Das Fußballklub-Shopping von US-Milliardären

Fussballklub Shopping US Milliardaeren
Fussballklub Shopping US Milliardaeren(c) REUTERS (LUKE MACGREGOR)
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Mit der Übergabe des FC Fulham an Shahid Khan läuft bereits der sechste Ligaklub unter US-Regie. Elf der 20 Vereine werden von ausländischen Investoren geführt, Fußball-England hinterfragt die Strategie.

London/Fin. Die Übergabe des FC Fulham von einem Milliardär an den anderen verlief Anfang der Woche unspektakulär. Ein Dress wurde übergeben, ein Foto gemacht, das war's. Doch hinter den Kulissen der Premier League sorgte das für Bewegung. Über die Verkaufssumme vereinbarten Mohamed al-Fayed, der in Craven Cottage sechzehn Jahre lang Regie geführt und 300 Millionen Euro in den Klub gepumpt haben soll, und US-Investor Shahid Khan Stillschweigen. 230 Millionen Euro soll der Preis betragen, doch letztlich interessieren die Briten andere Zahlen. Fulham ist der sechste Klub der Premier League, der nun in US-Besitz ist. Der „Ausverkauf unserer Tradition“, ätzt „The Sun“, „geht weiter“.

Fulhams Fans sind darüber jedoch geteilter Meinung. Während sich die einen auf Investitionen, neue Spieler und schon sehr lang versprochene, renovierte Tribünen freuen, fürchten andere, dass ausländische Investoren Schlimmes im Schilde führen mit dem Tabellenzwölften der vergangenen Saison. Der „Guardian“ bewertete Fulhams Schicksal jedenfalls als „alarmierendes Signal“. Warum sich denn niemand zu fragen scheint, warum Amerikaner immer mehr Klubs aufkaufen...

Synergien und gute Geschäfte

Als erster US-Milliardär wurde Malcolm Glazer vorstellig, 2005 kaufte er Manchester United. Laut dem „Independent“ war ihm der Rekordmeister bislang 780 Millionen Pfund (902 Mio. Euro) an Ausgaben wert. Stan Kroenke (Arsenal/486,5 Mio. Euro), Randy Lerner (Aston Villa/73 Mio. Euro), Ellis Short (Sunderland/93 Mio. Euro), John Henry (Liverpool/348 Mio. Euro) und Khan machten es ihm nun nach. Nun sind insgesamt elf der 20 Mannschaften im englischen Fußballoberhaus in Händen ausländischer Investoren. Als Widerpart der Amerikaner treten der Russe Roman Abramowitsch (Chelsea) oder Scheich Mansour aus Abu Dhabi (Manchester City) auf. Aufsteiger Cardiff City gehört Vincent Tan aus Malaysia, Hull City ist in den Händen des Ägypters Assem Allam. Southampton schmückt die Liebherr-Holding aus der Schweiz.

Khans Ziel der Übernahme Fulhams sei es laut „Forbes“, in Großbritannien Synergieeffekte für größere Geschäfte zu generieren. Der gebürtige Pakistani, der als Zulieferer der Automobilbranche ein Privatvermögen in Höhe von 1,8 Milliarden Pfund angehäuft haben soll, ist wie Arsenal-Boss Kroenke Besitzer eines Football-Teams der NFL. Ihm gehören die Jacksonville Jaguars. Den Markt für diese Sportart bezeichnete der 62-Jährige in den USA zuletzt als gesättigt. Kroenke denkt ähnlich, er ist sogar noch tiefer im US-Sport verwurzelt. Denver Nuggets (Basketball), Colorado Avalanche (Eishockey) und die St. Louis Rams (NFL), all diese Klubs gehören ihm. Es ist ein Imperium.

Soccer ist in Amerika im Vergleich mit anderen Sportarten weiterhin nur Mitläufer. Khan hat eine Strategie – er verwendet London als Zugpferd. Jacksonville wird in den nächsten Jahren vier Ligaspiele im Wembley-Stadion austragen; und Fulham wird im Sommer wohl durch Amerika touren. Als das publik wurde, erhöhten sich binnen kürzester Zeit Fulhams Twitter-Follower und Facebook-Freude merklich – es sind Anhänger aus Jacksonville. Dass Werbewirtschaft, TV-Stationen und Sponsoren folgen und das Merchandising angekurbelt wird, ist logische Konsequenz. Das ist die eigentliche Motivation für dieses Fußballklub-Shopping. Es ist nicht Liebe zur Tradition, zum Sport oder gar der Gefallen an Fan-Chorälen – es geht einzig und allein um Geld.

Dem „Guardian“ ist das ein Dorn im Auge. „Kein anderes Land in Europa verkauft Fußballvereine wie wir. Deutschland, mit zwei Teams im Endspiel der Champions League, würde es nie dulden.“ Aber wer weiß, vielleicht werden in naher Zukunft US-Investoren auch im Ruhrpott vorstellig – und BVB-Dressen in Baltimore zum Kassenschlager.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.07.2013)

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