Der Champions-League-Sieger heute heißt . . . Liverpool

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Warum die „Fab Three“ und Klopps heute den Titelverteidiger Real Madrid in die Knie zwingen könnten.

Rein aus sportlicher Sicht wird es für den FC Liverpool eine Mammutaufgabe, am Samstag (20.45 Uhr, live ORF eins, ZDF, Sky) im Finale der Champions League zu bestehen. Real Madrid hat weitaus mehr Endspiel-Erfahrung, ist auf jeder Position in Abwehr und Mittelfeld mit den besseren Einzelkönnern besetzt. Aber es geht schließlich ums Toreschießen, und da ist das Liverpool-Sturmtrio mit Mohammed Salah, Roberto Firmino (beide zehn Tore) und Sadio Mané (9), das gemeinsam 29 Tore in der laufenden Saison der Königsklasse erzielt hat, auch einem Superstar wie Cristiano Ronaldo weit voraus. Der Portugiese steht mit seinen 15 Toren in dieser Champions-League-Spielzeit bei Real schließlich allein auf weiter Flur und neigt von Zeit zu Zeit immer noch dazu, in entscheidenden Partien völlig abzutauchen.

Wie auch die Defensive der Madrilenen, die sich zuletzt so königlich gar nicht präsentierte. Überhaupt sind die Real-Stars älter und langsamer geworden, beim spanischen Rekordmeister steht ein Umbruch bevor. Und wer wäre besser dazu geeignet, als das kaltschnäuzige Liverpool mit seinem aggressiven Gegenpressing und dem pfeilschnellen Umschaltspiel, einen solchen einzuleiten?

Reals Prunkstück überbrücken

Die „Fab Three“ mit Premier-League-Torschützenkönig Salah, Firmino und dem Ex-Salzburger Mané stehen nur symbolhaft für eine Mannschaft, deren Spieler auch bei höchstem Tempo die richtigen und vor allem uneigennützigen Entscheidungen treffen. So gelangen Liverpool mit 46 Toren in einer Champions-League-Saison so viele wie noch keinem Team zuvor, der FC Barcelona mit Patrick Kluivert, Rivaldo und Luís Figo brachte es in der Saison 1999/2000 auf 45 Treffer. (Dass damals Real Madrid die Trophäe mit nach Hause nahm, soll hier nicht unerwähnt bleiben.)

Macht Liverpool heute alles richtig, wird das Mittelfeld von Real, wo Luka Modrić und vor allem Toni Kroos die Spielzüge aushecken und wo die Madrilenen personell am stärksten besetzt sind, gar nicht erst zur Geltung kommen. Jürgen Klopps Truppe hat es sich zur Aufgabe gemacht, diesen Teil des Spielfelds so schnell wie möglich zu überbrücken, ohne Umwege geht es in die Tiefe, und schon hat man es nur noch mit Reals letzter Reihe zu tun.

„Erfahrung ist wichtig, aber wir haben Leidenschaft“, erklärte Klopp. Auch die Statistik wird nicht mehr viel wert sein, sobald Schiedsrichter Milorad Mažić die Teams ins Olympiastadion von Kiew führen wird. Weder Klopps hartnäckiger Finalfluch, den er seit fünf Endspielen (Champions League 2013, DFB-Pokal 2014 und 2015, englischer Ligapokal 2016, Europa League 2016) nicht abschütteln kann, noch die Tatsache, dass seit 2014 spanische Klubs zwölf aller 13 Uefa-Bewerbe (Champions League, Europa League, Super Cup) gewonnen haben. Der Enthusiasmus, der spektakuläre Angriffsfußball spricht für Liverpool.
Abergläubige Briten haben freilich weit banalere Argument für einen Triumph der Reds gefunden. Ein Beispiel: 1981 gab es zuletzt ein Europacupfinale zwischen Liverpool und Real, die Engländer siegten 1:0. Im selben Jahr gaben sich Prinz Charles und Prinzessin Diana das Ja-Wort, heuer war ihr Sohn, Prinz Harry, an der Reihe. (joe)


Mögliche Aufstellung: Karius; Alexander-Arnold, Lovren, Van Dijk, Robertson; Milner, Henderson, Wijnaldum; Salah, Firmino, Mané.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.05.2018)

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