Sturm Graz in der Krise: "Es ist Feuer am Dach"

Tobias Kainz am Boden
Tobias Kainz am BodenGEPA pictures/ Hans Oberlaender
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Gegen zehn Rapidler verspielten die Steirer eine Führung und stehen nach fünf Pflichtspielen weiter ohne Sieg da. Die Hütteldorfer bewiesen Kampfgeist und Moral.

Der SK Rapid bleibt in der Liga im Vorwärtsgang. Praktisch mit einem Mann weniger ins Spiel gestartet, setzten sich die Hütteldorfer am Sonntag bei Sturm Graz verdientermaßen 4:2 durch und zogen in der Tabelle mit Red Bull Salzburg und Grödig gleich. Anders präsentiert sich die Lage hingegen bei Sturm. Verteidiger Michael Madl erkannte angesichts nur einem Zähler aus drei Runden folgerichtig: "Es ist Feuer am Dach."

Die Grazer taumeln in der noch jungen Saison von einer Pleite in die nächste. Ein glücklicher Punkt in Innsbruck zum Auftakt, seither setzte es vor heimischer Kulisse gegen Breidablik, Grödig und nun Rapid gleich drei Niederlagen en suite. Die Vorschusslorbeeren für Neo-Trainer Darko Milanic sind bereits verwelkt. Auf die Frage, ob er die Baustelle Sturm unterschätzt habe, antwortete der Slowene mit einem knappen "Ja".

Selbst das rasche 1:0 nach Ausschluss von Rapid-Youngster Maximilian Hofmann und darauf verwandeltem Foul-Elfmeter von Nikola Vujadinovic nach nur drei Minuten brachte keine Ruhe ins Grazer Spiel. Sturm zog sich mit einem Mann mehr zurück und ließ Rapid schalten und walten. "Wir sind es überhaupt nicht mehr gewohnt zu siegen, die Mannschaft hatte Angst nach der 1:0-Führung", sagte Milanic, der vor allem Kritik am Mittelfeld übte.

Milanic: "Wir waren einfach schlecht"

Dieses war nach dem verletzungsbedingten Ausfall von Anel Hadzic (Verdacht auf Seitenbandriss) nach 20 Minuten zusätzlich destabilisiert. "Wir haben ängstlich und ohne Idee gespielt. Die fünf Personen im Mittelfeld hatten zu wenig Ballbesitz, waren einfach schlecht", urteilte Milanic, der aufgrund seiner taktischen Ausrichtung jedoch auch selbst bereits in der Kritik steht.

Augenscheinlich ist, dass die Grazer die Vorstellungen ihres an der Seitenlinie gestikulierenden Trainers aktuell offenbar nicht umsetzen können. Die vor der Partie ausgegebene Devise, mutig nach vorne zu spielen, kam vor den Augen von Mäzen Frank Stronach und Ex-Trainer Franco Foda gegen dezimierte Rapidler nicht zur Anwendung. Milanic will angesichts nur eines Erfolgs in den jüngsten 13 Liga-Partien Ruhe bewahren. "Wir müssen jetzt schnell besser werden", war sich der Ex-Sturm-Profi aber bewusst.

Immerhin wartet am Samstag das Auswärtsspiel beim noch punktlosen Schlusslicht Admira. Da winkt Sturm sogar die Rote Laterne. Ein Szenario, das sich bei den vor der Saison vom Titelrennen träumenden Grazern keiner ausrechnen will. "Wir dürfen jetzt nicht den Kopf in den Sand stecken und müssen weiterarbeiten. Jetzt müssen wir eben gegen die Admira die ersten drei Punkte einfahren", forderte Flügelspieler Florian Kainz.

Rapid trotz den Strapazen

Gänzlich anders präsentiert sich die Gemütslage bei Rapid. Die Grünweißen zeigten im Liga-Hit zwischen den Europa-League-Auftritten gegen Asteras Tripolis trotz brütend heißer Temperaturen keine Verschleißerscheinungen. Nach dem Rückspiel gegen die Griechen am Donnerstag im Hanappi-Stadion geht es am Sonntag eben dort im Derby gegen die Austria weiter.

"Wir müssen von Spiel zu Spiel denken, wir können uns einen Tag freuen, ab morgen müssen wir uns aber schon wieder auf Donnerstag vorbereiten", umriss Torschütze Brian Behrendt die Marschroute des Rekordmeisters. Dass die aktuelle grünweiße Mannschaft dabei mit den traditionellen Rapid-Tugenden Einsatz und Leidenschaft punktet, freut natürlich auch ihren Trainer.

"Die Mannschaft macht Spaß. Sie hat gezeigt, dass sie laufen und auch Fußball spielen kann", meinte Zoran Barisic. Er erhoffe sich rechtzeitig vor dem Derby "noch eine Steigerung". Aufgrund der aktuellen Entwicklung darf Rapid zu Hause sogar als leichter Favorit ins Prestigeduell gehen. Mit einem Sieg lägen die Hütteldorfer nach vier Runden bereits sechs Zähler vor dem Erzrivalen.

(APA)

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