Nations League

Deutschlands trostlosestes Fußballjahr

Missmutig, grantig, von Misserfolgen genervt und geplagt: Joachim Löw.
Missmutig, grantig, von Misserfolgen genervt und geplagt: Joachim Löw. (c) APA/Federico Gambarini
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Das DFB-Team muss in Liga B absteigen, will sich aber mit einem Sieg gegen die Niederlande beweisen und den Sprung in Topf eins für die Auslosung zur EM-Qualifikation 2020 schaffen. Joachim Löw wirkt genervt.

Frankfurt. Deutschland ist in der Nations League nur noch zweitklassig – das Stigma des Abstiegs wurmt Joachim Löw mehr, als er öffentlich zugeben möchte. Die Revanche gegen die Niederlande zum Abschluss des historisch schlechtesten WM-Jahres steht nicht nur für Löw heute in der Schalke-Arena (20.45 Uhr, live ARD) im Zeichen des Umbruchs und Neuaufbaus. „Unser Blick richtet sich klar in Richtung der EM 2020, für die wir uns qualifizieren werden – und bei der wir wieder eine starke Mannschaft ins Turnier schicken“, sagte der Badener, 58, fast trotzig.
An Löws Reformwillen und Reformfreude gibt es laut Oliver Bierhoff trotz diverser Negativmarken im so trostlosen WM-Jahr 2018 keinen Zweifel. Sechs Niederlagen in einem Kalenderjahr gab es noch nie in 111 Jahren deutscher Länderspielgeschichte. Nur zwölf Tore in einem Jahr sind absoluter Negativwert unter Chefcoach Löw seit 2006.
„Er ist mit viel Freude dabei. Man kann das schon ein bisschen mit dem Confed Cup vergleichen. Weil er einfach Lust hat, neue Dinge anzugehen, neue Impulse zu setzen“, beteuert der Teammanager. Löws Aufstellung gegen Holland wird weitere Hinweise liefern, wie forsch der entthronte Weltmeister-Coach den Umbau der DFB-Elf angeht. Im Vergleich zur jungen Leipzig-Formation, die gegen Russland beim 3:0 überzeugte, stehen einige Arrivierte wieder zur Verfügung. Real-Star Toni Kroos ist nach einer Erholungspause wieder dabei. Reus (Dortmund) und Hector (Köln) stehen wieder im Training. Ob sie gegen die Niederländer mitwirken können, bleibt offen. Thomas Müller muss spielen – er begeht heute sein 100. Länderspiel.

Gespuckt, gewischt, gewonnen

Für die finale Vorbereitung auf das Holland-Spiel zog der DFB-Tross in die Sportschule Kaiserau ein. Löw und Bierhoff versuchten, die Spannung bei Kapitän Manuel Neuer und der jungen Generation um Leroy Sané noch einmal aufzubauen. „Am Herangehen an das Spiel hat sich nichts geändert. Das ist einfach ein Prestigeduell.“


Nicht vergessen ist zudem die Demütigung beim 0:3 im Oktober in Amsterdam. Oranje ist der Erzrivale, das Duell ist historisch gewachsen mit epischen Spielen und Ausrastern; etwa der Spuck-Attacke von Frank Rijkaard auf Rudi Völler (WM 1990) oder Ronald Koemans Auftritt, als er Olaf Thons Trikot (EM 1988) missbräuchlich zur Körperhygiene verwendet hat. Dass Koeman nun Bondscoach ist und Deutschland mit dem 2:0 gegen Frankreich in Liga B der Nations League geschickt hat, entbehrt zusätzlich nicht einer gewissen Brisanz.


Sportlich zu retten ist die Bilanz als Schlusslicht der Gruppe 1 für Deutschland nicht mehr. Mit einem Sieg gegen die Holländer könnte aber die Chance auf einen Platz im besten Lostopf für die EM-Qualifikation gewahrt werden. Würde das DFB-Team in dem Setzranking für die Pan-EM 2020 mit Gruppenspielen in München den bisherigen Platz elf behalten und in Topf zwei ruhen, droht ein Gegner vom Kaliber Frankreich, Italien, Belgien oder Spanien. Nur die besten zehn Teams kommen bei der Auslosung am 2. Dezember in Dublin in den ersten Topf. Acht von zehn Plätzen sind bereits vergeben. (fin)

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