Diego Maradona: Neuer Job, neuer Wirbel

Die argentinische Fußballlegende hat in Weißrussland angeheuert und hofft auf ein Foto mit Präsident Alexander Lukaschenko.

Diego Maradona hat kurz nach dem Ende der Fußball-Weltmeisterschaft schon wieder weltweit die Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Fotos und Videos seiner Fahrt in einem gepanzerten Jeep durch die weißrussische Stadt Brest waren am Dienstag der Renner in den Sozialen Netzwerken. Der 57-jährige Argentinier war am Montag als neuer Chef von Dinamo Brest vorgestellt worden.

Maradona soll in Brest als Präsident die Fußballstrategie des Vereins sowie die Nachwuchsakademie verantworten. Er war Ende April als Trainer des Zweitligaclubs Al Fujairah in den Vereinigten Arabischen Emiraten beurlaubt worden. Im Mai unterschrieb er einen Vertrag für drei Jahre in Weißrussland. Möglich macht das Engagement des Südamerikaners ein Investor aus den Emiraten.

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Er hoffe, dass Weißrusslands Präsident Alexander Lukaschenko ein Fan des Vereins werden würde, gab Maradona zu Protokoll. "Ich will ein Foto mit ihm machen", sagte der Weltmeister von 1986. Lukaschenko steht seit fast 24 Jahren an der Spitze der eng an das Russland von Präsident Wladimir Putin gebundenen früheren Sowjetrepublik. Kritiker werfen ihm einen autoritären Kurs vor.

Maradona soll in der 300.000-Einwohner-Stadt an der polnischen Grenze nun auch Wurzeln schlagen. Er soll künftig in einer Villa in Brest wohnen. Maradona erklärte dazu: "Ich kann ohne Probleme in Weißrussland leben." Dinamo Brest hat noch keinen Meistertitel in Weißrussland errungen. Im Vorjahr schaltete der SCR Altach den Club in der zweiten Runde der Europa-League-Qualifikation mit einem Gesamtscore von 4:1 aus.

Die Karriere von Diego Armando Maradona, geboren am 30. Oktober 1960, begann richtig im Jahr 1976, als er sein erstes Match in der argentinischen ersten Liga absolvierte. Nur vier Monate später debütierte er auch im Nationalteam. Für eine Teilnahme an der WM 1978 im eigenen Land reichte es aber nicht, Argentinien wurde ohne den schon damals "Goldjunge" genannten Maradona Weltmeister. (c) EPA (EFE)

Ab 1981 wechselte Maradona mehrmals den Arbeitgeber: Zunächst kam er zu den Boca Juniors, 1982 zum FC Barcelona. Dort wurde er aber nicht glücklich und wechselte zwei Jahre später zum SSC Neapel - mit einer Transfersumme von knapp 12 Millionen Euro als teuerster Transfer der Welt. Die Italiener wurden mit ihm zweimal Meister (1987, 1990), einmal Pokalsieger (1987) und einmal Uefa-Cup Sieger (1989). Kein Wunder, dass Maradona noch Jahre später in Neapel wie ein Volksheld verehrt wurde. (c) REUTERS (© Reuters Photographer / Reuters)

In der Nationalmannschaft erreichte Diego Maradona 1986 seinen Zenit. Nach einer durchwachsenen WM 1982 führte der damals 25-Jährige sein Team zum zweiten WM-Titel. (c) AP (CARLO FUMAGALLI)

Ein unvergessliches Spiel lieferte Maradona im Viertelfinale gegen England (2:1) ab: In der 51. Minute traf er per Hand zum 1:0. "Es war der Kopf Maradonas und die Hand Gottes", sollte er später sagen. Erst 2005 gab er zu, den Ball mit der Hand gespielt zu haben. (c) AP

Im selben Match erzielte Diego Maradona ein Treffer, der 2002 zum "WM-Tor des Jahrhunderts" gewählt wurde. Argentiniens Nummer 10 startete drei Minuten nach seinem ersten Tor ein unglaubliches 60-Meter-Solo, spielte die gesamte englische Abwehr aus und bezwang zum Schluss noch Torwart Peter Shilton. (c) REUTERS (© POOL New / Reuters)

Auch privat lief alles bestens: 1989 heiratete Maradona seine langjährige Freundin Claudia Villafane. Die Ehe sollte bis zum Jahr 2004 halten, ihr entsprangen zwei Töchter. (c) REUTERS (Reuters)

Der aber nicht gerade als Kostverächter bekannte Maradona unterhielt in seiner Zeit in Neapel ein Verhältnis mit der Italienerin Cristiana Sinagra. Mit ihr zeugte er Sohn Diego junior (geboren 1986). Erst 1995 stellte ein italienisches Gericht die Vaterschaft fest. (c) REUTERS (HO)

Auch bei der WM 1990 erreichte Maradona mit Argentinien das Finale, diesmal mussten sich die "Albiceleste", die "Weiß-Himmelblauen", Deutschland 0:1 geschlagen geben. In der Saison nach der WM begann Maradonas Bruder Hugo übrigens sein Kurzengagement bei Rapid Wien. Dreimal konnten die Grün-Weißen in der Bundesliga einen Maradona aufbieten. (c) Reuters (© Reuters Photographer / Reuters)

Mit Diegos Karriere ging es langsam abwärts: 1991 wurde er wegen Drogenkonsums 15 Monate gesperrt. Das war auch das Ende seiner Zeit in Neapel. 1992 fand er über den FC Sevilla ins Nationalteam zurück, wo er bei der WM 1994 wegen Dopings vom Turnier ausgeschlossen wurde. (c) REUTERS (© Reuters Photographer / Reuters)

Nach einem Kurzengagement bei Club Atlético Newell’s Old Boys in Argentinien kehrte Maradona 1995 als 34-Jähriger zu den Boca Juniors zurück, wo er 1997 sein letztes Spiel als Profi machte. (c) AP (HUGO RAMOS)

Im Jahr 2000 erlitt Maradona einen Herzinfarkt, der auf exzessiven Kokainkonsum zurückgeführt wurde. Diego begann eine Entziehungskur auf Kuba. (c) REUTERS (© Reuters Photographer / Reuters)

Die folgenden Jahre waren durch zahlreiche Rückschläge geprägt. Immer wieder musste der vom Kampf gegen seine Sucht sichtlich gezeichnete Maradona ins Krankenhaus gebracht werden. (c) AP (THANASSIS STAVRAKIS)

Erst ab 2005 zeigte sich eine Besserung: Diego Maradona ließ sich den Magen verkleinern und schloss seinen Entzug ab. Schon 2006 präsentierte er sich in deutlich verbesserter Form. (c) GEPA/ Panoramic

Seine Fans hatten ihn sowieso nie vergessen: Sie gründeten zu Ehren des "Fußballgottes" Diego Maradona seine eigene Kirche: Zu den zehn Geboten der "Iglesia Marodoniana" (Maradona-Kirche) gehört etwa "Liebe das Fußballspiel über alles" und "Sei kein Dickkopf und lass die Schildkröte nicht entkommen." In dieser Kirche wird D10S verehrt (spanisches Wortspiel: Dios = Gott, 10 war die Nummer auf Maradonas Trikot), am 30. Oktober, dem Geburtstag Maradonas, wird in der Iglesia Maradoniana "Weihnachten" gefeiert. (c) REUTERS (© Reuters Photographer / Reuters)

Ende Oktober 2008 wurde Diego Maradona eine hohe Ehre zuteil: Wenige Tage vor seinem 48. Geburtstag wurde er zum neuen Nationaltrainer Argentiniens auserkoren. Und das, obwohl der "Goldjunge" kein große Erfahrung als Trainer hat: Zweimal hatte er sich erfolglos als Trainer argentinischer Zweitligisten versucht. (c) AP (Eric Gay)

In seinem ersten Spiel als Trainer der Gauchos hatte Maradona jedenfalls einiges zu lachen: Argentinien siegte in Schottland mit 1:0. (c) REUTERS (DAVID MOIR)

Danach ging es für Maradona nur mehr abwärts: Nach einem 1:6-Debakel in Bolivien, einer 0:2-Schlappe in Ecuador einer bitteren 1:3-Heimniederlage gegen Brasilien und einem peinlichen 0:1 gegen Paraguay geriet die WM-Qualifikation Argentiniens ernsthaft in Gefahr. Die Kritik an Maradona wuchs, Anfang Oktober dachte der "Goldjunge" öffentlich über einen Rücktritt nach. (c) EPA (CECILIA PUEBLA)

Maradona blieb aber und schaffte in letzter Minute noch die Qualifikation für die WM. Im Siegestaumel bedachte er seine Kritiker mit vulgären Äußerungen und Gesten, weswegen ihn die Fifa für zwei Monate sperrte. (c) AP (Andres Cuenca)

Am 12. Juni 2010 warf sich Maradona für sein erstes WM-Spiel als Trainer in feinen grauen Zwirn. Gegen Nigeria feierte sein Team einen verdienten 1:0-Sieg. Auch die beiden anderen Spiele in der Vorrunde gewann Argentinien: Südkorea wurde 4:1 besiegt, gegen Griechenland gab es ein 2:0. (c) EPA (SRDJAN SUKI)

Mit dieser beeindruckenden Leistung brachte Maradona seine Kritiker rasch zu schweigen. Das 3:1 im Achtelfinale gegen Mexiko verbesserte die Laune natürlich noch mehr. (c) REUTERS (ENRIQUE MARCARIAN)

Doch im Viertelfinale gab es eine bittere Niederlage für Maradona und sein Team: Gegen Deutschland verlor man sang- und klanglos mit 0:4. (c) AP (Gero Breloer)

Die deutschen Fans sollten recht behalten: Zwei Tage nach dem WM-Aus erklärte Diego Maradona am 5. Juli seinen Rücktritt vom Amt des Teamchefs. (c) EPA (MARCUS BRANDT)

Nach rund elf Monaten war Maradonas Trainerkarriere bei dem Clubs Al-Fujairah in der zweithöchsten Liga der Vereinigten Arabischen Emirate im April dieses Jahres vorzeitig beendet. Die Mannschaft schaffte als Dritter in der Tabelle nicht den direkten Aufstieg in die höchste Liga des Landes. REUTERS

Heuer im Mai wurde bekannt, dass Maradona nach der WM Präsident des weißrussischen Clubs Dinamo Brest werden soll. Er unterzeichnete einen Dreijahresvertrag und soll für die strategische Entwicklung des Vereins zuständig sein.  REUTERS

Bei der Fußballweltmeisterschaft in Russland zeigt sich der ehemalige Weltfußballer nicht von seiner besten Seite. Beim 2:1 Siegestor Argentiniens gegen Nigeria, hielt er beide Mittelfinger in Luft... APA/AFP/OLGA MALTSEVA

...und weil er so ausgelassen jubelte, musste nach dem Spiel in ärztliche Behandlung. imago/ITAR-TASS

(APA/dpa/Reuters)