Megan Rapinoe führte Amerika zum vierten WM-Sieg, Präsident Donald Trump steht unter Druck: Jetzt muss er das Frauenteam einladen.
New York. Sie hat gewonnen, nicht nur den Titel mit den Amerikanerinnen, sondern auch den Preis als beste Spielerin der Fußball-WM in Frankreich. Spätestens mit dem 2:0 im Finale gegen die Niederlande ist Megan Rapinoe, 34, im ganzen Land bekannt. Fans laufen mit ihrem Trikot herum. Symbolisch war auch die Reaktion der Zuseher beim Public Viewing im tiefliberalen New Yorker Stadtteil Brooklyn: „Megan for president!“
Amerikas erste Präsidentin wird Rapinoe nicht werden, dafür ist sie zu undiplomatisch. „I'm not going to the fucking White House“, verkündete sie ja schließlich selbst bereits vor der WM in Frankreich. Dabei bezog sie sich freilich nur auf Donald Trump, den sie nicht mag. Der Präsident, der nur selten eine Chance für Streit auslässt, ließ sich nicht zweimal bitten und twittere: „Megan sollte erst gewinnen, und dann reden.“
Einladung: Ja oder Nein?
Gesiegt hat Rapinoe, und wie. Als beste Spielerin, Torschützenkönigin mit sechs Treffern. Reden tut sie immer noch, und die Nation fragt sich, was Trump nun macht. Montagnachmittag hatte er noch keine Einladung in das Weiße Haus ausgesprochen. „Wir werden uns das anschauen“, ließ er Journalisten wissen. „Wir haben noch nicht darüber nachgedacht.“
In Wahrheit denkt er seit Tagen darüber nach, selbst das Finale hat er sich eigenen Angaben zufolge angeschaut. Wie es sich gehört, gratulierte er auch dem Team. Rapinoe erwähnte er nicht. Die Einladung wird wohl kommen. Trump hat keine Wahl, weil auch die oberste Demokratin, Nancy Pelosi, das Team ins Kapitol gebeten hat.
Die Weltmeisterinnen hingegen stecken in einer Politdebatte. Schlägt das Team die Einladung aus, wie manch Profiteam zuvor? Kann das aber ein Nationalteam, und wer hat das zu entscheiden? Die eine oder andere Spielerin dürfte Trump nicht ganz so furchtbar finden wie Rapinoe. Oder reist nur das halbe Team nach Washington?
Ein Ziel haben Rapinoe und ihre Kolleginnen jedenfalls erreicht. Sie haben eine Debatte über die ungleiche Bezahlung zwischen Männern und Frauen ausgelöst. Eine einfache Antwort darauf gibt es nicht. Schließlich füllen die Herren Woche für Woche in ihren Ligen die Stadien, während der Frauenfußball – abgesehen von der grandiosen WM – immer noch beinahe unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindet. Zumindest in den USA wird sich das ändern, sofern die National Women's Soccer League nicht auch diese Gelegenheit, aus dem vierten WM-Triumph endlich Kapital zu schlagen, verpasst.
Trump würde eine gleiche Bezahlung „gern sehen“. Allerdings müsse man sich „die Zahlen anschauen“. Der Streit zwischen Rapinoe und ihm wird weitergehen.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.07.2019)