Fußball: WM-Turnier der Meilensteine

Titelverteidiger USA steht im Finale.
Titelverteidiger USA steht im Finale.(c) REUTERS (DENIS BALIBOUSE)
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Die Endrunde in Frankreich brachte spannende Spiele, weltweite TV-Rekorde und dem Kampf um Gleichberechtigung viel Aufmerksamkeit. Interesse und Entwicklung sind enorm.

Lyon. Die 8. Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen in Frankreich ist Geschichte. Mit dem Finalsieg der USA über Europameister Niederlande ging das Turnier in Lyon zu Ende. Dass Fifa-Präsident Gianni Infantino von der „besten WM aller Zeiten“ schwärmte, war nicht anders zu erwarten. Einerseits, weil es der geschäftstüchtige Funktionär sagen musste. Andererseits, weil es beachtliche Spiele gab und auch gesellschaftspolitisch neue Maßstäbe gesetzt worden sind. Die Meilensteine dieser WM:

Teilnehmerfeld

Der 13:0-Rekordsieg der USA gegen Thailand blieb die Ausnahme, die K.-o.-Phase bot durchwegs spannende Duelle auf Augenhöhe. Erst 2015 wurde die WM auf 24 Teams aufgestockt, bereits für 2023 strebt Fifa-Präsident Gianni Infantino die nächste Erweiterung auf 32 Teilnehmer an. Dies müsste bei der nächsten Sitzung des Fifa-Council im Oktober beschlossen werden. Für die WM in vier Jahren haben sich gleich neun potenzielle Gastgeber beworben: Heraus sticht die gemeinsame Bewerbung von Nord- und Südkorea, ebenfalls interessiert sind Argentinien, Australien, Bolivien, Brasilien, Kolumbien, Japan, Neuseeland und Südafrika. Die Frist läuft bis 4. Oktober, die Vergabe erfolgt im März 2020.

Preisgeld und Prämien

Für die WM in Frankreich hatte die Fifa das Preisgeld auf 30 Millionen US-Dollar (rund 26,7 Mio. Euro) verdoppelt. Für 2023 will der Weltverband noch einmal auf 60 Millionen US-Dollar (rund 53,4 Millionen Euro) erhöhen. Erstmals erhielten die Teilnehmer auch Geld für die Vorbereitung und Vereine wurden für die Abstellung der Spielerinnen entschädigt. Die Lücke zu den Männern aber ist nach wie vor groß: Für die WM 2022 in Katar sollen die Prämien rund 440 Millionen US-Dollar betragen.

Etliche Sponsoren haben ihre Prämien ebenfalls angepasst. Adidas wollte bei einem Titelgewinn den Spielerinnen genauso viel zahlen wie den Männern. Mit den USA und Niederlanden standen jedoch zwei von Nike gesponsorte Teams im Finale. Auch der US-Ausrüster vermeldete einen Rekord: Das Trikot der Amerikanerinnen ist bereits jetzt das bestverkaufte Fußballshirt einer Saison aller Zeiten.

Stars

Die Brasilianerin Marta, vielleicht die bekannteste Fußballerin, schrieb mit ihrem 17. WM-Tor Geschichte und nutzte die sportliche Bühne ebenso wie Megan Rapinoe, um ihr Anliegen für Gleichberechtigung vorzubringen. Die US-Kapitänin erlangte als „wandelnder Protest“ gegen Gender-Missstände und Präsident Donald Trump weltweite Aufmerksamkeit.

Zuschauer und Quoten

Das Interesse wächst, wie die Zahlen belegen. Laut Fifa haben bis Freitag auf allen TV-Kanälen und Plattformen mehr als 850 Millionen Menschen weltweit die WM-Spiele verfolgt. Inklusive des Final-Wochenendes werde die Rekordmarke von einer Milliarde Fans geknackt, das ist eine Verdopplung im Vergleich zur WM vor vier Jahren. Die meisten Zuschauer lockte bisher das Achtelfinale zwischen Brasilien und Frankreich mit weltweit knapp 58,8 Millionen Zuschauern an – ein Allzeitrekord für ein Frauenspiel.

Für die 52 WM-Spiele wurden insgesamt 1,163.000 Eintrittskarten laut Fifa verkauft, 75 Prozent davon an französische Fans. Allerdings traten nicht alle den Weg ins Stadion an, wie die leeren Sitzplätze im offiziell ausverkauften Halbfinale zwischen den Niederlanden und Schweden belegten.

Videobeweis

Wie bei den Männern 2018 gab der Videobeweis heuer seine WM-Premiere bei den Frauen. Die Umsetzung fiel jedoch weniger geglückt aus, was der mangelnden Erfahrung vieler Schiedsrichterinnen, den Technik-Schulungen im Vorfeld zum Trotz, geschuldet war. Die Korrekturen belegen, dass der Videobeweis auch im schneller gewordenen Spiel der Frauen unerlässlich ist, es in der Handhabung aber viel zu verbessern gibt. (swi)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.07.2019)

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