Schöttels Befreiung aus dem grün-weißen Irrgarten

Schoettel
Schoettel(c) APA/HERBERT NEUBAUER (HERBERT NEUBAUER)
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Rapid setzte Peter Schöttel einen Tag nach der peinlichen Cup-Blamage gegen Pasching als Cheftrainer ab. Interimistisch springt wieder einmal Zoran Barisic ein.

Wien. In den Vormittagsstunden war Auslaufen angesagt. Ausschütteln der Beine, die allerdings gar nicht so müde sein konnten. Überanstrengt hatte sich die Rapid-Mannschaft im Cup-Viertelfinale gegen den SV Pasching jedenfalls nicht, statt über Muskelschmerzen jammerten einige über brummende Schädel. Als Trainer fungierte zu diesem Zeitpunkt noch Peter Schöttel. „Ich bin noch immer fassungslos“, waren seine Worte. Die Frage nach dem Warum stellte den Wiener, einst als Abwehr-Ikone von den Fans gefeiert, jetzt verspottet und verhöhnt, vor ein Rätsel. „Ich habe keine Erklärung – ganz ehrlich“, ließ er den Sky-Reporter wissen. Ob er am Sonntag gegen die Austria noch auf der Trainerbank sitzen werde? „Wenn man mir nichts Gegenteiliges sagt, dann ja.“

Kurz nach 14Uhr wurden alle Spekulationen beendet. Der Verein gab offiziell bekannt, dass man sich dazu entschlossen hat, Cheftrainer Peter Schöttel und seinen Assistenten, Dritan Baholli, mit sofortiger Wirkung von ihren Aufgaben zu entbinden. Dieser Schritt war zu erwarten, was hätten der Präsident und das Präsidium auch anderes machen sollen? Die Mannschaft kann man nicht tauschen, die Spieler, die keinen Einsatz gezeigt haben, nicht vor die Türe setzen. Das wäre reine Geldvernichtung, und die Spielergewerkschaft hätte man auch noch am Hals.

Peter Schöttel hat bei der Vienna und bei Wr.Neustadt gute Arbeit verrichtet, aber Hütteldorf, das ist eine andere Fußballwelt. Dass in der Mannschaft grundsätzlich ein gewisses Potential steckt, das hat man teilweise auf dem Weg in die Gruppenphase der Europa League gesehen. In den folgenden Spielen aber war man dann überfordert, auch in den Heimpartien. Schöttel, dessen Rückennummer 5 auf ewige Zeiten nicht hätte vergeben werden sollen, war schon im Herbst auf dem besten Weg, in einem Irrgarten zu landen. Ein grün-weißer Irrgarten, aus dem er keinen Ausweg mehr gefunden hat. Gegen Pasching war er dann völlig überfordert und hilflos.

Nach Peter Pacult wollte die Vereinsleitung einen Anti-Pacult engagieren. Und hat dabei übersehen, dass Schöttel in Wahrheit schon einmal bei Rapid gescheitert ist – als Sportdirektor. Aber er ist ein Trainer, der sich gewählt ausdrücken kann, er eckt nicht an, er beleidigt niemanden. Nach außen hin erscheint er pflegeleicht, das war den Funktionären nur recht. Er begehrte nicht auf, er polterte nie. Viele stempeln Schöttel als zu weich ab. Zu weich für eine hartgesottene Profimannschaft, die mehr im Rampenlicht steht als ein unterklassiger Verein oder ein besserer Dorfklub.

Der Mann, der nun wieder einmal zum Retter in der Not werden soll, der heißt Zoran Barisic. Er kennt Rapid in- und auswendig, er war Meister mit Rapid als Spieler und als Betreuer, als Assistent von Peter Pacult. Er ist ein Kumpeltyp, der aber genau weiß, was er will. Der 42-Jährige setzt auf Vertrauen, er geht auf jeden Einzelnen ein, er setzt sich mit dem Team in ein Boot.

Zur Erinnerung: Barisic war nach der Trennung von Peter Pacult im April 2011 zum interimistischen Chefcoach bestellt worden. Unter seiner Führung kamen die Hütteldorfer in acht Ligaspielen auf lediglich elf Punkte. Dazu gab es im Derby gegen die Austria einen unrühmlichen Platzsturm der Fans. Am Ende reichte es nur zu Platz fünf – dem Platz, auf dem Barisic die Mannschaft übernommen hatte. Einen derartigen Absturz, der sogar den Europacup-Startplatz in Gefahr bringen könnte, soll der ehemalige Freistoßkönig in den kommenden Wochen verhindern.

Aus dem bisherigen Trainerteam bleiben Thomas Hickersberger und Tormanntrainer Raimund Hedl. Neuer Ko-Trainer ist Carsten Jancker, zuletzt Nachwuchschef.

Auf einen Blick

Rapid reagierte auf die anhaltende Talfahrt und entließ nach dem 0:1 gegen Pasching Trainer Peter Schöttel mit sofortiger Wirkung. Zum neuen Chefcoach wurde der bisherige Amateurtrainer, Zoran Barisic, bestellt. Sein Assistent ist Carsten Jancker.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.04.2013)

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Kommentare

Probleme nicht gelöst

Der übliche Reflex: Trainer feuern und auf ein Wunder hoffen. Klappt aber selten.

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