Torschütze der Landesauswahl. (red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.11.2017)

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