Rapid: Tägliches Brot zum Zähneausbeißen

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Bei Rapid ist nichts im Entstehen, Trainer Schöttel will darum zu einem defensiveren Fußball zurückkehren. Damit drehen sich die Hütteldorfer wieder einmal im Kreis.

Wien. Rapid hatte noch in der Winterpause große Pläne, mit der Bestellung eines neuen Sportdirektors dachten die Verantwortlichen, dass man den Trainer endlich entlastet, ein wenig den Druck nimmt. Geworden ist es ein klassischer Fehlstart, die Hütteldorfer sind seit fünf Runden sieglos, im Frühjahr hat man ganze zwei Punkte gemacht. Der Rückstand auf Spitzenreiter Austria ist auf 20 Zähler angewachsen, auf Salzburg fehlen fünf Punkte, wobei der Konkurrent zwei Spiele weniger ausgetragen hat. Rang zwei wäre heuer mit der Berechtigung, in die Qualifikation zur Champions League einzusteigen, verbunden. Eine vorerst einmalige Chance.

Weniger Tore als Ried erzielt

Die Rapid-Fans sind wütend, sie lassen vor allem im Internet gehörig Dampf ab. Schließlich hat sich die Mannschaft von Peter Schöttel im dritten Saisonduell mit Aufsteiger WAC die dritte Niederlage eingehandelt – diesmal sogar nach 1:0-Führung und dann auch noch gegen neun Mann. In die Verantwortung genommen wird der Trainer, als Spieler ein grün-weißes Urgestein und geliebt, als Betreuer jedoch nicht überzeugend. Wenn Rapid einmal weniger Tore als Ried erzielt (das Verhältnis lautet 38:40), dann stimmt für viele die Relation nicht mehr.

Die Hütteldorfer haben sich ein Problem eingehandelt, finden aber keinen Ausweg mehr. Rapid ist mittlerweile nur in der Lage, sich gegen die Wiener Austria und gegen Salzburg in einer ansehnlichen Art und Weise zu präsentieren. Zwei Gegner, die der Spielweise des Rekordmeisters entgegenkommen, weil sie selbst daran interessiert sind, mit spielerischen Mitteln zum Erfolg zu kommen. Austria und Salzburg geben der Schöttel-Truppe regelmäßig den notwendigen Raum, den sie offenbar auch braucht, um Erstliga-Fußball zu zeigen.

Die Meisterschaft aber besteht nicht nur aus Schlagerspielen, Rapid beißt sich am täglichen Brot die Zähne aus. Die Mehrzahl der Gegner richtet sich nach der Art und Weise, wie Rapid agiert. Das drückt sich in der Regel in einer gewissen Passivität – um nicht zu sagen Destruktivität – aus. Damit können die Hütteldorfer wenig bis gar nichts anfangen. Dass solche Duelle zumeist nicht zum Anschauen sind, das gehört bereits zum Liga-Alltag. Das höchste der Gefühle ist dann ein Arbeitssieg.

Peter Schöttel wurde aus Wr. Neustadt geholt, dort musste er sich aufgrund der mannschaftlichen Schwächen auch taktisch nach der Decke strecken. Bei Rapid aber sind die Anforderungen ganz andere, nur findet der Trainer kein Konzept, das die Mannschaft auch erfolgreich umsetzt. Wenn Peter Schöttel argumentiert, sein Team hätte in Kärnten verloren, weil es zu wenig Einsatz gezeigt habe, dann irrt er. „Es fehlt der letzte Wille“, sagt er. „So nachlässig zu agieren ist schwach.“

Schwach grenzt an Untertreibung, wer gegen neun Gegenspieler nicht zumindest einen Punkt holt, dem fehlt es an Spielintelligenz. Rapid ist immer noch unendlich abhängig von Steffen Hofmann, daran hat sich auch mit der Verpflichtung von Branko Boskovic – der auch nicht jünger geworden ist – wenig geändert.

Abenteuer macht Pause

Die Abwehr ist löchrig, darum wird Trainer Schöttel zu seinem alten System zurückkehren. Die offensivere Variante wird eingemottet, damit wächst die Gefahr, dass das Abenteuer ganz Pause macht. Wenn das passiert, dann hat der WAC nicht nur drei Punkte gewonnen, sondern auch den Kampf um die Fußball-Philosophie.

tipp3 Bundesliga 24. Runde

1. Austria
2. Salzburg
3. Rapid
4. Sturm Graz
5. Ried
6. WAC
7. Mattersburg
8. Innsbruck
9. Admira
10. Wr. Neustadt

Nächste Runde: Samstag: Wr.Neustadt–Austria Wien, Rapid–Mattersburg, Admira–WAC, Ried– Sturm Graz. Sonntag: Innsbruck–Salzburg.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.03.2013)

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